Kampfjets: Claude Longchamp sieht offenes Rennen
Braucht die Schweiz neue Kampfjets für sechs Milliarden Franken? Das Volk entscheidet bald – und dürfte sich auch von den Folgen der Corona-Krise leiten lassen.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 27. September entscheidet die Bevölkerung über die Beschaffung neuer Kampfjets.
- Im Fokus stehen die Finanzen und die Sinnfrage, sagt Claude Longchamp.
- Der Politologe sieht die Befürworter aktuell im Vorteil. Gelaufen sei das Rennen nicht.
Am 27. September geht es um die Zukunft der Schweizer Luftwaffe. Sechs Milliarden Franken möchte Verteidigungsministerin Viola Amherd (CVP) in neue Kampfjets investieren. Welche das sein werden, soll zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden.
Genau hier sieht Politologe Claude Longchamp eine entscheidende Differenz zur verlorenen Gripen-Abstimmung im Jahr 2013. Dazumal hätten nämlich die unterlegenen Anbieter alles unternommen, um die Vorlage zu bodigen.
«Kampfjet-Anbieter haben diesmal Interesse an einem Ja»
Eine unheilige Allianz der mächtigen Jet-Bauer mit den Gegnern gibt es diesmal nicht. «Alle haben ein Interesse, dass es ein Ja gibt», so Longchamp. Schliesslich wittern die potenziellen Anbieter ein Megageschäft.
Auch sonst sei die Ausgangslage heute anders als 2013. Zwar seien die Finanzen eines der zentralen Themen. «Im aktuellen Corona-Umfeld erscheint der Betrag noch höher als sonst. Hinzu kommt, dass Gegner mit hohen Folgekosten argumentieren.»
Dennoch: Viele Faktoren kommen bürgerlichen Befürwortern entgegen. So haben sich die Grünliberalen diesmal ins Ja-Lager geschlagen. Und: Viola Amherd versuche ganz bewusst, die Frauen abzuholen.
Claude Longchamp: «Gegner bis jetzt überraschend schwach»
Diese hatten grossen Einfluss am Urnen-Crash des Gripen. Wohl nicht ganz zufällig trat deshalb an der Medienkonferenz auch Kampfjet-Pilotin Fanny Chollet auf.
Im Fokus dürfte die «Sinnfrage» stehen, glaubt der Politologe. «Die Armee muss sicher noch argumentieren, warum es für den Luftpolizeidienst eine solche Summe braucht. Überraschenderweise sind aber auch die Gegner im Moment schwach.»
Noch vor zwei Monaten sei er unschlüssig gewesen, ob die Vorlage durchkommt. «Insgesamt sehe ich die Befürworter im Moment aber nun im Vorteil.» Sicher sei allerdings noch nichts. Entscheidend dürften deshalb die Kampagnen und die Aktualität im August sein.