Klimawandel: Apokalyptische Endzeitbilder sollen Wähler aufschrecken
Der Klimawandel dominiert den Wahlkampf. Doch die Klima-Allianz geht noch einen Schritt weiter. Apokalyptische Zukunftsbilder sollen die Wähler aufwecken.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Klima-Allianz sorgt mit Bildern von ausgetrockneten Flussbetten für Aufsehen.
- Damit will sie Wähler animieren, die aus ihrer Sicht «richtigen» Politiker zu wählen.
Bewölkter Himmel über dem Bundeshaus. Im Vordergrund, dort wo sich normalerweise die grüne Aare am Marzilibad vorbeischlängelt, stehen vertrocknete Bäume und Risse klaffen im Boden. Nur noch vereinzelte Pfützen garnieren das tote Flussbett.
Dieses apokalyptische Bild zeigt die Klima-Allianz in ihrer neuen Kampagne. Es ist Teil einer Serie, welche der Zusammenschluss aus über 70 Umweltorganisationen auf Social Media postet. Weitere Sujets zeigen das ausgetrocknete Zürich, Luzern oder das Verzascatal.
Die Kampagne soll jüngere Wähler an die Urne bringen, erklärt Lars Tödter von der Klima-Allianz. «Weniger als ein Drittel der 18 bis 29-jährigen Wahlberechtigten machten 2015 von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Genau jene Alterskategorie, die die längerfristigen, katastrophalen Konsequenzen einer ungebremsten Klimaerwärmung mit hoher Wahrscheinlichkeit zu spüren bekommen wird.»
«Endlich eine griffige und gerechte Klimapolitik»
Deshalb sollten die Wähler jene Kandidaten wählen, die sich für den Klimaschutz einsetzen. Zur Orientierung soll gemäss Klima-Allianz das Umweltrating dienen. Dieses dokumentiert das Umwelt-Abstimmungshalten der Kandidierenden.
Dass die Bilder aufschrecken, ist Absicht, erklärt Tödter. «Die Bilder sollten bewusst eine einprägsame Aussagekraft haben, um so die Aufmerksamkeit der jüngeren Generationen zu erreichen.» Bei den gezeigten Situationen stützt sich die Klima-Allianz auf die Klimaszenarien CH2018 des National Centre for Climate Services des Bundes.
«Längere Trockenperioden im Sommer sowie wesentlich mehr und heissere Hitzetage zählen darin zu den Kernerwartungen», so Tödter. «Es werden nicht nur die Wasserbestände klimabedingt abnehmen, gleichzeitig wird auch der Wasserverbrauch zunehmen.»
Klimawandel: Kein übertriebenes Szenario
Den Gewässern geht das Wasser aus. Wegen mehr Dürremonaten, aber auch weil die natürlichen Wasserspeicher wegschmelzen: die Gletscher. «Zudem wird das Risiko für Waldbrände in vielen Regionen der Schweiz, wie beispielsweise dem Tessin, massiv ansteigen.»
Die Szenarien seien also keineswegs übertrieben, sagt Tödter. «Im Gegenteil, die Konsequenzen der Klimakrise wurden in der Vergangenheit nicht ausreichend kommuniziert. Entsprechend wurden in der Politik auch keine griffigen Massnahmen beschlossen.»
Wichtige Hebel zur Bekämpfung der Klimakrise, wie zum Beispiel der Schweizer Finanzplatz seien bis jetzt nicht genutzt worden. Dieser sei noch immer auf Kurs für einen Temperaturanstieg von 4-6 Grad.
Die Klima-Allianz ist deshalb überzeugt: «Es braucht jetzt einen entschiedenen politischen Richtungswechsel. Und unsere Kampagne trägt dazu bei, dass das neugewählte Parlament endlich eine griffige und gerechte Klimapolitik beschliesst.»