Kommt als Nächstes die Maskenpflicht für Kinder ab 5 Jahren?
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat empfiehlt den Kantonen dringend, die Maskenpflicht an Schulen einzuführen.
- Selbst hat er aber unter 12-Jährige vom Tragen der Maske in Innenräumen ausgenommen.
- Die Maskenpflicht für Kinder könnte aber eine der nächsten Massnahmen sein
Bei den Schulen hat der Bundesrat nichts zu melden: «Bildung ist Sache der Kantone», wiederholt Gesundheitsminister Alain Berset mantramässig. Wenn nicht er selbst die Verantwortung delegiert, tun es Vertreter des BAG. Oder es sind die Kantone selbst, die auf ihr Recht pochen. Deshalb hat der Bundesrat weitgehend darauf verzichtet, Pandemie-Massnahmen im Bereich der obligatorischen Schule zu verordnen.
So gilt aktuell zwar eine Maskenpflicht in Innenräumen für Personen ab 12 Jahren. Dies würde zwar die letzten drei Schüler-Jahrgänge mitbetreffen. In Artikel 2 der «Covid-19-Verordnung besondere Lage» hat der Bundesrat aber noch einmal explizit festgehalten: «Zuständigkeit der Kantone».
Mit dem Entscheid, die Maskenpflicht an der Sekundarstufe II landesweit anzuordnen, hat der Bundesrat hier aber das Zepter übernommen. Folgen die unteren Stufen als nächstes, parallel mit der Maskenpflicht für Kinder auch im Detailhandel, ÖV oder Museen?
BAG denkt über Maskenpflicht für Kinder nach
Hört man dem BAG zu, liegt dieser Schritt auf der Hand. So hat die Leiterin Sektion Infektionskontrolle, Virginie Masserey, am vergangenen Dienstag Daten präsentiert, die nach kleineren Altersgruppen aufgeschlüsselt sind. Bereits im Dashboard des BAG ist ersichtlich, dass unter 9-Jährige und 10- bis 19-Jährige die zweithöchste und höchste Inzidenz aufweisen. Masserey zeigte auf, dass hauptsächlich die Kinder zwischen sechs und 14 Jahren dafür verantwortlich sind – also Primar- und Sekundarschüler.
Epidemiologisch betrachtet wäre es also sinnvoll, diese Altersgruppen den gleichen Massnahmen zu unterstellen, wie sie für Erwachsene gelten. Auf eine entsprechende Frage bestätigt Masserey denn auch: «In der Tat ist dies Teil der Dinge, über die wir nachdenken.» Mit einem Gesichtsausdruck, der wohl sagen soll: An uns soll es nicht liegen.
Kantone spuren bereits vor
Gleichermassen konsequent wäre dann wohl, an Schulen auch an unteren Stufen die Maskenpflicht einzuführen. Verschiedene Kantone kennen bereits eine Maskenpflicht zum Beispiel ab der vierten Klasse. In den Kantonen Zug, Schwyz und Luzern gilt sie ab der ersten Klasse.
Gleiches haben zum Beispiel Basel-Landschaft und der Aargau ab Januar vor. Der Kanton Glarus lehnt eine Maskenpflicht an Primarschulen dagegen rundweg ab.
Die Taskforce sieht die Maskenpflicht an Schulen als sehr effektive Massnahme an: Sie sei – nebst Lüften – «von grösster Bedeutung». Die Aussage steht allerdings im Widerspruch zur Haltung von «Pädiatrie Schweiz», des Verbands der Kinderärzte. Dieser fordert seit September unverändert, Maskenobligatorien müssten «auf ein unerlässliches Minimum reduziert werden». Masken hätten nur moderate Wirkung und würden den Gesamtverlauf der Pandemie kaum relevant beeinflussen.
Taskforce disst Kinderärzte
«Masken nützen extremst viel, das wissen wir jetzt einfach für dieses Virus», entgegnet Taskforce-Präsidentin Tanja Stadler. Man hat sich dazu sowohl innerhalb der Taskforce wie auch international ausgetauscht. «Es gibt immer wieder Stimmen, die sagen, Masken seien nicht ideal zum Beispiel zur Wahrnehmung von Emotionen», räumt Stadler ein.
Das stimme zwar, und ohne Pandemie würde man diese Diskussion schon gar nicht führen. «Aber die Option ist nicht, ‹Maske oder nicht›, sondern ‹Maske oder grösserer Ausbruch mit Quarantäne und so weiter›.»
Die Experten für Kinder-Psychologie innerhalb der Taskforce hätten klar gesagt, das Leiden unter einer Quarantäne sei höher zu gewichten. Offenbar auch höher als «Stimmen», selbst wenn diese aus der offiziellen und anerkannten Fachgesellschaft der Kinder- und Jugendmedizin erklingen.