Linke werfen AKW-Betreiber gezinkten Sicherheitsbericht vor
Nachdem die Axpo das AKW Beznau 1 drei Jahre vom Netz nehmen musste, gab der Bund grünes Licht. Doch am Sicherheitsbericht gibt es Zweifel, wie sich nun zeigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Der älteste Reaktor der Schweiz stand wegen Sicherheitsbedenken während drei Jahren still.
- Der Bericht, wonach die Bedenken unbegründet seien, wird in Zweifel gezogen.
- Die Schweizerische Energiestiftung überreichte heute über 10'000 Unterschriften.
Heute vor neun Jahren: 15 Meter hohe Tsunamiwellen donnern gegen das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi, mehrere Reaktorblöcke werden überflutet und nach Ausfall der Sicherungssysteme kam es zu Kernschmelzen. Durch die folgenden Explosionen gelangten radioaktive Stoffe in die Umwelt. Über hunderttausend Japaner mussten das Gebiet verlassen.
Die Nuklearkatastrophe von Fukushima ging in die Geschichte ein und erinnerte an die Gefahren der Atomkraft. In der Folge setzten viele Länder auf den Rückbau der Kernkraftwerke. Unter anderem auch die Schweiz: 2017 beschloss das Stimmvolk das vom Bundesrat angestossene Energiegesetz mit dem schrittweisen Atomausstieg.
Bund gibt grünes Licht nach Überprüfung
Neun Jahre nach Fukushima befürchtet SP-Nationalrat Beat Jans, dass die Schweiz noch immer nichts gelernt habe. Denn als Stiftungsratspräsident übergab Jans heute im Namen der Schweizerischen Energiestiftung (SES) dem Bundesrat über 11'500 Unterschriften. Die Petition fordert die vorläufige Ausserbetriebnahme des AKW Beznau 1.
Der Atomreaktor im Kanton Aargau ging 1969 in Betrieb und ist damit der älteste Reaktor der Schweiz. Während fast drei Jahren stand dieser still aufgrund von über 1000 Einschlüssen im Herzstück der Anlage, dem Reaktordruckbehälter.
2018 akzeptierte die Atomaufsichtsbehörde Ensi den von der AKW-Betreiberin Axpo selbst erstellten Sicherheitsnachweis – und liess den fast 60-jährigen Reaktor wieder ans Netz. Der Reaktordruckbehälter ist die wichtigste Komponente eines Kernkraftwerks, schrieb das Ensi. Die Einschlüsse im Stahl hätten aber keinen negativen Einfluss auf die Sicherheit.
Externes Gutachten kritisiert wissenschaftliche Standards
Ein Gutachten des unabhängigen Öko-Instituts Darmstadt im Auftrag von Greenpeace Schweiz und der SES zweifelt diesen Sicherheitsnachweis jedoch an. Denn weil das Originalmaterial fehlte, hatte die Axpo-Untersuchung auf eine Kopie eines Stahlrings zurückgegriffen.
Aus Sicht des Gutachter-Instituts ist das Verfahren mit einer Kopie bei einer so heiklen Angelegenheit unzulässig. Die von der Axpo angewandten Methoden widersprechen wissenschaftlichen Standards und seien von keinem internationalen Reglement anerkannt, heisst es im Bericht.
Beat Jans: Sicherheit an erster Stelle
SES und Greenpeace fordern jetzt: Beznau 1 soll erst wieder in Betrieb gehen, bis mit wissenschaftlich anerkannten Methoden bewiesen werden kann, dass die Unregelmässigkeiten im Herzstück des ältesten Schweizer Atomkraftwerks kein Sicherheitsproblem darstellen.
«Gerade bei alten Reaktoren muss die Sicherheit an erster Stelle stehen. Abstriche haben hier keinen Platz», so Beat Jans bei der Petitionsübergabe heute Vormittag. Eine erneute Überprüfung nach wissenschaftlich anerkannten Methoden tue demnach not. Eine Antwort vom Bund steht aus.