Militär auch für Frauen: Chance oder unfair?
Die Schweizerische Offiziersgesellschaft möchte auch eine Dienstpflicht für Frauen sehen. Linke und Armeegegner fordern zuerst gleiche Rechte.
Das Wichtigste in Kürze
- Gemäss Bundesverfassung muss jeder Schweizer Mann in die Armee oder Zivildienst leisten.
- Das soll auf Frauen ausgeweitet werden, findet die Schweizerische Offiziersgesellschaft.
- Die GSoA kündigt ihr Nein an, Mitte-Nationalrätin Marianne Binder sieht Chancen.
Bundesrätin Viola Amherd will den Frauenanteil in der Schweizer Armee auf zehn Prozent erhöhen. Bisher liegt er, wohl aufgrund der Freiwilligkeit, nicht einmal bei einem Prozent. Die Schweizerische Offiziersgesellschaft (SOG) will das ändern.
Sie schlägt eine allgemeine Dienstpflicht vor. Das würde bedeuten, dass auch Schweizer Frauen entweder in die Armee, in den Zivilschutz oder in den Zivildienst müssen. Gemäss SOG ist das die einzige Lösung, um den Personalnotstand zu lindern. Und auch, um Amherds Ziel zu erreichen. Weil eine solche Ausweitung der Dienstpflicht eine Verfassungsänderung voraussetzt, käme es zu einer Volksabstimmung.
GSoA wird sich wehren
Der Widerstand kommt – wohlgemerkt nicht überraschend – von links, insbesondere von der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA). Saskia Rebsamen, Sekretärin der Gruppe, erklärt auf Anfrage: «Die GSoA wird sich gegen eine Wehrpflicht für Frauen sowie gegen einen Bürger*innendienst für alle wehren.»
Also nicht nur der Militärdienst, sondern auch der Zivildienst und Zivilschutz «für alle» wird abgelehnt. Und das, obwohl diese beiden Bereiche «dem Schutz vor realen Bedrohungen» Rechnung trügen, wie Rebsamen sagt. Schon heute arbeiteten hauptsächlich Frauen in der Pflege und der Betreuung, «oft schlecht oder gar nicht bezahlt».
Solange diese Arbeit nicht besser anerkennt werde, wolle die GSoA auch nicht eine Dienstpflicht unterstützen. Schon gar nicht, fügt Rebsamen hinzu, solange auf Verfassungsstufe die Rechtsgleichheit von Frau und Mann nicht gewährleistet sei. Ganz nach dem Prinzip «gleiche Rechte gleiche Pflichten».
Chancen für Frauen im Militär
Das sieht Marianne Binder, Mitte-Nationalrätin aus dem Kanton Aargau, ein wenig anders. Zwar müssten die Details einer ausgeweiteten Dienstpflicht noch ausdiskutiert werden: Was ist beispielsweise, wenn beide Eltern gleichzeitig Dienst leisten müssen?», fragt Binder. Dennoch stehe sie der Idee «grundsätzlich positiv gegenüber».
Der Militärdienst insbesondere könne Frauen Chancen bieten, ist sich die Mitte-Politikerin sicher: «Das müsste besser kommunizieren werden.» Im Wehrdienst eigne man sich Führungskompetenzen an, könne sich über die Berufsgruppe hinaus vernetzen. Das sei doch nicht nur für Männer von Vorteil.
Zur Kritik von links sagt Binder: «Gleiche Rechte und gleiche Pflichten gehen grundsätzlich einher.» Zudem könne man auch mal entgegenhalten: «Und überhaupt: Überall sollen Quoten her, aber Militär- und Zivildienst sollen dann bitteschön Männerdomäne bleiben!»