SVP-Nationalrat Roger Köppel ist sicher, dass Russland nichts mit den Nord-Stream-Lecks zu tun hat. In seiner Partei sieht man dies differenzierter.
Roger Köppel Nord Stream
SVP-Nationalrat Roger Köppel tippt in der Wandelhalle des Bundeshauses auf seinem Laptop. Er ist überzeugt, die wahren Schuldigen der Nord-Stream-Attacken zu kennen. - Screenshot Twitter / Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • SVP-Nationalrat Roger Köppel kennt die Schuldigen hinter den Nord-Stream-Attacken.
  • Es sei nicht Russland, aber niemand getraue sich, etwas zu sagen.
  • Seine Parteikollegen im Parlament sind mit seiner Analyse nur teilweise einverstanden.
Ad

Weltwoche-Chef und SVP-Nationalrat Roger Köppel weiss, wie man Aufmerksamkeit generiert. Selbst für seine Verhältnisse rekordverdächtig viel Aufmerksamkeit erhielt aber ein Tweet vom Wochenende, in welchem sich Köppel den Nord-Stream-Lecks widmete. «Jeder weiss, wer dafür verantwortlich ist, aber niemand will es sagen.» Doch so viel Wissen trauen selbst SVP-Parlamentarier dem studierten Historiker aus eigenen Reihen nicht zu.

Köppel hört das Schweigen der Medien

Was Roger Köppel zwischen den Zeilen unterstellt, ist offensichtlich: Es war nicht Russland, sondern die USA. Doch herrsche «ohrenbetäubendes Schweigen der Medien» über die Nord-Stream-Attacken.

Nord Stream Leck
Das Nord Stream 1-Gasleck in der Ostsee, fotografiert aus einem Flugzeug der schwedischen Küstenwache. - Swedish Coast Guard/dpa

Bei letzterem Detail hat der Präsident der Aussenpolitischen Kommission, SVP-Nationalrat Franz Grüter, schonmal eine andere Wahrnehmung. «Man kann sicher nicht sagen, dass über den Fakt, dass es Explosionen gab, zu wenig ausführlich berichtet worden wäre.»

Nord Stream
Verlauf der Nord-Stream-Pipeline durch die Ostsee. - AFP/Archiv

3'500 Artikel in der Schweizer Mediendatenbank zu «Nord Stream» allein in der letzten Woche scheinen dies zu bestätigen. Auch, wenn als Top-Suchresultat eine Online-Kurzmeldung der Weltwoche angezeigt wird. Köppel meine aber wohl etwas anderes: «Dass vor allem darüber geschwiegen wird, wer abgesehen von den Russen ein Motiv hat und infrage kommt», so Grüter.

SVP-Büchel: «Ukraine macht super Propaganda»

«Immerhin hat sich der ehemalige Verteidigungsminister Polens ja bei den USA bedankt für diese Aktion», betont Grüter. Verschwiegen werden die möglichen Ursachen und Verdächtigten zwar nicht, wie Artikel diverser Medien zeigen. Aber: «Die Mainstream-Berichterstattung bei uns ist sicher nicht ausgewogen», hat der SVP-Nationalrat und Präsident der parlamentarischen Gruppe Schweiz-Russland, Roland Büchel, festgestellt.

Roland Büchel Franz Grüter
Die SVP-Nationalräte Roland Büchel (links) und Franz Grüter. - Keystone

«Die Information ist, wie sie ist», so Büchel, aber es herrsche Krieg und Propaganda sei ein Kriegsmittel. Die Ukraine erhalte eine weit grössere Plattform: «Die Ukraine betreibt eine geradezu weltmeisterliche Propaganda. Russland wohl auch, aber mehrheitlich im Inland.» Kritisches Hinterfragen sei legitim und nicht à priori verwerflich, betont deshalb auch Kollege Grüter.

Legitimer Diskussionsanstoss: Noch besser mit Fakten

Legitim ja, findet auch Büchel: «Eine Gegenthese dient immer als Diskussionsanstoss.» Mit einer aber doch entscheidenden Einschränkung: «Eine solche These wirkt noch stärker, wenn sie durch Fakten gestützt werden kann.» Bezeichnenderweise findet Köppel zwar, jeder kenne den Schuldigen und sage nichts, doch sagt er genauso wenig.

Denken Sie, dass Russland Nord Stream 1 und 2 sabotiert hat?

Köppels Umkehrschluss – anti-russische Propaganda, also muss es die USA gewesen sein – kann Büchel darum auch nicht nachvollziehen.

«Nein. Was klar zu sein scheint: Es war ein Anschlag und man weiss nicht, wer es war. Es wäre entgegen jeder Logik, dass es die Russen waren. Aber was ist in diesem Krieg schon logisch?»

Ich weiss, dass ich nichts weiss

Roger Köppel könne man sicher nicht vorwerfen, sich nicht eingehend mit dem Thema befasst zu haben, attestiert ihm Russland-Kenner Büchel. Aber man könne gut auch einmal etwas als Frage präsentieren.

Nord Stream Attacken USA
Auch andere Medien berichten ausführlich über mögliche Schuldige an den Attacken auf die Nord-Stream-Gaspipeline, auch die Weltwoche berichtet über das Dementi der USA. - Screenshots

Online wird darauf hingewiesen, dass die «Weltwoche» exakt diejenigen Argumente wiederhole, die von russischen Twitter-Bots gehypt werden. Sind «die Medien» auf ukrainische und die «Weltwoche» stattdessen auf russische Propaganda hereingefallen?

Büchel mahnt schlicht zur Zurückhaltung, ebenfalls ohne Namen zu nennen. «Es gibt viele Leute, die trotz dünner Wissensbasis ihren Senf dazugeben – und diesen als Wahrheit präsentieren. Dabei muss man doch ehrlich sagen: Wir wissen dies nicht und wir wissen das nicht.»

Bornholm Nord Stream Dänemark
Eine Fregatte der Königlichen Dänischen Marine liegt im Hafen von Ronne auf der Insel Bornholm, in deren Nähe die Nord-Stream-Pipelines verlaufen, am 30. September 2022. - Keystone

Also zurück zu den bekannten Fakten. Zum Beispiel die obenerwähnte Kurzmeldung der «Weltwoche zum Thema Nord-Stream-Attacken. Diese trägt den Titel: «USA waren ‹absolut nicht beteiligt›, sagt hochrangiger US-Militär». Dann… wird das wohl stimmen?

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Franz GrüterRoger KöppelNationalratWeltwocheAnschlagTwitterKriegSVP