Um den Super-Gau eines Super-Spreaders im Bundeshaus zu verhindern, gelten rigorose Massnahmen. Auch, dass Parlamentarier beim Corona-Test bevorzugt werden.
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So sieht das coronakonforme Bundeshaus aus. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Behörden setzen alles daran, dass es im Bundeshaus keinen Corona-Ausbruch gibt.
  • Parlamentarier erhalten deshalb sogar einen prioritären Zugang zum Testzentrum.
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Diese Woche wurde der erste Corona-Fall unter Bundesparlamentariern publik. FDP-Nationalrat Jacques Bourgeois ist im März an Covid-19 erkrankt. Nur Stunden später erfuhr Nau.ch: Mit dem Waadtländer Grünen Daniel Brélaz befindet sich der erste Nationalrat in Quarantäne.

Daniel Brelaz Coronavirus
An der Sommersession in der Bernexpo war er noch dabei, nun befand er sich für eine Woche in Quarantäne: der Waadtländer Nationalrat Daniel Brélaz (Grüne). Sein Sohn war vergangene Woche positiv auf das Coronavirus getestet worden. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA VALLE

Das Testresultat des 70-jährigen fiel negativ aus. Dennoch: Die Gefahr eines Super-spreaders im Bundeshaus ist nicht gebannt. Deshalb gilt eine strikte Maskenempfehlung, an die sich aber längst nicht alle halten.

Erich Hess Bundeshaus Schutzmaske
SVP-Nationalrat Erich Hess hielt sich bis vor Kurzem nicht an die Masken-Empfehlung der Parlamentsdienste. «Dieser Maskenball in der Wandelhalle ist lächerlich und vermittelt eine falsche Sicherheit», sagte er. - nau.ch

Um den Betrieb sicherzustellen, scheuen die Parlamentsdienste keine Mühen. Mit dem Inselspital fand vor der Bundeshaus-Rückkehr ein reger Austausch statt. Falls jemand Symptome verspürt, soll er oder sie umgehend zusammenpacken und zum Corona-Test antraben. Und zwar zu Fuss oder per Taxi.

Sonderbehandlung für Parlamentarier

Bei der telefonischen Anmeldung im Notfallzentrum sollen die Politiker dazu ihr Amt erwähnen. Das hat seine Gründe: Anders als das gemeine Volk müssen National- und Ständeräte nicht auf einen Test-Slot warten. Damit keine wertvolle Minute verloren geht, kommt das Inselspital den Politikern entgegen.

Weisung Coronavirus Parlament
Die Abläufe bei Corona-Verdacht im Bundeshaus sind bis ins Detail geregelt. - zvg

Sie werden gemäss Nau.ch-Informationen im sogenannten Fast Track getestet und nicht im «regulären Covid-Track». Das bestätigt Andreas Wortmann, Infrastrukturchef der Parlamentsdienste auf Anfrage. «So wird sichergestellt, dass der Abstrich und die Auswertung möglichst schnell erledigt werden können», erklärt er das Vorgehen.

Kein Schlange-Stehen mit dem Fussvolk

Die gewählten Volksvertreter können so im Innern des Insel-Notfalls platznehmen und den Abstrich vornehmen lassen. Der Covid-Track befindet sich dagegen an der frischen Luft in eigens aufgestellten Containern.

Inselspital Coronavirus Covid Track
Parlamentarier kommen am oft vollbesetzten «Covid-Track» des Inselspitals vorbei. - Keystone

Die Wartezeit beträgt dort je nach Ansturm der Testwilligen bis zu drei Stunden. Gerade für Verdachtsfälle mit bereits starken Symptomen ist das Anstehen bei Hitze, Kälte oder Niederschlag mühselig.

Inselspital Coronavirus Wartezone
Die Wartezonen im Covid-Track (links) und im Fast Track (rechts) des Inselspitals. - Keystone / Twitter/@inselgruppe

Dass die Parlamentarier einen anderen Zugang erhalten, bringt einen weiteren Vorteil mit sich. Das Testresultat soll ebenfalls schneller vorliegen und nach spätestens 12 Stunden kommuniziert werden können. So können die Politiker schnellstmöglich wieder ihres Amtes walten und an Abstimmungen im Bundeshaus teilnehmen.

«.. sonst wären Entscheide weniger legitimiert»

Die schnelle Abwicklung von Corona-Tests sei ein wichtiger Teil des Schutzkonzeptes, um die Session im Bundeshaus durchführen zu können. «Ohne diese Massnahmen besteht die Gefahr, dass mehrere Parlamentarier gleichzeitig und für längere Zeit nicht an der Session teilnehmen könnten.»

Coronavirus
Eine Frau lässt sich auf das Coronavirus testen. - Keystone

Die Entscheide von National- und Ständerat wären dadurch «demokratisch weniger legitimiert», so Wortmann. Das gilt es zu verhindern. Deshalb gibt es trotz Sonderbehandlung kein Pardon für Parlamentarier.

Denn nach dem Abstrich müssen sich diese komplett isolieren, bis ein negatives Resultat vorliegt. Erst dann dürfen die Politiker zurück ins Bundeshaus.

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