Patrouille Suisse, brauch ich nicht
Nach dem Unfall vorletzte Woche könnte die Patrouille Suisse am Wochenende bereits wieder eine Show fliegen. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Patrouille Suisse zeigt eventuell dieses Wochenende wieder ihre Show.
- Die Kunstflug-Staffel war in die Kritik geraten nach einem Zwischenfall.
- Braucht es solche Vorführungen? Ein Kommentar.
Zugegeben: Ich bin der Erste, der sein Handy zückt, wenn zufälligerweise die nationale Kunstflieger-Staffel genau über der Restaurant-Terrasse meiner Wahl trainingshalber einen Vorbeiflug in V-Formation spendiert. Es ist faszinierend, wie die Donnervögel scheinbar mühelos und pfeilschnell dicht nebeneinander durchs Nichts gleiten. Also, guckt, zeigt und filmt man.
Das Ausmass an Talent und Übung kann man als Laie nur erahnen. Wer schon mal bei Seitenwind einen Sattelschlepper überholt hat, weiss, dass unsichtbare Kräfte einen tüchtig verschaukeln können. Und die da oben, die machen das Gleiche in 3D und 4G in der Kurve. Allermeistens ohne Zwischenfälle.
Schön, aber auch nötig?
Ausser zum Beispiel Mitte Juni 2023, als sich zwei Jets der Patrouille Suisse im Training touchierten und einer gar seine Nase verlor. Kurz danach trainierten die Piloten wieder in grosser Höhe, jetzt wird gar über ein Comeback am Wochenende im Zürcher Oberland nachgedacht.
Klar sind wir stolz: Stolz, dass nicht nur Italien, Grossbritannien oder Red Bull eine Kunstflugstaffel haben. Stolz, dass wir Militärpiloten haben, die so gut fliegen können, da kommt ja ein Gegner wohl kaum mehr mit. Gegen eine akkurat ausgeführte «Gear Down Barrel Roll» hat der «böse Feind» keine Chance.
Ausser, dass dem natürlich nicht so ist. Im Ernstfall gibt es keine Formationsflüge von sechs oder noch mehr Kampfjets. Beim Luftkampf werden Manöver wie «High Yo-Yo» geflogen – schwierig, vom Boden kaum zu sehen und spektakulär sieht es auch nicht aus. Das braucht Training, aber das gibt keinen Applaus und nur enttäuschtes Publikum.
Etwa so wie wenn ich Schwingfest schaue und der Kranzschwinger aus einem «Gammen» gleich noch einen «Wyberhaagge» macht. Das eingefleischte Publikum ist beeindruckt, ich aber sehe nur zwei Männer, die übereinander purzeln. Und dafür haben die jetzt monatelang Käselaibe gestemmt? Entsprechend wenig beeindruckt wäre ich auch von Kampfjet-Kampfkunst, und dabei war ich nicht mal drei Kilometer entfernt.
Alles ist möglich
Die Frage, ob es eine Kunstflugstaffel wirklich braucht, ist berechtigt. Nur weil man etwas tun kann, heisst das ja nicht, dass man es auch tun muss. Auch wenn es toll aussieht und man nachher die Familie um sich scharen kann, so, dass alle einen guten Blick auf den Handy-Screen haben, und da, seht ihr, da fliegen sie jetzt so rüber, also, ihr müsst euch das jetzt halt denken, weil dieser schwarze Punkt ist eigentlich rot-weiss gestreift und ein Flugzeug. Die ungeteilte Aufmerksamkeit ist mir jeweils sicher, während mindestens einstelligen Sekundenzahlen.
Denn, leider, kostet es auch ein paar Millionen und kann eventuell gefährlich werden. Oder ein paar Milliarden und wird ganz bestimmt gefährlich. Und laut und von der Flugticketabgabe wollen wir jetzt gar nicht reden.
Drum möchte ich jetzt auch mit dem Thema abschliessen und meine Zeit sinnvoller verbringen. Dieses Jahr habe ich mir nämlich vorgenommen, nicht bis zum letzten Drücker zuzuwarten mit 1.-August-Feuerwerk kaufen. Sonst muss ich wieder mit Restposten vorliebnehmen und bengalische Zündhölzer von Hand in die Luft werfen.
Es ist halt einfach jedes Mal ein Erlebnis, wenn man nicht nur etwas anzünden kann, sondern ins Staunen kommt, was für faszinierende Effekte aus diesen gestielten Röhren eruptieren. Hach! Und schon vorbei.
Hat wenigstens jemand ein Foto gemacht?