Polit-Aufstand gegen personalisierte Tickets in Fussball-Stadien
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat will unter anderem personalisierte Tickets in Fussballstadien einführen.
- Bürgerliche Politiker sprechen von einer Scheinlösung und wehren sich dagegen.
Des Öfteren kommt es im Zusammenhang mit Fussballspielen zu Ausschreitungen und Sachbeschädigungen. Der Ständerat verlangte 2019 deshalb einen Bericht vom Bundesrat zur «Bekämpfung des Hooliganismus». Das Bundesamt für Polizei fedpol unter Bundesrätin Karin Keller-Sutter hat diesen nun geliefert.
Der Bundesrat schlägt darin vor, «die zur Bekämpfung von COVID-19 eingeführten Massnahmen nach der Pandemie flächendeckend weiterzuführen.» Gemeint sind neben personalisierten Tickets die Aufhebung von Stehplätzen oder Restriktionen bei den Gästefans.
SVP-Nationalrätin Gutjahr: «Das ist völlig unverhältnismässig»
«Das ist völlig unverhältnismässig», sagt SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr dazu. «Der Bundesrat holt da völlig unnötig den Vorschlaghammer hervor.» Wegen ein paar Chaoten tausende von Fussballfans zu bestrafen, sei völlig daneben.
«Das ist nur ein weiteres Beispiel für den ausufernden Zentralismus. Was will der Bund denn sonst noch alles kontrollieren?»
Die Kontrolle der Tickets würde zu grossen Wartezeiten und hohen Personalkosten führen, ohne die Sicherheit zu erhöhen. Ausserdem müssten die Tickets aus Gründen der Kundenfreundlichkeit übertragbar bleiben, falls etwa jemand krank werde.
«Die Chaoten kommen so oder so, mit oder ohne Tickets», ist sich die Supporterin des FC St.Gallen sicher. Wahrscheinlich würde es die Lage rund um die Stadien sogar noch verschlimmern.
Bundesrat untergräbt Strategie des «Good Hosting»
Das Bundesamt für Polizei fedpol liefert in seinem Bericht selber Argumente, um Gutjahrs Aussage zu untermauern. Die Swiss Football League SFL wende das Konzept «Good Hosting» an. Dazu zähle ein freundlicher Empfang, Personen würden für einen schnellen Einlass nur noch stichprobenartig kontrolliert. Dieses Konzept habe erwiesenermassen zu einer friedlicheren Grundstimmung geführt, ohne die Problematik der Pyrotechnik zu verschlimmern.
Statt weitere Verbote und Gesetze zu erlassen, müsste gegen die Chaoten gezielter und rigoroser vorgegangen werden. Die Behörden müssten alles daransetzen, mehr über diese Leute herauszufinden und zu fassen. Viele würden wohl auch extra aus dem Ausland anreisen, denn sie unterhielten sich meist nicht auf Deutsch.
Braucht es neue Gesetze zur «Bekämpfung des Hooliganismus»?
«Der Fussball spielt eine zentrale Rolle in der Gesellschaft. Rund um die Spiele der Super League herrscht eine gute Stimmung und es gibt Aktivitäten wie Kinderschminken. Da geht es um viel mehr als Fussball», betont Gutjahr. Der Bundesrat soll dies wegen 20 Chaoten nicht für 20'000 Bürger vermiesen.
FDP-Wasserfallen: «Gewaltbereite Hooligans prügeln sich sowieso»
FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen pflichtet Gutjahr bei. Auch der Berner führt das Argument an, dass die Personenkontrollen am Eingang für alle ellenlanges Anstehen bedeuten würde. «Personalisierte Tickets sind flächendeckend eingesetzt daher kaum ein taugliches Mittel.»
Die Aufhebung der Stehplätze überzeugt den YB-Fan ebenfalls nicht: «Das ist eine Scheinlösung, da die Fans auch bei Sitzplätzen dann stehen.» Und Gästefans ausschliessen sei auch keine gangbare Lösung, «da sich die gewaltbereiten Hooligans sowieso auch irgendwo prügeln.»
«Was es braucht, ist die konsequente und rasche Umsetzung von Rayon- und Stadionverboten. Da sind nicht nur die Clubs gefordert, sondern auch die Polizei, welche das Gewaltmonopol hat», fordert Wasserfallen.