Radio SRF: Zwangs-Züglete nach Zürich erzürnt Partei-Chefs
Um Geld zu sparen, prüft die SRG die Umsiedelung ihrer Radio-Studios von Bern nach Zürich. Jetzt wehrt sich die Schweizer Politik gegen den Vorschlag – und attackiert die SRG-Spitze
Das Wichtigste in Kürze
- Die SRG prüft die Umsiedelung ihrer Radiostudios von Bern nach Zürich.
- Nun gehen nationale Parteichefs auf die Barrikaden. Sie warnen vor einer Zentralisierung und Qualitätsverlust.
- BDP-Chef Martin Landolt unterstellt der SRG-Spitze taktische Überlegungen, um nicht sparen zu müssen.
Nur Minuten nach der Ablehnung der No Billag-Initiative ging die SRG am 4. März in die Defensive. 100 Millionen Franken möchte sie einsparen, erklärte Generaldirektor Gilles Marchand.
Kurze Zeit später präsentierte die öffentlich-rechtliche Anstalt einen ersten Vorschlag: Die Radiostudios inklusive dutzender Mitarbeiter in Bern sollen vollumfänglich nach Zürich verlegt werden. Die betroffenen Journalisten gingen heute auf die Barrikaden.
Durch die Konzentration am Leutschenbach könnten Kosten gespart werden, so die Überlegung. In Bern ist die Empörung gross. Diese Woche protestierten unter anderem die kantonalen Parteichefs von SP, Grünen, BDP und FDP mit einem offenen Brief gegen die geplante Massnahme.
BDP-Landolt: «Das widerspricht dem Service public»
Doch wie beurteilt die nationale Politik die Konzentration in Zürich? Für BDP-Präsident Martin Landolt ist klar: «Es widerspricht dem Service Public, wenn ausgerechnet die SRG die Medienkonzentration in Zürich auch noch vorantreibt.»
Das Ganze sei «ein spitzbübischer Schachzug der SRG», sagt der Glarner Nationalrat. «Sie steht unter Spardruck und schlägt nun eine Massnahme vor, von der sie genau weiss, dass der öffentliche Widerstand gross ist.»
Landolt ist überzeugt, «dass ähnliche Vorschläge kommen werden, um letztlich sagen zu können, man habe ja sparen wollen; aber sämtliche Vorschläge seien unerwünscht gewesen.»
Rytz (Grüne): «Radio braucht Distanz zum TV!»
Ähnlich deutlich äussert sich Regula Rytz, Präsidentin der Schweizer Grünen. Eine Verlegung wäre nicht nur standortpolitisch, sondern auch publizistisch falsch. «Das Radio braucht Distanz zum Fernsehen. Nur so kann es seine Stärken ausspielen», so die Berner Nationalrätin.
Viele in Bern angesiedelte Sendungen wie etwa das «Echo der Zeit» seien «Flaggschiffe der politischen Information». Die SRG müsse für «fundierte Recherchen und vielfältige Perspektiven» und «nicht für zentralistische Denkweise und redaktionellen Mainstream», so die Politikerin.