Reform soll zweite Säule stabilisieren und an die Realität anpassen

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Bern,

Die Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider begründet das Ja zur Vorlage: Die Pensionskassenreform soll Renten sichern und tiefere Löhne im Alter ermöglichen.

Beginn des «Altseins»
Rentnerinnen und Rentner verlangen einen Ausbau der Altersvorsorge. - keystone

Die Pensionskassenreform soll die Renten der zweiten Säule sichern und Menschen mit tiefen Löhnen mehr Rente im Alter bringen. Die berufliche Vorsorge müsse stabilisiert und an die heutigen Realitäten angepasst werden, begründet Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider das Ja der Landesregierung zur Vorlage.

Die Sozialministerin präsentierte am Montag vor den Medien in Bern die Argumente des Bundesrats für ein Ja zur von Links bekämpften Reform am 22. September. Die berufliche Vorsorge stehe vor einer doppelten Herausforderung: Die Lebenserwartung steige, und die Kapitalrenditen der Vorsorgeeinrichtungen schrumpften.

Die Reform sei nötig, um die Renten im obligatorischen Teil der zweiten Säule zu sichern. Einerseits wird der Mindestumwandlungssatz zur Berechnung der Renten gesenkt, von heute 6,8 auf 6,0 Prozent. «Diese Massnahme ist überfällig», sagte Baume-Schneider.

Mehr Menschen in der Pensionskasse

Ausgleichsmassnahmen sollen verhindern, dass die Renten tiefer werden. Versicherte sollen mehr ansparen können, weil ein grösserer Teil ihres Einkommens in einer Pensionskasse versichert werden kann. Arbeitgeber und Arbeitnehmer zahlen damit geschätzt 1,4 Milliarden Franken mehr in die zweite Säule ein.

Die Eintrittsschwelle in die Pensionskasse wird zudem zu Gunsten von tiefen Einkommen gesenkt. Entsprechend dürften nach Angaben des Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV) rund 70'000 Menschen mehr als heute ein Konto der zweiten Säule haben.

Zahlreiche Menschen arbeiteten Teilzeit oder hätten kleine Löhne von mehreren Jobs, sagte Baume-Schneider dazu. Ihnen solle diese Massnahme entgegenkommen. Ihre Einkommen seien mit dem heutigen System zu tief für eine Versicherung in der beruflichen Vorsorge.

Profitieren sollen sodann ältere Arbeitnehmer, die wegen hoher Pensionskassenbeiträge im Arbeitsmarkt schlechtere Karten haben als Jüngere. Ihre Pensionskassenbeiträge werden künftig tiefer sein. Für bis 34-Jährige hingegen werden höhere Beiträge fällig. Über das Ganze sollen die Pensionskassenbeiträge jedoch tiefer werden.

Auswirkungen und Erwartungen: Was ändert sich?

Betroffen von der Reform sind in erster Linie die 12 bis 16 Prozent der Vorsorgeeinrichtungen, die das gesetzliche Minimum anbieten oder lediglich wenig mehr. Das bedeutet, dass bis zu einem Drittel der beruflich aktiven Versicherten die Neuerungen zu spüren bekommen dürfte. Wer und in welchem Ausmass lässt sich aber nicht beziffern.

Keine Auswirkungen erwartet der Bund für Arbeitnehmende, deren Vorsorgeguthaben über dem gesetzlichen Minimum liegt. Für sie beträgt der Umwandlungssatz bereits unter 6 Prozent. Das ist bei etwa zwei Dritteln aller erwerbstätigen Versicherten der Fall. Und auch für die bereits Pensionierten ändert sich nichts.

Generell lasse sich sagen, dass tiefe Einkommen besser versichert würden, sagte Baume-Schneider. Massgebend sei aber die Situation jeder einzelnen Person. Den Ausschlag geben die berufliche Laufbahn, das Alter beim Inkrafttreten der Reform und auch die Pensionskasse.

Weniger Rente für mehr Einzahlung

Nicht ausgeschlossen ist aber, dass jemand künftig mehr in die Vorsorgeeinrichtung einzahlen muss und dennoch weniger Rente erhält. Auch hier kann der Bund aufgrund der Situation jeder einzelnen Person und der verschiedenen Vorsorgereglemente nicht angeben, für wie viele Menschen oder welche Branchen das am ehesten der Fall ist.

Eine Person mit tiefem Lohn werde wegen der höheren Abzüge weniger Lohn haben, räumte Baume-Schneider ein. Aber sie werde im Alter mehr Rente erhalten. Ob die höhere Rente zu weniger Ergänzungsleistungen führt, hängt nach Angaben des BSV wiederum von der Situation jeder einzelnen Person ab.

Bis die Altersguthaben in der zweiten Säule höher sind, braucht es Zeit. Deshalb erhält, wer innerhalb von 15 Jahren nach Inkrafttreten der Reform in Rente geht, einen lebenslangen Rentenzuschlag von bis zu 200 Franken im Monat. Ob es den Zuschlag gibt und wie hoch er ausfällt, hängt vom Jahrgang und vom Altersguthaben ab.

Der Rentenzuschlag soll für die 15 Jahre 11,3 Milliarden Franken kosten. Finanziert wird er von den Pensionskassen und über zusätzliche Lohnbeiträge von Arbeitnehmern und Arbeitgebern.

Kommentare

User #4211 (nicht angemeldet)

"Keine Auswirkungen erwartet der Bund für ....", d.h. der Bund weiss es schlicht nicht. Er hat sich nicht die Mühe genommen, die Auswirkungen seriös zu analysieren. Der Bund verkauft wieder den Speck und die Mäuse werden wie gewohnt zubeissen. Das BVG ist eine Fehlkonstruktion: - Kapital anhäufen, welches laufend durch die Inflation entwertet wird - über 2000 Milliarden BVG-Kapital muss irgendwo investriert werden. Es ist unter anderem für die Preistreiberei bei Immobilien und Mieten verantwortlich - das Kapital ist Macht in den Händen der falschen Leute - über 1000 BVG-Kässeli geschäften mehr oder weniger erfolgreich mit dem angehäuften Kapital und verdienen sich eine goldene Nase - eine magere Verzinsung unseres BVG-Kapitals - stirbt ein Teil eines Rentnerpaares, bekommt der überlebende Partner in der Regel nur noch 2/3 der BVG-Rente. Der Rest sackt die Kasse ein. - usw. - ach ja, und die Wahl des Arbeitsgebers hat einen massiven Einfluss auf die spätere Rente - es ist wie Lotterie - nur effektiver

Funny Bunny

War es nicht eine SP Bundesrätin welche betreffend KVG ähnliche Worte, KK soll für alle bezahlbar sein, wie Baume Schneider brauchte? Als in den 70 ihren die Partei Funktionäre mit der PK Lösung in den Betrieben antrabten versprachen sie den Arbeitnehmern eine gesicherte Rente nun nach 50 Jahren stelle ich fest dass diese gelogen haben.

Weiterlesen

BVG-Reform Referendum
36 Interaktionen

Mehr aus Stadt Bern

Psychologie Bern Studiengebühren Erhöhung
27 Interaktionen
Bundesrätin Karin Keller-Sutter
17 Interaktionen
Kinder alle am Handy
2 Interaktionen