Weil die FPÖ in Wien mitregiert, distanzieren sich westliche Geheimdienste von ihren österreichischen Kollegen. Die Schweiz sollte gleiches tun, so Politiker.
Karin Kneissl FPÖ
Die österreichische Aussenministerin Karin Kneissl tanzt an ihrer Hochzeit mit Russlands Präsident Wladimir Putin. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Nähe der österreichischen FPÖ zu Russlands Präsidenten Wladimir Putin sei ein Problem
  • Das finden westliche Geheimdienste – und Schweizer Parlamentarier.
  • Darum wird die Forderung laut, sich von der rechtspopulistischen FPÖ zu distanzieren.
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Es begann als Kuriosität und endet jetzt in einem Sicherheitsproblem: Die Nähe der rechtspopulistischen FPÖ zu Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Schweizer Parlamentarier zeigen sich gegenüber Nau besorgt.

Tanz mit Putin

Die FPÖ schloss Ende 2016 einen Kooperationsvertrag mit der Partei «Einiges Russland» von Wladimir Putin. Bereits zuvor hatte sie sich als Russland-Freundin in Szene gesetzt und zum Beispiel die Haltung Russlands in der Krimkrise unterstützt.

Seit Dezember 2017 bildet die FPÖ zusammen mit der ÖVP die österreichische Regierung. Für Aufsehen sorgte die (parteilose) Aussenministerin Karin Kneissl letzten Sommer, als sie Wladimir Putin an ihre Hochzeit einlud. Zudem haben FPÖ-Exponenten wie Innenminister Herbert Kickl Sympathie mit der Identitären Bewegung bekundet, welche wiederum enge Kontakte mit Russland pflegt.

Herbert Kickl FPÖ
(v.l.) Justizminister Josef Moser (ÖVP), Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Vizekanzler Heinz Christian Strache (FPÖ) und Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) während einer Medienkonferenz im März 2019 in Wien. - Keystone

Ausschluss aus «Berner Klub» wegen FPÖ

Weil in der Koalitionsregierung die FPÖ auch zuständig ist für den Geheimdienst BVT, wird die Russland-Nähe nun zur Belastungsprobe. So wurde Österreich aus dem sogenannten «Berner Klub» ausgeschlossen, dem losen Verbund westeuropäischer Geheimdienste. BVT-Direktor Peter Gridling stellt es allerdings so dar, dass sich sein Dienst freiwillig zurückgezogen habe.

Deutsche Politiker warnen eindringlich davor, mit Österreich Geheimdienst-Informationen zu teilen. Auch SVP-Ständerat Alex Kuprecht mahnt, es sei «delikat mit dem Verfassungsschutz Österreichs vertiefte nachrichtendienstliche Informationen auszutauschen». Kuprecht ist sowohl Mitglied der Sicherheitskommission wie auch der Delegation für die Beziehungen zum Österreichischen Parlament.

Adrian Amstutz Alex Kuprecht
SVP-Nationalrat Adrian Amstutz, links, diskutiert mit Ständerat Alex Kuprecht im Vorzimmer des Nationalrats. - Keystone

Sicherheit der Schweiz geht vor

Auch SVP-Nationalrat Adrian Amstutz sitzt in beiden Gremien, warnt aber vor all zu drastischen Massnahmen. Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) solle sicher nicht den Austausch mit dem BVT auf ein Mindestmass reduzieren: «Nein, sondern für die Sicherheit der Menschen in der Schweiz optimieren.»

Genau diese sieht Kuprecht aber auf der Kippe. «Wir würden wohl Gefahr laufen, dass wir von den anderen Nachrichtendiensten des Berner Clubs nicht mehr als vertrauenswürdig eingestuft würden.» Dann erginge es der Schweiz wie Österreich: «Wir bekämen die für die Sicherheit unseres Landes wichtigen Informationen nicht mehr oder nur in sehr eingeschränktem Ausmass.»

Onyx NDB Zimmerwald
Sicht auf die Empfangsstation des Onyx-Systems des Nachrichtendienstes des Bundes, NDB, in Zimmerwald BE. - Keystone

Kein Kommentar beim Schweizer Nachrichtendienst

Die Abwägung für Kuprecht läuft eindeutig gegen Österreich und zugunsten der «anderen, wesentlich wichtigeren Nachrichtendienste» heraus. «Insofern ist ein eingeschränkter Kontakt wohl kaum eine Überreaktion.» Denn laut österreichischen Medien betrachten Grossbritannien, die Niederlande und die USA die österreichischen Kollegen jetzt als «unter dem Einfluss Russlands».

Was genau der Schweizer Nachrichtendienst NDB tut, bleibt geheim. Auf Anfrage von Nau bestätigt NDB-Sprecherin Carolina Bohren lediglich, dass man mit über 100 ausländischen Partnerdiensten zusammenarbeite. Mit welchen und in welchem Umfang, dazu werde man sich nicht äussern: «Diese Liste wird vom Bundesrat genehmigt und ist klassifiziert.»

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