Die Schweizer Armee hatte sich auf mehr vorbereitet. Doch glücklicherweise stiegen die Corona-Fallzahlen bisher weniger stark an als befürchtet.
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Besucher schauen sich auf dem Waffenplatz in Thun eine Vorführung von Soldaten der Schweizer Armee an. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweizer Armee möchte die zivilen Behörden in der Coronakrise unterstützen.
  • Weil das Knowhow fehlt, langweilen sich viele Soldaten, stecken sich mit dem Virus an.
  • Die Armee versucht sich in der Krise ins beste Licht zu rücken.
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Die Schweizer Armee kommuniziert derzeit auf allen Kanälen. Die Truppen unterstützen die zivilen Behörden, damit diese nicht an den Anschlag kommen. Bis zu 8000 Armeeangehörige könnten im Bedarf mobilisiert werden. Die Kantone müssen sie allerdings aufbieten.

Der Berner SVP-Ständerat Werner Salzmann am 6. April über die Teilmobilmachung der Schweizer Armee.

VBS-Chefin Viola Amherd lobt die Truppe, etwa in der Zeitung «Le Matin Dimanche». Alle - Kantone, Bürger und Spitäler - seien der Schweizer Armee dankbar.

Die Armee setzt zudem auf «Embedded Journalism»: Der «Blick» gibt in einer Artikel-Serie Einblicke in den militärischen Alltag - Berichterstattung von der Front quasi. In der Romandie ist der Medienpartner der Wahl die Zeitung Le Temps. Auch in den sozialen Medien wird das VBS nicht müde, die Leistungen der Armee zu präsentieren.

Freilich wusste man am 16. März, als Verteidigungsministerin Amherd die «grösste Mobilmachung seit dem Zweiten Weltkrieg» verkündete, noch nicht, dass es der Schweiz gelingen würde, die Corona-Fallzahlen tief zu halten. Nun aber ist klar: In den Spitälern gibt es nicht zu viel, sondern zu wenig Arbeit. Viele Spitäler melden gar Kurzarbeit an. Auch die Sanitäten sind nicht überlastet, die Armee-Transporter stehen still.

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Will, aber kann nicht: Ein Angehöriger der Schweizer Armee vor Sanitätsfahrzeugen. - Keystone

Davon berichtet auch ein Soldat, der in der Ostschweiz im Einsatz war. Dies, nachdem er innert zwölf Stunden aufgeboten wurde, danach allerdings zwei Wochen auf einen Einsatz warten musste. Wie er gegenüber der «WoZ» berichtet, wurde er schliesslich dem Spital Frauenfeld zugeteilt.

Wie man einen Frisbee richtig wirft

Allerdings: Gebrauchen konnte man ihn und seine Dienstgenossen wenig. Pflegeaufgaben darf der Laie nicht übernehmen, höchstens Patienten aufs WC begleiten oder Abfalleimer leeren. Darüber an die Medien zu berichten, ist den Soldaten unter Strafe verboten, weshalb die Woz-Quelle anonym bleibt.

Der Mann berichtet von Feriendorf-Atmosphäre in seiner Kaserne: Kino, Vitaparcours, Federball, Frisbee- oder Schach-Kurse sollen die Langeweile vertreiben.

Wichtig soll die Armee auch sein, um die Grenze zu sichern. Wegen den Reisebeschränkungen gibt es jedoch ohnehin kaum Grenzverkehr. In Konstanz ist er beispielsweise um 80 Prozent zurückgegangen. Von einem besonders eifrigen Einsatz berichtet die Onlinezeitung Infosperber. In Neuwiller (F) in der Nähe von Basel würden Soldaten auf einem Feldweg rund um die Uhr die Grenze bewachen.

Virenfalle RS: 292 Infizierte auf 1000 getestete

Von der saubersten Armee berichtet der Blick, die Hygienevorschriften seien strikt. Nur: Mit Hunderten von Infizierten in Quarantäne und Isolation scheinen Rekrutenschulen und WKs offenbar ein Schlaraffenland für das Virus zu sein.

Bei 1000 getesteten Armeeangehörigen wurden 292 Personen positiv auf Covid-19 getestet. Zum Vergleich: Das sind etwa gleich viele Fälle wie der ganze Kanton Thurgau hat. Wobei dieser über 16-mal so viele Einwohner hat wie die Armee aktuell Dienstleistende. Allein in der Sanitätsschule Airolo wurden 73 Rekruten infiziert, 400 Personen waren in Quarantäne.

Die Armee blieb dennoch stur: Dass tausende Rekruten bis Ostern nicht nach Hause gelassen wurden, sei damit zu rechtfertigen, dass in der RS die Kader von morgen ausgebildet würden. Im Gegenteil: Soldaten, die sich in Quarantäne befinden, weil sie Kontakt zu Infizierten hatten, werden weiter im Spital eingesetzt, wie die NZZ berichtete. Seit letztem Wochenende dürfen die Soldaten nun nach Hause, reisen durch die Schweiz zurück zu ihren Angehörigen.

Mission Masken-Beschaffung

Jetzt hat die Armee einen neuen Auftrag gefasst: Schutzmasken organisieren. Die Armeeapotheke solle 400 Millionen Masken und weiteres Schutzmaterial auf dem Markt beschaffen. Den Auftrag erteilte der Bundesrat Anfang April. Seither konnte lediglich ein Zwanzigstel besorgt werden.

Chefkoordinator ist Milizbrigadier Markus Näf, welcher nicht etwa Logistiker, sondern Rechtsanwalt ist, wie die TX Group schreibt. Das Material kommt meist aus China. Für den Transport kann die Armee nicht dienen: Die Zivilluftfahrtsgesellschaft Swiss fliegt das wertvolle Gut ein.

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