Schweizer Politiker für fiesen Werbeschwindel missbraucht
Eine Fake News-Site versucht aus bekannten Schweizer Namen Kapital zu schlagen. Das einzig Lustige daran: Die Übersetzung der geklauten Meldungen ins Englische.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Fake News-Site klaut deutschsprachige Artikel und übersetzt sie ins Englische.
- Die Übersetzungen sind so schlecht, dass Schweizer Politiker falsch dargestellt werden.
- Einziger Trost: Es ist oft auch ziemlich lustig.
Now we have the salad, ist man da versucht zu sagen. Eine Fake News-Site nimmt deutschsprachige Artikel, übersetzt diese offenbar automatisch ins Englische und schon haben wir den Salat. Denn die Übersetzung bei KXAN36 ist so grottenschlecht, Google Translate ist im Vergleich nobelpreisverdächtig.
Werbeschwindel mit Schweizer Politikern
Da wird keine little fat bowl ausgelassen. CVP-Nationalrat Martin Candinas «takes it locker». SVP-Frau Sandra Sollberger klagt angeblich «It the sky is sad!». Vermutlich hiess das mal «himmeltraurig». Im gleichen Artikel rennt die Übersetzungsmaschine auch beim Klassiker voll ins offene Messer: «The ordinary citizen understands only train station.»
SP-lerin Mattea Meyer verdient es nicht, bezahlt zu werden – sagt sie angeblich, dabei sagt sie, dass sie keinen Lohn für ihr Nebenamt erhält. Parteikollege Cédric Wermuth will gemäss KXAN36 Kissen verbieten, eigentlich will er aber ein Verbot abfedern. Garniert ist die Website natürlich mit viel Werbung: Schweizer Werbung, denn Google Ads weiss, wer da surft.
Wer einen «guten» Namen hat, hat Glück
KXAN36 produziert mit solchen Nachlässigkeiten Fake News am Laufmeter. Von Glück reden kann da für einmal Daniel Frei: Der von der SP zur GLP übergetretene Nationalrat wird gleich als Daniel Free mitübersetzt. So wird er wenigstens nicht mit falschen Zitaten verknüpft.
SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf wird so nebenher in den Adelsstand erhoben und ist jetzt ein «Count» (Graf). Cédric Wermuth ereilt zumindest teilweise ein ähnliches Schicksal: Ab und an wird er zu «Wormwood» umbenannt. Das «Wurmholz» ist nicht etwa eine Beleidigung, sondern Englisch für Wermut. Statt eigene Fehler einzusehen, hat die automatische Übersetzung die Orthografie in Wermuths Namen korrigiert.
Abzocke mit geklautem Inhalt
Die verhunzten Namen (dogged names?) und all zu wörtlichen Übersetzungen mögen amüsant sein. Wer jetzt sagt, «I laugh me broken», sollte nach reiflichem Überlegen aber auch zur Erkenntnis gelangen: «I’m foxdevilswild.» Denn abgesehen von der eventuellen Rufschädigung verdient hier jemand Geld mit der Arbeit anderer.
Dem angeblichen Autor der meisten Artikel, einem gewissen Adrian McDonald, sollte man zurufen: «You go me animally on the cookie!» Er geht tierisch auf den Keks, aber immerhin können wir uns geistig überlegen fühlen, denn «your English is under all pig.» Vielleicht kann ihm seine Übersetzungsmaschine das mal verständlich machen.