Schweizer Wahlen: So reagiert das Ausland auf die Grüne Welle
Den Grünen gelang in der Schweiz Historisches: Sie steigerten ihren Wähleranteil um 6,1 Prozent. Was sagt die ausländische Presse zum grünen Polit-Tsunami?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Grünen und die Grünliberalen gewinnen die Parlamentswahlen in der Schweiz.
- Der grosse Verlierer ist die SVP, aber auch FDP und SP lassen klar Federn.
- Die «Grüne Welle» in der Schweiz findet im Ausland grosse Beachtung.
Der Wahlsonntag ist vorbei. Was bleibt in Erinnerung? Der Tsunami der Grünen!
Der einstigen Kleinpartei gelang Historisches: Sie steigerten ihren Wähleranteil um 6,1 auf 13,3 Prozent. Damit gewinnen die Grünen 17 Mandate hinzu und sind mit 28 Nationalräten neu die viertstärkste politische Kraft im Land.
Aber auch die zweite Ökopartei feiert: Die Grünliberalen (GLP) konnten nach Einbussen bei den vergangenen Wahlen um markante 3,2 auf 7,8 Prozent zulegen. In Mandaten bedeutet dies für die GLP neun neue Nationalräte, also insgesamt 16.
Spiegel Online: Dämpfer für die Rechtskonservativen
Das historische Wahlergebnis der Grünen hat auch bei den ausländischen Medien grosses Interesse geweckt. Der «Spiegel Online» schreibt von einem «Dämpfer für die rechtskonservative Schweizerische Volkspartei (SVP)» und «Jubel bei den Schweizer Grünen».
Die deutsche Zeitung hält fest, dass der Wahlkampf in der Schweiz von der Klima-Debatte geprägt wurde. 2015 habe noch die Flüchtlingskrise die Schlagzeilen dominiert.
Süddeutsche Zeitung: SVP erhält Quittung für Greta-Hass
Die «Süddeutsche Zeitung» titelt «Jahr der Grünen». Sie schreibt davon, dass der Rechtsrutsch in der Schweiz Geschichte sei – «zumindest ein bisschen». Die von der SVP geschürte Angst vor einer Übernahme durch die EU habe keine Zugkraft entfaltet.
Zudem habe die Partei auf die Klimabewegung unsouverän mit Spott, Greta-Hass oder sogar Leugnung reagiert. «Sie hat die Quittung dafür erhalten», so die Autorin.
Corriere della Sera: Schweiz nun Teil des europäischen Mainstreams
Die grösste italienische Zeitung «Corriere della Sera» schreibt: «Die Schweizerische Eidgenossenschaft ist nun Teil des politischen ‹Mainstreams›, der bereits andere europäische Länder durcheinandergebracht hat.»
Gemeinsam habe die Umweltfront fast 22 Prozent erreicht und werde so zum zweitstärksten politischen «Gebiet».
Le Figaro: Viele Schweizer Städte riefen Klimanotstand aus
«Le Figaro» schreibt, dass die populistische Rechte weiterhin die führende politische Kraft des Landes bleibe. Sie sei für ihre Einwanderungsfeindlichkeit und ihre anti-europäische Rhetorik bekannt.
Die Stärke der Grünen schreibt die französische Zeitung der weltweiten Klimabewegung zu. «Viele Städte haben in der Schweiz den Klimanotstand ausgerufen und Zehntausende hatten an den Klimastreiks teilgenommen.»
New York Times: Rechte Partei zurechtgewiesen
Die «New York Times» schreibt über eine «Grünen Welle». Sie berichtet davon, dass die Stimmbürger die «lange vorherrschende rechte Partei des Landes zurechtgewiesen haben».
Weiter schreibt die Zeitung, die Schweizer Konservativen hätten sich an diesem Sonntag als die grössten Verlierer herausgestellt. Dies im Gegensatz zu den wachsenden rechtsradikalen Parteien in ganz Europa.
BBC: Gute Resultate für die Frauen
Die BBC titelt: «Grüne Parteien machen historische Gewinne». Doch das britische Newsportal weist ebenso auf die guten Resultate der Frauen hin.
Der Frauenanteil im Nationalrat steigt nämlich im Vergleich der Jahre überdurchschnittlich. Neu gibt es 85 Nationalrätinnen, bisher gab es lediglich 63 Nationalrätinnen.
The Guardian: Tektonische Verschiebung in der Schweiz
Die Tageszeitung «The Guardian» spricht von einer «tektonischen Verschiebung» und zitiert mit diesen Worten Grünen-Chefin Regula Rytz.
«Die Grünen der Schweiz haben bei den nationalen Wahlen historische Erfolge erzielt. Während die Anti-Migrations-Rechten trotz weniger Unterstützung die grösste Partei bleiben», so die renommierte britische Zeitung.
Ausland-Zeitungen sicher: Greta Thunberg hatte Einfluss auf die Schweiz
Die Entwicklung in der Schweiz wird von den ausländischen Zeitungen übrigens zu einem grossen Teil auch Klima-Aktivistin Greta Thunberg zugeschrieben. Die «Fridays For Future»-Bewegung habe eine Entscheidende Rolle gespielt.