Setzt FDP bei Gössi-Nachfolge auf ein Co-Präsidium?
Knall im Freisinn: Petra Gössi schmeisst nach dem CO2-Debakel hin. Bei ihrer Nachfolge geht es um mehr als eine Personalie. Ein Co-Präsidium scheint möglich.
Das Wichtigste in Kürze
- Die FDP hat sich in der Klima-Frage heillos verheddert und die CO2-Abstimmung verloren.
- Nun zieht Parteipräsidentin Petra Gössi die Konsequenzen und tritt bis Ende Jahr zurück.
- Bei ihrer Nachfolge geht es um die Personalie, aber auch um einen Richtungswechsel.
Noch am Sonntagabend sagte Petra Gössi in die TV-Kameras: Ich bleibe FDP-Präsidentin. Das war offensichtlich geschwindelt.
Am Tag danach kommuniziert die Schwyzerin Knall auf Fall ihren Rücktritt per spätestens Ende Jahr. Sie begründet dies mit der Rückkehr in die Privatwirtschaft.
Allerdings dürfte das Nein zum CO2-Gesetz der eigentliche Grund sein. Denn: Die freisinnige Basis folgte dem neo-grünen Kurs von Gössi nicht.
FDP-ler meiden Gössi-Nachfolge
Bereits Stunden nach ihrer Rücktritts-Ankündigung ist die Frage ihrer Nachfolge Gesprächsthema Nummer 1 im Bundeshaus – trotz Frauenstreik.
Wirklich auf die Äste hinauswagen will sich kaum jemand, doch es geistern diverse Namen umher. Einer davon ist der Berner Christian Wasserfallen.
Er trat als Vize-Präsident zurück, als sich die FDP plötzlich als Öko-Partei etablieren wollte. Doch der Berner schliesst eine Kandidatur «kategorisch» aus, sagt er zu Nau.ch. Dafür würde ihm neben seiner Tätigkeit in der Privatwirtschaft nur schon die Zeit fehlen.
In der Tat: Dutzende FDP-ler werden sich nicht um den Job reissen. Denn die Wahlen 2023 dürften so oder so schwierig werden. Einer, der eine Kandidatur nicht ausschliesst, ist Marcel Dobler. Er war ebenfalls gegen das CO2-Gesetz.
Der St.Galler Nationalrat sagt: «Ich selbst schliesse nichts aus, wüsste im Moment aber nicht, wie das zeitlich möglich wäre.» Eine Möglichkeit wäre ein Co-Präsidium, wie es die SP bereits hat.
Neues CO-Präsidium soll Einheit bringen
Und genau ein solches bringt Dobler für den Freisinn ins Spiel. «Ein Co-Präsidium wäre auch eine elegante Lösung, um uns zu einen», sagt er offen.
Positiv sei, dass man nun bis Ende Jahr Zeit habe für einen strukturierten Prozess. «Das gibt die Möglichkeiten, eine saubere Auslegeordnung zu machen und die notwendigen Diskussionen zu führen.»
Ein weiterer Gegner des CO2-Gesetzes ist Thierry Burkart. Der Aargauer Ständerat feierte mit dem Nein zum Rahmenabkommen vor ein paar Wochen einen persönlichen Sieg.
Bei den Frauen fallen etwa die Namen der Waadtländerin Jacqueline de Quattro, der Zürcherin Regine Sauter oder der Aargauerin Maja Riniker. Auch die Präsidentin der FDP Frauen, Susanne Vincenz-Stauffacher, darf nicht vergessen werden.
FDP steht vor Richtungswahl
Die «NZZ am Sonntag» lancierte gar den ehemaligen Präsidenten des Jungfreisinns als neuen Chef. Der Zürcher Nationalrat Andri Silberschmidt erklärt im Gespräch mit Nau.ch aber, er verzichte. Auf Instagram postet er gar eine persönliche Erklärung. Oder macht es am Ende doch der aktuelle Fraktionschef Beat Walti? Vizepräsident Philippe Nantermod ist ein Thema, dieser legt allerdings viel Wert auf Zeit mit seiner Familie.
Sicher ist: Die FDP steht an ihrer Spitze vor einer Richtungswahl. Weiter mit dem Öko-Kurs oder zurück zum alten Freisinn, der konsequent neue Abgaben und Steuern bekämpft?
Um diese Zerreissprobe zu verhindern, kursiert bereits die Idee eines «Umwelt-Freisinns». Diese Unter-Gruppe der Partei könnte in Öko-Themen in die Offensive gehen – wie es etwa die FDP-Frauen schon länger tun.