So will der Bundesrat die Landwirtschaft in die Zukunft optimieren
Mit der Agrarpolitik ab 2022 wird festgelegt, was die Schweizer Landwirtschaft liefern soll und kann – und wofür 14 Milliarden Franken Subventionen fliessen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat präsentiert seine Vorschläge für die Agrarpolitik ab 2022.
- Bauern sollen als Unternehmer entscheiden und auch Insekten und Algen produzieren können.
- Umwelt-Anreize werden verstärkt, auch im Hinblick auf hängige Volksinitiativen.
Für Bundesrat Johann Schneider-Ammann ist klar: Die Bauern müssen sich am Markt orientieren. Und sie sollen dies als Unternehmer tun: Jeder Bauer sein eigener Chef. Die Regeln gibt aber nicht nur der Markt vor, sondern auch der Bund, nämlich dort wo Interessen der Gesellschaft, des Tierwohls und der Umwelt tangiert werden.
«Der Bund muss abfahren mit Vorschriften»
Unter dem Strich schlägt der Bundesrat mit der Agrarpolitik ab 2022 (AP22+) vor, in etwa gleich viele Subventions-Franken auszurichten: 13,915 Milliarden Franken von 2022 bis 2025. Allerdings steigt der Betrag pro Betrieb im Schnitt stark an, weil immer mehr Bauern den Hof aufgeben. Dieser finanzielle Spielraum sei so gewollt, sagt Bundesrat Schneider-Ammann: «Damit kann man erfolgreicher werden und wachsen – das ist ein unternehmerisches Element.»
Gleichzeitig müsse sich der Staat zurückhalten: «Mit vielen Vorschriften muss er abfahren», sagt der Bundesrat. Die Bauern sollen ihre Freiheiten als Unternehmer nutzen, zum Beispiel auch mit neuen Produkten.
Insekten und Algen «aus der Region»
Unter anderem sollen in der Schweiz auch Insekten und Algen landwirtschaftlich produziert werden. Diese Produkte würden nachgefragt, also solle eine Produktion in der Schweiz auch ermöglicht werden, erklärt der Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft, Bernhard Lehmann.
«Insekten zum Beispiel werden als landwirtschaftliche Produkte gelten. Wie dies geschieht, ist aber ein unternehmerischer Entscheid.» Da mische sich der Staat nicht ein. Aber, je nach dem, würde dies zu Subventionen berechtigen.
Mehr Markt, aber auch mehr Umwelt
Vorschriften, oder besser: Vorgaben, macht der Bund hingegen bei der Nachhaltigkeit. Wenn mit weniger Wasser gleiche Erträge erzielt werden können, soll dies auch finanziell abgegolten werden. Gleiches gilt beim Einsatz von Dünger und Pestiziden. Hier steht nicht nur Umweltschutz dahinter, sondern auch politisches Kalkül.
Denn mit der Trinkwasser-Initiative und der Pestizid-Initiative stehen gleich zwei Volksabstimmungen zum Thema an. Indem bereits jetzt Massnahmen angekündigt werden, soll den Initianten etwas Wind aus den Segeln genommen werden.