SP-Fraktion entscheidet am Samstag über Frauen-Wahlticket
Heute bestimmt, wer ins Rennen um die Nachfolge von Sommaruga geschickt wird. Eva Herzog gilt als Favoritin, Elisabeth Baume-Schneider als Aussenseiterin.
Das Wichtigste in Kürze
- Die SP-Fraktion bestimmt heute ihr Ticket für die Nachfolge von Simonetta Sommaruga.
- Drei Kandidatinnen stehen zur Auswahl, zwei werden ins Rennen geschickt.
- Im Vorfeld sorgte die Entscheidung, nur Frauen zuzulassen, für Diskussionen.
Nach einer hitzigen Debatte über das weibliche Zweierticket der SP für die Wahl in den Bundesrat trifft sich am Samstag die SP-Fraktion. Sie entscheidet definitiv, wen die SP ins Rennen schickt. Der Parteirat lässt ihr mit seinem Vorschlag vom Vorabend freie Hand.
Der Parteirat liess sich am Freitagabend nämlich nicht auf die Äste hinaus. Ein Dreierticket für die Sommaruga-Ersatzwahl lehnte er ab, ebenso eine namentliche Empfehlung von zwei Kandidatinnen für das Zweierticket.
Nach der Anhörung der Berner Regierungsrätin Evi Allemann, der jurassischen Ständerätin Elisabeth Baume-Schneider und der Baselstädter Ständerätin Eva Herzog hielten die Delegierten des Parteirates in ihrer Empfehlung zuhanden der SP-Bundeshausfraktion fest, alle drei Kandidatinnen seien ausgezeichnet qualifiziert, um auf dem Zweierticket zu stehen.
Eva Herzog gilt als Favoritin
Die SP hatte sich vor einer Woche im Grundsatz darauf geeinigt, der Bundesversammlung zwei Kandidatinnen vorzuschlagen. Interessant wird nach dem Vorschlag vom Freitagabend sein, ob die Fraktion am Samstag allenfalls auf ihren Entscheid für eine Zweierticket noch einmal zurückkommt.
Als Kronfavoritin gilt nach wie vor Eva Herzog. Die 60-Jährige gehört dem liberalen Flügel der SP an und ist damit vor allem für die bürgerliche Mehrheit im National- und Ständerat eine valable Option. Als Vertreterin eines Stadtkantons und einer starken Wirtschaft bringt Herzog gute Argumente für ein Amt im Bundesrat mit.
Evi Allemann kann ihrerseits gut vier Jahre Exekutiverfahrung in der Berner Kantonsregierung in die Waagschale werfen. Sie hat ferner 15 Jahre Erfahrung in der Parlamentsarbeit im Bundeshaus. Sie will diese Trümpfe für das Land und die Schweizer Bevölkerung einsetzen. Die 44-jährige Allemann sass von 2003 bis 2018 im Nationalrat.
Nur Aussenseiterchancen werden Elisabeth Baume-Schneider (58) eingeräumt. Dass sie antritt, dürfte vor allem damit zusammenhängen, dass der Kanton Jura bisher noch nie einen Bundesrat gestellt hat. Als Hindernis könnte sich für sie erweisen, dass es mit ihrer Wahl in den Bundesrat eine lateinische Mehrheit in der Regierung gäbe.
Doch auch die bürgerlichen Parteien sind gegenüber einer Wahl von Baume-Schneider skeptisch. Die Jurassierin politisiert deutlich links der Parteimitte. FDP-Parteipräsident Thierry Burkart liess in der Sonntagspresse verlauten, die Partei behalte sich vor, vom offiziellen Zweier-Ticket der SP abzuweichen, wenn Baume-Schneider auf dem SP-Frauen-Ticket für die Bundesratswahl stehen sollte.
Die SP-Fraktion war vor einer Woche mit dem Votum für ein Zweierticket dem Vorschlag der Parteileitung gefolgt. Bereits zuvor waren die Wogen inner- und ausserhalb der SP hoch gegangen. Der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch, der Interesse an einer Kandidatur angemeldet hatte, musste verzichten.