SVP Chef Albert Rösti erklärt Niederlage bei Zürcher Wahlen
Die SVP verliert in Zürich. Im Interview nimmt Parteipräsident Albert Rösti Stellung. Er kündet Massnahmen an – und kritisiert die «Klima-Kampagne» des SRF.
Das Wichtigste in Kürze
- Die SVP verliert in Zürich neun Sitze im Parlament – eine herbe Niederlage.
- Der Parteipräsident kündet eine schonungslose und knallharte Analyse an.
- Die SVP werde sich aber nicht nach «saisonalen Trends» wie dem Klimawandel widmen.
Nau.ch: Herr Rösti, Ihre SVP hat in Zürich eine herbe Niederlage erlitten und verliert neun Sitze. Überrascht?
Albert Rösti: Wir haben mit Verlusten gerechnet, aber nicht in diesem Ausmass. Es gibt aber auch Erfreuliches. Die Wahl von Natalie Rickli ist alles andere als selbstverständlich. Aber klar: Wir müssen die Niederlage eingestehen, da gibt’s nichts schönzureden.
Nau.ch: Wie interpretieren Sie denn am Wahlabend die Schlappe?
Albert Rösti: Um das im Detail beurteilen zu können, braucht es nun eine schonungslose und knallharte Analyse. Sicher ist aber: Die Grosswetterlage mit der Klima-Hysterie hat eine stärkere Rolle gespielt, als wir erwartet haben. Grüne und GLP haben gewonnen, alle Bundesratsparteien verloren. Das hat sicher auch mit den Medien zu tun.
Nau.ch: Das ist doch einfach eine billige Ausrede, Herr Rösti.
Albert Rösti: Es war sicher nicht der einzige Punkt, der uns geschadet hat. Aber SRF spielt hier eine üble Rolle. Jeden Tag wird auf allen Kanälen der Klima-Notstand ausgerufen. Das Ganze gipfelte darin, dass drei Tage vor den Zürcher Wahlen die Zürcher GLP-Nationalrätin Tiana Moser während 40 Minuten in der Rundschau über das Thema referieren durfte – ohne kritische Rückfragen. Es läuft aktuell eine masslose Klima-Kampagne des Staatsfernsehens.
Nau.ch: Was haben denn Ihre SVP-Mitstreiter in Zürich falsch gemacht?
Albert Rösti: Bei aller Niederlage muss ich die Zürcher SVP ausdrücklich loben. Sie hat hart gekämpft, unsere Exponenten waren oft auf der Strasse, auch wenn es kalt war. Ich kann der Kantonalpartei keinen Vorwurf machen. Deshalb fällt die Analyse umso schwerer. Vergessen wir aber nicht: Jeder vierte Zürcher stimmte SVP.
Nau.ch: Schadete Ihnen das «Theater» um Luzi Stamm, Franziska Roth und Stefan Locher?
Albert Rösti: Die Leute haben es nie gern, wenn eine Partei mit sich selbst beschäftigt ist. Aber ich glaube nicht, dass diese unglücklichen Personalien ausschlaggebend waren. Entscheidend war die für uns nachteilige Grosswetterlage.
Nau.ch: Ist vielleicht auch Ihre sture Haltung zum Rahmenabkommen ein Fehler?
Albert Rösti: Auf keinen Fall. Die Thematik ist noch zu wenig nah an den Leuten. Der Wohlstand in der Schweiz ist gross. Viele Wählerinnen und Wähler empfinden die EU-Anbindung noch nicht als Bedrohung. Ich bin aber überzeugt: Wenn wir auch einen Wischi-Waschi-Kurs gefahren wären, hätten wir wohl noch mehr verloren.
Nau.ch: Muss die SVP an ihrer Umweltpolitik schrauben?
Albert Rösti: Wir sind eine pragmatische Partei und lassen uns nicht von saisonalen Trends leiten. Unsere Schwerpunkte bleiben unter anderem die Freiheit und die Steuerung der Migration. Diese Themen bleiben aktuell. Die Wahrnehmung der Bevölkerung schwankt aber. Das Problembewusstsein ist gerade nicht so vorhanden. Aber: Unsere Wähler nicht plötzlich grün, sie blieben einfach zu Hause.
Nau.ch: Wie schaffen Sie es im Hinblick auf die nationalen Wahlen, wieder besser zu mobilisieren?
Albert Rösti: Dazu braucht es eben die versprochene schonungslose Analyse. Wir werden auch intensiv darüber diskutieren, wie wir unsere Kampagne für den Oktober eventuell justieren. Nächstes Wochenende ziehen wir erneut Bilanz nach den Wahlen in Luzern und Basel-Land. Schon am Freitag werden wir das Ganze aber im Parteileitungs-Ausschuss analysieren.