«Hausmann» Matthias Aebischer (SP/BE) kandidiert für Bundesrat
SP-Nationalrat Matthias Aebischer macht es offiziell: Er kandidiert als Nachfolger von Alain Berset für den Bundesrat.
Das Wichtigste in Kürze
- Matthias Aebischer kandidiert für den Bundesrat.
- Der 55-Jährige sitzt seit 2011 für die SP im Nationalrat.
- Als ex-Journalist sei Aebischer ein «begnadeter Kommunikator», lobt seine Kantonalsektion.
Dann waren es drei: Nach Mustafa Atici und Daniel Jositsch steigt nun auch Matthias Aebischer offiziell ins Rennen um die Nachfolge von Alain Berset ein. Der 55-jährige Berner hatte bereits unmittelbar nach der Rücktrittsankündigung gesagt, er werde sich diesen Schritt überlegen. Am heutigen Donnerstag hat er seinen Entscheid nun vor den Medien mitgeteilt und erklärt.
Nach Gesprächen in den letzten Monaten mit seiner Frau, GLP-Fraktionspräsidentin Tiana Moser, seinen Kindern und seinem weiteren Umfeld habe er sich entschieden, anzutreten. Es sei ihm wichtig, dass die Familie seinen Entscheid mittrage. «Ich habe grossen Respekt vor dieser Aufgabe, es ist eine grosse Aufgabe, aber ich bin bereit.»
Die SP Kanton Bern betont Aebischers Vorzüge als Teamplayer: Er könne die verschiedenen Regionen und politischen Lager einen. Deshalb sei er der richtige Kandidat zum richtigen Zeitpunkt. Matthias Aebischer sei ein begnadeter Kommunikator und immer nahe bei den Menschen geblieben, sagte Co-Präsident Ueli Egger.
Aebischer als Aussenseiter – aber durchaus mit Chancen
Matthias Aebischer gilt nicht als Topfavorit wie etwa Beat Jans oder Daniel Jositsch – aber eine Überraschung als Aussenseiter ist nicht ausgeschlossen. Denn beliebt und gut vernetzt ist der Berner. Als solcher kommt er allerdings aus dem gleichen Kanton wie der frisch gewählte Verkehrsminister Albert Rösti – ein grosses Handicap für Aebischer.
Seine Kandidatur ist insofern etwas überraschend, als seiner Frau Tiana Moser ebenfalls Bundesrats-Ambitionen nachgesagt werden. Sollte Aebischer gewählt werden, wäre ihr zumindest vorübergehend dieser Weg versperrt. Das hätten die beiden aber schon lange so abgemacht, sagt Aebischer: Die erste Person, die eine Chance auf ein Exekutivamt erhält, soll diese ergreifen, mit vollster Unterstützung der anderen Person.
Die Kinder-Frage – Aebischer hat sieben – findet er «cool»: «Ich will zu den Kindern schauen. Es ist schon jetzt eine Organisiererei, aber zwei-drei Kinder sind schon draussen.» Zur jüngsten müsse man noch schauen.
Seine Kandidatur richte sich nicht gegen Daniel Jositsch, so Aebischer. Wer der bessere Kandidat sei, müssten die Öffentlichkeit, seine Partei und das Parlament bestimmen. Ebenso müssten diese Akteure die Frage über die regionale Verteilung der Bundesratssitze beantworten, nicht er.
Im Nationalrat hat sich der ehemalige Journalist in den letzten zwölf Jahren vor allem als Bildungspolitiker einen Namen gemacht, ist aber auch in den Bereichen Sport, Medien und Tierschutz sattelfest. Er präsidiert viele Verbände und Vereine, so etwa «Pro Velo» oder der Schweizerische Verband für Weiterbildung. Da habe er Führungserfahrung gesammelt und sei «nicht von ungefähr» immer wieder als Präsident gewählt worden, sagt Aebischer.
Ausserdem ist er ein gemässigter und für SP-Verhältnisse liberaler Politiker, was ihn auch Mitte-Rechts wählbar macht. Er präsidiert derzeit die Gerichtskommission und ist zudem Mitglied in der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF-N) und in der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK-N).
Vor seiner Zeit im Bundeshaus war Aebischer unter anderem Moderator verschiedener Sendungen beim Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) und erlangte dadurch in der Deutschschweiz grosse Bekanntheit.