«Trumpismus»: Grünen-Glättli über Ueli Maurers Trychler-Shirt
Grünen-Präsident Balthasar Glättli sieht im Freiheitstrychler-Shirt von Bundesrat Ueli Maurer gefährliche Parallelen zu Donald Trump.
Das Wichtigste in Kürze
- Balthasar Glättli analysiert die Anbiederung von Ueli Maurer bei den Freiheitstrychlern.
- Der Präsident der Grünen kennt Maurer schon lange: Beide Politiker stammen aus Hinwil ZH.
- Glättli sieht gefährliche Parallelen zu Donald Trump und wirf Maurer Radikalisierung vor.
Bundesrat Ueli Maurer hat erneut für Aufregung gesorgt – erneut mit einem T-Shirt – und steht deshalb in der Kritik. Am «SVP-Gipfeltreffen» in Wald ZH, der Nachbargemeinde von Maurers Heimat Hinwil, posierte er mit dem Leibchen der «Freiheitstrychler». Diese gehören zu den Gruppierungen, die fortwährend die Corona-Massnahmen des Bundesrats kritisieren. Für Grünen-Präsident Balthasar Glättli ist die Szene mehr als ein Aufreger, sondern birgt auch Gefahren.
«Trumpismus pur – jetzt in der Schweiz»
Gegenüber anderen Maurer-Verstehern hat Glättli den grossen Vorteil, dass er ebenfalls aus Hinwil stammt. Wie andere auch geht er mit Maurer hart ins Gericht: «Er füllt seine Rolle nicht mehr vernünftig und verantwortungsvoll aus.» Dabei geht es Glättli aber nicht nur ums geritzte Kollegialitätsprinzip. Was Ueli Maurer mache, sei «Trumpismus pur – jetzt in der Schweiz».
Der Vergleich ist wenig schmeichelhaft, denn Glättli zielt nicht auf Donald Trumps unberechenbare Entscheide oder Mobilisierung von Anhängern ab. Sondern Trumps Reaktion auf die Unruhen in Charlottesville 2017, als Rechtsextreme aufmarschierten und ein Neonazi eine Gegendemonstrantin tötete.
Mit «good people on both sides», anständige Leute auf beiden Seiten, vermied Trump danach eine Stellungnahme gegen Rechtsextreme. Wenn sich Bundesrat Maurer nun mit Massnahmen-Gegnern solidarisiere, befeuere er gleichermassen die Radikalisierung, so Glättli.
Will Maurer einfach allen gefallen?
Natürlich gebe es unter den «Freiheitstrychlern» viele anständige Leute, betont Glättli: «Aber das es ja nicht, was zur Debatte steht.» Das Problem sei, dass die Radikalisierung immer grösser werde und ein ermutigender Bundesrat nicht gerade hilfreich sei. «Umso mehr, wenn er selbst die Freiheiten noch weiter einschränkt», erinnert Glättli. Er weisst darauf hin, dass es Maurer war, der sich gegen Gratistests ausgesprochen hatte.
«Da war ihm die Bundeskasse dann wieder wichtiger als der Gesundheitsschutz», mahnt Glättli. Mal werfe sich Maurer schützend vor Kollege Alain Berset, gleichzeitig beklage er die eingeschränkte Redefreiheit. Zunächst nur eine Impfung, da er ja «zäh» sei, ein paar Wochen später war Maurer dann doch doppelt geimpft. «So gesehen eine Politik ohne Orientierung, ausser derjenigen, möglichst vielen Leuten zu gefallen», findet deshalb Glättli.
Wie Sommaruga mit ACAB-T-Shirt
Den Einwand von SVP-Exponenten, netterweise ein T-Shirt von freundlichen Leuten überzuziehen, sei eine Bagatelle, lässt Glättli nicht gelten. Im umgekehrten Fall wären die Reaktionen wohl weit geharnischter ausgefallen, glaubt er. Wenn zum Beispiel Simonetta Sommaruga aus Scherz ein T-Shirt mit dem bei Punks und anderen Subkulturen beliebten Kürzel «ACAB» anhätte. ACAB steht für «All Cops Are Bastards», sinngemäss «alle Bullen sind Schweine».
«An einem privaten Anlass, nicht wie hier am Gipfeltreffen der SVP-Sektionen Thurgau, St. Gallen und Zürich.» Er glaube nicht, dass SVP-Nationalrat Thomas Matter dann hinstehen und die freie Meinungsäusserung von Bundesrätin Sommaruga verteidigen würde.
«Nein, da würde man sagen, das sei einer Magistratin unwürdig, ein Angriff auf die Institutionen, ein Angriff auf die Polizei. Und niemand würde von freier Meinungsäusserung reden.»