Ueli Maurer: «Habe Vertrauen in Wissenschaft verloren»
Alt-Bundesrat Ueli Maurer geht mit der Wissenschaft hart ins Gericht: Sie habe während der Pandemie falsch informiert und zu heftige Massnahmen provoziert.
Das Wichtigste in Kürze
- Alt-Bundesrat Ueli Maurer hat an einer Veranstaltung von Massnahmenkritikern gesprochen.
- Maurer habe das Vertrauen in die Wissenschaft während der Corona-Pandemie verloren.
- Die von der Wissenschaft geschürte Angst habe die Schweiz in der Corona-Krise regiert.
Am Samstag fand in Bern das «1. Schweizer Symposium zum gesundheitspolitischen Rückblick und Ausblick» statt. Unter dem Titel «Corona – Fakes und Fakten» hat Hausarzt und Massnahmenkritiker Daniel Beutler Gleichgesinnte aus dem ganzen Land versammelt.
Einer von ihnen ist Alt-Bundesrat Ueli Maurer – gleich zu Beginn seiner Ansprache nimmt der Zürcher den Bundesrat in Schutz: Maurer ist sicher, dass die Landesregierung sämtliche politischen Prozesse eingehalten habe. Im Vergleich zu Parlament und Kantonen habe der Bundesrat gar fast schon zurückhaltend gehandelt, erklärt Maurer.
Ueli Maurer will Gräben überwinden
Insgesamt hält Maurer eine sehr versöhnliche Rede, wie die «NZZ» hervorhebt: Immer wieder betont der Zürcher, dass man aufeinander zugehen und den Dialog suchen müsse – zwischen allen Beteiligten. Es brauche Respekt vor den Schwurblern und Leugnern und umgekehrt, so Maurer.
«Es gibt keine Schuldigen», erklärt der Zürcher. Doch er habe das Vertrauen in die Wissenschaft verloren. Denn die Wissenschaft habe nicht richtig informiert und zu heftige Massnahmen provoziert. Diese wiederum stünden am Ursprung des tiefen Grabens, der sich bis heute durch die Gesellschaft ziehe.
Wissenschaft hat Angst geschürt?
Die von der Wissenschaft geschürte Angst habe die Schweiz in der Corona-Krise regiert, ist sich Maurer sicher. Gegenüber «Blick» erklärt Maurer gar, dass er nicht einmal sicher sei, ob es sich überhaupt um eine Pandemie gehandelt habe.
Gleichzeitig betont Maurer in seiner Rede, dass die Landesregierung auf Grundlage von unzureichenden, einseitigen Informationen weitreichende Entscheidungen habe fällen müssen. Die ergriffenen Massnahmen seien schliesslich übertrieben gewesen – aber alle Beteiligten hätten das Richtige machen wollen.
Denn die Experten hätten den Bundesrat stark unter Druck gesetzt, erklärt Maurer. Zu Beginn der Pandemie sei der Landesregierung erklärt worden, dass sie 40'000 Todesopfer riskiere, wenn sie nicht sofort handeln würden.
Das sei eine Verantwortung, die niemand übernehmen könne. Auch für die Corona-Task-Force findet der SVP-Politiker klare Worte: «Darin sassen nur die Befürworter aller Massnahmen. Wer kritisch war, wurde aussortiert.»
Keine Kritik erlaubt?
Wenn immer der damalige SVP-Bundesrat kritische Meinungen oder neue Informationen habe im Gremium einbringen wollen, sei er abgeblitzt: «Das muss einer dieser Leugner sein», habe es damals geheissen. Deshalb fordert Maurer eine gründliche Aufarbeitung der Corona-Politik. Dabei sollten alle Aspekte beleuchtet werden – von Expertenratschlägen über Verwaltungsempfehlungen bis hin zu politischen Entscheidungen.
Zum Schluss seiner Rede äusserte Maurer eine Handvoll politischer Forderungen: Die Teilrevision des Epidemiegesetzes sei in ihrer aktuellen Form abzulehnen – es brauche ein entsprechendes Referendum. Gleiches gelte für die WHO-Vorlagen. Schliesslich betont Maurer die Notwendigkeit kritischer Staatsbürger.
Alt-Bundesrätlicher Anti-Intellektualismus?
Ausserhalb des «1. Schweizer Symposiums» erntet der Alt-SVP-Bundesrat indes längst nicht nur Beifall: Auf X (ehemals Twitter) unterstellt Sozialwissenschaftler Marko Kovic dem Zürcher «aktiven Anti-Intellektualismus».
Deshalb erlebe der Alt-Bundesrat die Realität komplett anders. Komplett anders die Interpretation am Samstag in Bern: Nach seiner Rede verlässt der Zürcher unter Applaus die Bühne.