Ueli Maurer plant Corona-Vortrag – Skeptiker kritisch
Alt-Bundesrat Ueli Maurer fordert eine «demütige Aufarbeitung» der Corona-Politik. Dafür erntet der ehemalige SVP-Magistrat Kritik – auch von Massnahmengegnern.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer wieder kritisiert Alt-Bundesrat Ueli Maurer die Corona-Politik des Bundes scharf.
- Am Samstag hält der Zürcher eine Rede an einer Veranstaltung von Massnahmenkritikern.
- Mit seiner Forderung nach Aufarbeitung fällt der SVP-Magistrat zwischen Stuhl und Bank.
- Sogar aus den Reihen der Massnahmengegner hagelt es Kritik für den Alt-Bundesrat.
Die Corona-Pandemie liegt endgültig im Rückspiegel – trotzdem leidet die Gesellschaft weiter unter deren Langzeitfolgen: Dazu gehören neben Long Covid insbesondere auch eine massive Welle psychischer Erkrankungen und ein anhaltendes Misstrauen gegenüber Politik und Medien.
Seit dem Ende der Pandemie kritisiert Alt-Bundesrat Ueli Maurer regelmässig die Corona-Politik des Bundes. Der Zürcher bringt seine Haltung unter anderem bei «Hoch2TV», in der «Rundschau» oder jüngst auch in der «Weltwoche» zum Ausdruck.
Maurer verlangt eine Aufarbeitung der Corona-Politik: Er ist überzeugt, dass die Corona-Krise als grösster politischer und gesellschaftlicher Schock der letzten Jahrzehnte zu verstehen sei. Der politische, mediale und gesellschaftliche Umgang mit der Pandemie habe das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger nachhaltig erschüttert.
Zu Gast bei Massnahmen-Kritikern
Auch diesen Samstag wird der Alt-Bundesrat seine kritische Haltung zum Besten geben – am «1. Schweizer Symposium zum gesundheitspolitischen Rückblick und Ausblick» will der Zürcher in Bern einen Vortrag halten. Es sind Vorträge von namhaften Massnahmenkritikern aus den Bereichen Medizin und Wissenschaft, Rechtsprechung, Politik, Gesellschaft und Medien geplant.
An der Veranstaltung unter dem Titel «Corona – Fakes und Fakten» ist ein Massnahmen-kritischer Ueli Maurer also in bester Gesellschaft: Nach dem Zürcher steht beispielsweise eine Rede der «linken Corona-Rebellin» Simone Machado auf der Tagesordnung. An der anschliessenden Podiums- und Publikumsdiskussion wiederum werden Vertreterinnen und Vertreter von zahlreichen kritischen Vereinen erwartet.
Corona-Virus habe «regelrechte Hysterie» ausgelöst
Doch was wird Alt-Bundesrat Ueli Maurer am Massnahmengegner-Symposium sagen? Der Blick in den jüngsten «Weltwoche»-Beitrag des Zürchers liefert die Antworten.
Dort schreibt er, dass die Angst vor dem neuartigen Erreger auch hierzulande eine «regelrechte Hysterie» ausgelöst habe. Medien und Wissenschaft hätten einander mit Worst-Case-Szenarien überboten. Dieser «Wettlauf, um eine vermeintlich tödliche Gefahr» einzudämmen, habe immensen nationalen und internationalen Druck aufgebaut.
Der Alt-Bundesrat ist sicher, dass die Politik vor diesem Hintergrund gedrängt war, die Stellschrauben immer enger anzuziehen. Entscheidungsträger hätten unbedingt auf der «richtigen» Seite stehen wollen und hätten dabei auf vermeintlich unfehlbare Experten vertraut. Die Angst davor, für einen allfälligen Sonderweg künftig Verantwortung übernehmen zu müssen, habe ihren Teil dazu beigetragen, so Maurer.
Gleichzeitig habe diese Dynamik die Bevölkerung erfasst: Wer mitmachte, habe zu den «moralisch Guten» gezählt. Wer hingegen kritische Fragen stellte, wurde ins Lager der «Corona-Leugner» oder «Schwurbler» aussortiert, schreibt Maurer in der «Weltwoche».
«Staatspolitischer Kollateralschaden»
Das pandemiepolitische Fazit des Alt-Bundesrats ist vernichtend: «Aus meiner Sicht hat die Handhabung der Corona-Krise zu einem staatspolitischen Kollateralschaden geführt. Das Vertrauen in unser System ging für sehr viele Bürgerinnen und Bürger verloren. Für diese Personen hat die Politik an Glaubwürdigkeit massiv eingebüsst.»
Maurer ist überzeugt, dass nach der Pandemie mehr Fragen als Antworten bleiben: «Es braucht den Mut und Willen für eine ehrliche, pragmatische Analyse mit einer gehörigen Portion Demut und Respekt gegenüber Bürgern.» Nur eine «offene und kritische Auseinandersetzung mit diesen Themen» könne die Glaubwürdigkeit der politischen Behörden wiederherstellen, schreibt er.
Ueli Maurer zwischen Stuhl und Bank
Mit seiner Forderung gerät der Alt-Bundesrat aber zwischen Stuhl und Bank: Sogar aus den «eigenen» Reihen – derjenigen der Massnahmenkritiker – hagelt es Kritik. Coronaverharmloser Daniel Stricker beispielsweise bemängelt, dass Maurers Forderung nach Aufarbeitung zu spät komme.
Zwar sage er «all die richtigen Sachen» – der Schaden sei aber bereits eingetreten. Was es heute brauche, sei eine Entschuldigung vonseiten des Alt-Bundesrates. «Nach eigenen Worten wusste er, was abläuft und hat trotzdem mitgemacht», so Stricker.
Ähnliche Töne stimmt Massnahmenkritiker Nicolas Rimoldi an: «Andere können umfallen und einen Ueli Maurer feiern – wir vergeben nicht, wir vergessen nicht.»