Vaterschaftsurlaub bringt Linke ins Dilemma
Väter kriegen künftig zwei Wochen bezahlten Vaterschaftsurlaub. Doch damit nicht genug: Mehrere Initiativen, die mehr wollen, stehen schon in der Pipeline.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach dem Ständerat sagt auch der Nationalrat Ja zu zwei Wochen Vaterschaftsurlaub.
- Doch Linke wollen mehr und haben bereits weitere Initiativen in den Startlöchern.
Nach einer über sechsstündigen Debatte sprach sich der Nationalrat gestern Mittwoch für zwei Wochen Vaterschaftsurlaub aus. Damit trat der Nationalrat auf den indirekten Gegenvorschlag ein und lehnte die Initiative für einen vierwöchigen Vaterschaftsurlaub ab.
So «historisch» der Entscheid für gewisse sein mag, er ist erst der Anfang. Denn im Parlament wird der Ruf nach grosszügigeren Elternzeit-Modellen lauter. Entscheidend ist vorerst, ob das Initiativkomitee, welches vier Wochen verlangte, sein Begehren zurückzieht. Angeführt von SP-Nationalrat Adrian Wüthrich will es in nächsten Wochen entscheiden.
Zwar empfehlen National- und Ständerat die Initiative mit vier Wochen Vaterschaftsurlaub zur Ablehnung. Doch vor dem Volk rechnet man sich grosse Chancen aus.
Falls jedoch sogar das Stimmvolk die längere Papi-Zeit abschmettert, wäre dies ein schlechtes Zeichen für weitere Vorhaben. Denn davon gibt es einige, weshalb Linke regelrecht im Dilemma stecken.
Vaterschaftsurlaub oder doch Elternzeit?
Schon am kommenden Samstag lanciert die SP Kanton Zürich die kantonale Elternzeit-Initiative. Diese fordert je 18 Wochen bezahlte Elternzeit für Mütter und Väter.
Die SP Schweiz hingegen peilt ein anderes Modell an. Sie möchte eine nationale Elternzeit-Initiative lancieren mit je 14 Wochen für Väter und Mütter. Zusätzlich soll es zehn Wochen geben, welche die Eltern aufteilen können.
Ein weiterer Kämpfer für die Elternzeit ist Netzaktivist Daniel Graf. Er will mit seinem Verein Public Beta eine Volksinitiative unter dem Titel «Gleichstellung plus» durchbringen. Die Forderung: 15 Wochen für Väter und Mutter.
Im nächsten Monat soll der Initiativtext vorliegen und anfangs 2020 die Initiative lanciert werden. Das Vorhaben wird gar von bürgerlichen Exponenten unterstützt.
Nun fragt sich: Einigen sich SP und Public Beta auf eine gemeinsame Forderung und damit Initiativtext? Denn zwei Volksinitiativen zum selben Thema mit unterschiedlichen Modellen der Elternzeit könnten sich arg im Wege stehen.
Im Parlament wird jedenfalls schon von gemeinsamen Gesprächen gemunkelt. Würde die Initiative von einem neutralen Absender wie Public Beta stammen, wären überparteiliche Allianzen umso plausibler.