Im Juni kommen zwei Agrar-Initiativen an die Urne: die Trinkwasserinitiative und das Pestizidverbot. Erstere sorgt bei Bio Suisse für Kontroverse.
Bio Suisse
Der Präsident von Bio Suisse, Urs Brändli. (Archivbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Sommer stimmt die Schweiz über zwei Agrar-Initiativen ab.
  • Beide wollen etwas gegen Pestizide unternehmen und so die Umwelt besser schützen.
  • Der Vorstand von Bio Suisse will eine aber ablehnen. Das sorgt für Unverständnis.
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Bio Suisse, Wahrzeichen der biologischen Landwirtschaft und Träger der ikonischen Knospe, hat seine Basis irritiert. Für die kommende Delegiertenversammlung empfiehlt der Vorstand eine Nein-Parole zur Trinkwasserinitiative. Dies, obwohl im November 2020 das Pestizidverbot bejaht wurde, welches auch am 13. Juni an die Urne kommt.

Bio Suisse
Zwiebeln mit dem Siegel von Bio Suisse. Der Dachverband unterstützt die nachhaltige Produktion von Lebensmitteln. - Keystone

Eigentlich müssten beide Vorlagen den Bio-Verband vollständig überzeugt haben: Keine synthetischen Pestizide, mehr Subventionen für pestizidfreie Landwirtschaft, sauberes Trinkwasser, mehr Artenvielfalt? Klingt nach dem Slogan von Bio Suisse: «Mensch, Tier und Natur im Gleichgewicht».

Bio Suisse will nicht mehr Bio

Für noch mehr Verwirrung sorgte aber die Begründung zur Ablehnung der Trinkwasserinitiative. Die Delegierten erhielten einen Brief vom Vorstand, wie der «Kassensturz» berichtete. Er befürchte, dass dann zu viele Biobauern existieren würden, schrieb der Vorstand darin. Somit drohten die Preise zu niedrig zu werden.

Karl Schefer
Der Gründer von Delinat Karl Schefer in der Sendung «Kassensturz». - Screenshot SRF

Doch Biobauern und Biobäuerinnen zeigen kein Verständnis für die Argumentation ihres Verbandsvorstands. «Das ist ein Verrat an der Idee von ‹Bio›», sagt zum Beispiel Karl Schefer, Gründer von «Delinat», welcher Bio-Weine verkauft. Der Vorstand müsse eigentlich «Freude haben, wenn sich Bio multipliziert, oder zum Standard wird», so Schefer.

«In meinen Augen muss Bio zum Standard werden. Wir sehen ja, wohin uns die konventionelle Landwirtschaft hingeführt hat», so Biobauer Markus Bucher gegenüber «SRF». Im Interview bei «Kassensturz» versucht dann Bio-Suisse-Präsident Urs Brändli, die Argumente zu verteidigen.

Folgen der Initiative unklar

Bio Suisse wolle nicht, dass durch die Initiative die Preise auf den Buckel der Landwirtinnen und -wirten reduziert würden. Das Pestizidverbot hingegen beziehe auch den Konsum mit ein, so Brändli. Dementsprechend habe auch der Vorstand der Initiative zugestimmt.

Das stimmt erstmals so. Die Pestizidverbotsinitiative will den «Einsatz synthetischer Pestizide in der landwirtschaftlichen Produktion» ganz verbieten. Verboten wäre zudem auch die Einfuhr «zu gewerblichen Zwecken» von Lebensmitteln, welche mithilfe von synthetischen Pestiziden hergestellt wurden oder enthalten.

Pestizid
Ein Landwirt fährt am späten Abend mit einer Pestizid- und Düngerspritze über ein Feld (Symbolbild). - dpa

Die Trinkwasserinitiative hingegen würde Subventionen nur noch in die Richtung der pestizidfreien Landwirtschaft lenken. Unter anderem erhielten Höfe Direktzahlungen, wenn sie ihren Tierbestand mit eigener Futterproduktion ernähren können. Oder auch, wenn sie den Erhalt der Biodiversität aufrechterhalten. Die Verantwortung wird so gesehen also den Landwirtinnen und -wirten zugeschoben.

Die Delegierten von Bio Suisse werden am 14. April höchstwahrscheinlich der Trinkwasserinitiative zustimmen. Dann erhält das Komitee Unterstützung von einem Branchen-Riesen.

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