Waffenrecht: Nein-Komitee stellt Feigling-Vorwürfe klar

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Die Gegner der Waffenrechts-Revision haben den Attentats-Überlebenden Jo Lang (Grüne) als Feigling betitelt. Jetzt nimmt der Komitee-Präsident Stellung.

Werner Salzmann Waffenrecht
SVP-Nationalrat Werner Salzmann, Co-Präsident des Komitees gegen das Waffenrecht, spricht bei der Delegiertenversammlung der SVP Bern, am 14. Januar 2019, in Belp. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Nein-Komitee beim Waffenrecht verteidigt seinen umstrittenen Tweet.
  • Dieser sei nicht eindeutig verstanden worden und Grünen-Politiker Jo Lang kein Feigling.
  • Langs Verweis auf das Zuger Attentat sei trotzdem zynisch und falsch.

Ist Josef «Jo» Lang ein Feigling? Jo Lang, ex-Nationalrat der Grünen, war am 27. September 2001 als Kantonsrat im Zuger Ratshaus. Als Amok-Täter Fritz Leibacher reinmarschierte und 90 Mal aus einem Sturmgewehr schoss, starben 14 Menschen.

Lang überlebt – und sagt heute: Mit kleineren Magazinen hätte der Täter acht statt zwei Mal nachladen müssen.

Werner Salzmann Referendum Waffenrecht
SVP-Nationalrat Werner Salzmann (Mitte) und Mitstreiter bei der Einreichung des Referendums gegen das neue Waffenrecht. - Nau

Bedauern bei Waffenrecht-Gegnern

Nachladen sei die einzige Gelegenheit, solche Täter zu überwältigen. Und kleinere Magazine sind einer der Punkte im neuen Waffenrecht, das Mitte Mai zur Abstimmung gelangt. Das Nein-Komitee reagiert prompt: Ob denn der Überlebende Lang ein Feigling sei, bei zwei verpassten Überwältigungs-Gelegenheiten?

«Wir bedauern, dass der Sinn des Tweets offenbar nicht eindeutig verstanden werden konnte», sagt SVP-Nationalrat Werner Salzmann auf Anfrage. Inhaltlich nimmt er aber nichts zurück. Sondern wiederholt die Argumentation Punkt für Punkt.

Opfer für Waffenrecht instrumentalisiert

Wenn, gemäss Lang, das Nachladen tatsächlich eine Chance zur unbewaffneten Gegenwehr biete, falle dies quasi auf Lang zurück. «Dann hat Lang also zwei Chancen ungenutzt verstreichen lassen, weitere Todesopfer zu verhindern», wiederholt Salzmann den fiktiven Vorwurf. Fiktiv, denn: Die wenigen Sekunden des Nachladevorgangs böten alles andere als eine reelle Chance für unbewaffnete Gegenwehr.

Jo Lang Friedensmarsch
Jo Lang, alt Nationalrat und Mitgründer der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA), schneidet symbolisch einen Stacheldraht durch an einem Friedensmarsch am Grenzübergang von Deutschland zur Schweiz in Weil am Rhein, am 1. August 2014. - Keystone

Das wisse jeder mit minimaler Ausbildung an Schusswaffen. Die Feigling-Frage sei darum selbstverständlich rhetorisch, stellt Salzmann klar: «Er ist offensichtlich kein Feigling.» Sondern instrumentalisiere die vierzehn Todesopfer zynisch für seine Politik. Und das nicht zum ersten Mal.

Jo Lang, ein «Wiederholungs-Täter»?

«Lang missbrauchte das unglaubliche Leid von Leibachers abscheulicher Tat schon bei früheren Waffengesetz-Vorlagen», wirft ihm Salzmann vor. Zum Beispiel als es um die Nachregistrierung oder das Verbot von Pump-Actions ging. Lang habe immer behauptet, es genau zu wissen. «Dass genau jene Verschärfung, die gerade zu Diskussion stand, zu einer weniger schlimmen Bilanz beim Zuger Attentat geführt hätte.»

Dass es auch anders gehe, zeige CVP-Präsident Gerhard Pfister. Der Zuger, «der ebenfalls zu den Überlebenden des Massakers gehört, aber im Unterschied zu Lang ein pietätvoller, überlegter Mensch ist». Salzmann ist überzeugt, dass sein Komitee Jo Lang zu Recht angegriffen hat, denn Waffenrechts-Befürworter Pfister habe dies ja auch getan.

Zuger Attentat
Ambulanzen vor dem Rathaus in Zug, am 27. September 2001. 14 Menschen starben beim Amoklauf während einer Sitzung des Kantonsrates - Keystone

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