Wallis entsetzt über Beiträge-Stopp für Herdenschutzhunde
Der Bund will ab sofort den Geldfluss für Ausbildung und Zucht von Herdenschutzhunden stoppen. Das Wallis protestiert, hat aber schon eine eigene Lösung.
Das Wichtigste in Kürze
- Bisher haben Bund und Kantone Herdenschutzhunde-Ausbildungen finanziell unterstützt.
- Damit ist aber fertig: Der stark vom Wolf betroffene Kanton Wallis ist völlig überrascht.
- Gleichzeitig hat er im Juni ein eigenes Hirtenhunde-Ausbildungsprogramm gestartet.
Inmitten der Walliser Wälder kommen Herdenschutzhunde eine wichtige Rolle zu: Sie sind die Beschützer von Nutztieren wie Schafen, Rindern und Ziegen. Mit dem Wiederauftauchen des Wolfs in dieser Region hat sich ihre Bedeutung noch verstärkt.
Die Nachfrage nach den Tieren ist so stark gestiegen, dass Zucht und Ausbildung kaum mithalten können. Nur wenige Rassen sind für diese Aufgabe geeignet – wie etwa der Kangal-Hirtenhund, eine alte Rasse aus Anatolien und Zentralasien.
Bisher haben Bund und Kanton gemeinsam die Zucht und Ausbildung dieser Hunde subventioniert. Die Kosten für eine Spezialausbildung mit vorheriger Eignungsprüfung belaufen sich auf mehrere Tausend Franken pro Hund: Das Tier muss nämlich im Tourismuskanton zwischen Feind und Wanderer unterscheiden können.
Der Bund hat bisher jährlich den Einsatz der Hunde mit 1200 Franken unterstützt sowie zusätzliche Pauschalen für den Almsommer bereitgestellt. Für das Training ist der Verein «Herdenschutzhunde Schweiz» zuständig, 127'000 Franken standen letztes Jahr dafür zur Verfügung. Doch nun steht ein bedeutender Wechsel bevor.
Änderungen im Bundesamt für Umwelt
Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) leistet ab sofort keine direkte Unterstützung mehr, so Mediensprecherin Rebekka Reichlin zum «Walliser Boten»: «Die Zucht von Herdenschutzhunden wird ab 2025 voraussichtlich nicht mehr im Auftrag des Bafu erfolgen.» Bis Ende Januar 2025 bezahlt der Bund aber noch für schon ausgebildete Hunde.
Diese Entscheidung hat in der Politik und bei den zuständigen Walliser Behörden für Unverständnis gesorgt. Staatsratspräsident Christophe Darbellay (Mitte) kritisiert: «Der Bund wälzt seine Verantwortung zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt auf die Kantone ab.» Er plant, gegen diese Entscheidung vorzugehen und ein Alternativprogramm mit Übergangsfinanzierung zu entwickeln.
Wallis startet eigenes Zuchtprogramm
Ganz so unvorbereitet war der Bergkanton aber nicht: Im Juni haben die Walliser Behörden ein eigenes Programm zur Zucht und Ausbildung von Herdenschutzhunden gestartet. Die Organisation «Arcadia» (Schweizerische Vereinigung zur Erhaltung der Weidewirtschaft) führt seither Eignungsprüfungen für Hunde durch. Sie hat zudem eine eigene Ausbildung für Hunde sowie Züchtende ausgearbeitet.
Etwa 50 Hunde haben laut Angaben des Kantons bereits erfolgreich die Prüfungen bestanden. Zusammen mit weiteren Massnahmen wie Weidezäunen und Aufklärungskampagnen soll so der Schutz der Herden verbessert werden. 2024 stehen für solche Herdenschutzprogramme 7,7 Millionen Franken vom Bund zur Verwendung bereit.
Trotz dieser positiven Entwicklungen bleibt der Bedarf nach geeigneten Herdenschutzhunden gross. Und der Entscheid des Bafu mache «die Sache nun schwieriger», sagt Moritz Schwery, Leiter des Landwirtschaftszentrums in Visp. Wie viele Tiere aber fehlen, wisse Schwery nicht genau.
Das Bafu hat bereits Verhandlungen mit dem Verein Herdenschutzhunde Schweiz aufgenommen und zeigt sich bereit, bei der Umstellung zu helfen. Doch bis eine endgültige Lösung gefunden ist, könnte der Mangel an Schutzhunden weiter zunehmen. Der Walliser Staatsratspräsident Christophe Darbellay betont: «Jetzt muss gehandelt werden. Und zwar schnell.»