Was Bundesanwalt Michael Lauber mit PR für seine Wiederwahl tun kann

Michael Lauber möchte Bundesanwalt bleiben. Damit das Parlament ihn wiederwählt, muss er die Politiker überzeugen. Der PR-Experte erklärt, wie das geht.

bundesanwaltschaft michael lauber
Das neue Verwaltungsgebäude der Bundesanwaltschaft am Guisanplatz in Bern im Mai 2019. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 25. September entscheidet das Parlament, ob Michael Lauber Bundesanwalt bleibt.
  • Nach der Nicht-Empfehlung durch die Kommission, muss Lauber Überzeugungsarbeit leisten.
  • Der PR-Experte erklärt, was das Engagement einer PR-Agentur bringt.

Bald beginnt der Herbst, die Blätter fallen von den Bäumen vor dem Gebäude der Bundesanwaltschaft in Bern. Drinnen macht Bundesanwalt Michael Lauber derweil schwierige Zeiten durch. Von allen Seiten wird er angegriffen und kritisiert. Jetzt organisiert Lauber seine Verteidigung.

Grund der Kritik an Lauber: Der höchste Anwalt der Eidgenossenschaft hatte sich mehrmals mit Gianni Infantino getroffen. Der Fifa-Boss ist aber in mehreren Verfahren, das die Bundesanwaltschaft gegen die Fifa führt, Teil der Angeklagten. Trotzdem hat Lauber die Treffen nicht protokolliert – an eines kann er sich angeblich gar nicht erinnern.

Michael Lauber
Der ehemalige Bundesanwalt Michael Lauber. (Archivbild) - Keystone

Die Folge: Michael Lauber, seit 2012 Bundesanwalt, wurde vom Bundesstrafgericht gerügt und musste die Fifa-Dossiers abgeben. Zudem führt die Aufsichtsbehörde ein Disziplinarverfahren gegen Lauber. Am letzten Mittwoch schliesslich hatte die parlamentarische Gerichtskommission (GK) Lauber deshalb nicht zur Wiederwahl empfohlen.

PR-Experte: «Lauber muss sein Verhalten rechtfertigen»

Dennoch kann das Parlament Lauber am 25. September im Amt bestätigen. Und darauf hofft Lauber: Am Sonntag wurde bekannt, dass der 53-Jährige die Dienste einer Zürcher PR-Agentur in Anspruch nimmt. Doch was kann Lauber damit erreichen?

«Der Einsatz einer PR-Agentur kann auch für BA Lauber nützlich sein», sagt Klaus J. Stöhlker. Der PR-Berater ist Gründer einer führenden Agentur für Öffentlichkeitsarbeit in Zollikon ZH.

Stöhlker glaubt nicht, dass Lauber durch die Nicht-Empfehlung der GK automatisch unwählbar geworden ist. «Er ist zu retten, wenn er an die politische Eigenverantwortung der Parlamentarier appelliert. Zudem muss er aus seiner Sicht begründen, warum die GK gegen ihn entschieden hat.»

pr
Klaus J. Stöhlker, Gründer und PR-Berater bei der Stöhlker AG, Agentur für Unternehmensberatung und Öffentlichkeitsarbeit. - zVg

Die PR-Arbeit müsse sich darauf konzentrieren, möglichst viele National- und Ständeräte von den Risiken einer Abwahl zu überzeugen. «Gleichzeitig muss Lauber sein bisheriges Verhalten legitimieren», so Stöhlker. «Die Zeitspanne ist enorm eng, da viele Parlamentarier bereits ihre Meinung gemacht haben: Es sieht knapp aus.»

Vertraut Michael Lauber seinen Vertrauten nicht mehr?

Offenbar hat Lauber die PR-Agentur aber nicht beauftragt, um für ihn zu werben. Vielmehr sollen die Berater als Beobachter sein Verhalten überwachen und verbessern. Stöhlker sieht für die PR-Berater hierbei keine Grenzen, solange sie die Politiker nicht in ihrer Arbeit behindern.

bundesanwaltschaft
Licht und Schatten im neuen Verwaltungsgebäude der Bundesanwaltschaft am Guisanplatz in Bern. - Keystone

Der ehemalige Journalist und Publizist findet: «Da generell das Unwissen zunimmt, ist Aufklärung in eigener Sache immer notwendig.» Zwei Dinge fallen Stöhlker jedoch auf. «Interessant ist, dass Lauber seinen Pressechef Marty offensichtlich zurückgezogen hat.»

Stöhlker glaubt zudem, dass Laubers persönlicher Anwalt Lorenz Erni über das Engagement der PR-Agentur nicht glücklich sein wird. Er sei grundsätzlich ein Gegner von Public Relations und übernehme die Medienarbeit am liebsten selbst, so Stöhlker. «Insofern ist Laubers Entscheid ein Misstrauensvotum gegen seinen Berater Erni.»

In gut zwei Wochen wird sich zeigen, ob Laubers PR-Engagement Früchte trägt. Die Bäume vor der Bundesanwaltschaft tragen bis dahin wohl schon einige Blätter weniger.

Kommentare

Mehr aus Agglo Zürich