Wasserexperte kritisiert Zukunftsbilder der Klima-Allianz

Christoph Krummenacher
Christoph Krummenacher

Zürich,

Die Klima-Allianz schockiert mit apokalyptischen Zukunftsbildern von Schweizer Städten. Wasserforscher Andri Bryner hält die Bilder jedoch für unrealistisch.

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Zukunftsszenario für die Aare bei Bern. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Auf Social Media will die Klima-Allianz junge Wähler mit Zukunftsbildern aufschrecken.
  • Diese sollen zeigen, wie die Schweiz bei ungebremstem Klimawandel bald aussähe.
  • Gemäss Wasser-Experte Andri Bryner werden Flüsse und Seen 2050 jedoch nicht trocken sein.

Es sind besorgniserregende Bilder, welche die Klima-Allianz auf den Sozialen Medien postet. Sie zeigen Schweizer Städte mit ausgetrockneten Flussbetten und Seebecken. So soll es in der Schweiz schon Mitte des Jahrhunderts aussehen, falls nicht endlich etwas gegen den Klimawandel unternommen wird.

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Das Zürcher Seeufer mit Grossmünster und Peterskirche trocknet schon bald aus, so die Warnung der Klima-Allianz. - zVg

Die Klima-Allianz sagt, sie stütze sich bei ihren Szenarien auf die Prognosen des NCCS, des National Centre for Climate Services des Bundes. «Die Böden werden trockener, es gibt weniger Regentage, und die längste niederschlagsfreie Periode dauert länger», schreibt das NCCS.

Wasser-Experte widerspricht den Darstellungen zum Klimawandel

Doch: Die Bilder seien für die Schweiz nicht realistisch, sagt Andri Bryner, Hydrologe und Medienverantwortlicher am Wasserforschungsinstitut Eawag. «In der Schweiz werden wir auch auf lange Sicht ausreichend Niederschläge haben, dass sich die Seen und grösseren Flüsse füllen.»

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Zukunftsszenario aufgrund Klimawandel für das Verzascatal im Tessin. (Original: Joel Steinmann, Postproduktion: Joshua Amissah) - zVg

Aber auch Bryner führt aus: Es wird «regionale Knappheiten in heissen Sommern geben, etwa im Jura.» Zudem werde es im Winter mehr, im Sommer dafür weniger Niederschlag geben. «Das führt dazu, dass die Bäche und Flüsse im Winter und Frühling viel Wasser führen und im Sommer dann eher wenig.» Bis 2050 fliesst im Sommer bis zu 50 Prozent weniger Wasser. Dies auch wegen der bis dahin abgeschmolzenen Gletscher.

«In Bezug auf die Wasservorräte hat die Forschung für die Schweiz klar gezeigt, dass die Veränderungen der Nutzungsansprüche grösser sind als die von der Klimaveränderung verursachten», so Bryner. Künftig wird die Konkurrenz ums Wasser zunehmen, etwa für Wasserkraftnutzung, Trinkwasserversorgung, landwirtschaftliche Bewässerung, Golfplatzbetrieb oder Kunstschnee.

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Andri Bryner ist Hydrologe und Medienverantwortlicher am Wasserforschungsinstitut Eawag. Die Eawag ist eine Forschungsanstalt des ETH-Bereichs. - zVg

Erreichen die überzeichneten Bilder das Gegenteil?

Aber bewirken die Bilder der Klima-Allianz also das Gegenteil, indem sie überzeichnen? «Es mag sein, dass Leute, die denken ‹Wir können eh nichts machen› sich von den überzeichneten Bildern bestärkt fühlen», sagt der Wasserexperte.

Doch wir sollten selbstverständlich alle alles tun, um die Klimaveränderung zu stoppen oder zu verlangsamen, sagt Bryner. «Aus meiner persönlichen Sicht regen die Montagen auf spielerische Art eine Diskussion an und senden eine Botschaft, dass wir auch in der privilegierten, auf lange Sicht mit Wasser gut versorgten Schweiz unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten müssen.»

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Zukunftsszenario für die Zürcher Limmat. (Original: Claudio Schwarz, Postproduktion: Joshua Amissah) - zVg

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