Zunahme von Verkehrsunfällen: Marionna Schlatter verlangt Antworten
Entgegen langjährigen Trends zeigt die Kurve der schweren Verkehrsunfälle jüngst wieder nach oben. Nationalrätin Marionna Schlatter (Grüne/ZH) will Antworten.
Das Wichtigste in Kürze
- Im vergangenen Jahr hat die Anzahl der schweren Verkehrsunfälle signifikant zugenommen.
- Nationalrätin Marionna Schlatter verlangt deshalb Antworten: Was unternimmt der Bundesrat?
- Die Grüne sieht Temporeduktionen und Anpassungen der Infrastruktur als gangbare Lösungen.
Im Jahr 2022 haben 241 Personen in der Schweiz bei Verkehrsunfällen ihr Leben verloren – 4002 weitere wurden schwer verletzt. Im Vergleich zum Vorjahr stellt dies einen deutlichen Anstieg bei den schweren Verkehrsunfällen dar. Entgegen dem langjährigen Trend rückläufiger Unfallzahlen zeigen die neusten Daten also eine markante Zunahme von 41 Getöteten und 69 Schwerverletzten.
Neben Insassen von Personenwagen sind Lenkende von E-Bikes von dem Anstieg bei den Unfällen besonders betroffen. In einer weiterführenden Analyse will das Bundesamt für Strassen (Astra) nun herausfinden, welche Ursachen dieser Entwicklung zugrunde liegen.
Mehr Tempo-30-Zonen und Velowege?
Bereits jetzt verlangt Nationalrätin Marionna Schlatter (Grüne/ZH) jedoch, dass sich der Bundesrat zu dieser Verfehlung der Zielsetzung äussert. Sie möchte wissen, welche Massnahmen der Bund ergreifen wird, um eine allfällige Trendwende der Unfallzahlen zu verhindern.
Denkbare Massnahmen seien unter anderem Temporeduktionen (Tempo-30-Zonen), Anpassungen an der Infrastruktur oder Sensibilisierungskampagnen, so die Zürcherin gegenüber Nau.ch.
Problembereich Langsamverkehr
Das Astra erklärt: Als Hauptursache von Unfällen spiele der Zustand des Lenkenden eine grosse Rolle. Weshalb dieser Faktor jüngst wieder vermehrt zum Verkehrsrisiko wird, müsse die Wissenschaft jetzt herausfinden, so die Grüne.
Rund die Hälfte aller Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten und rund ein Drittel der Verkehrsunfälle mit Todesopfern ereignet sich im Langsamverkehr. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) bezeichnet den Langsamverkehr deshalb als «Problembereich». Die meisten der Schwerverletzten und Getöteten waren zu Fuss, mit dem Motorrad, Velo oder E-Bike unterwegs.
Temporeduktion könnte viele Unfälle verhindern
Schlatter betont, dass gerade innerorts im Mischverkehr rund ein Drittel der Schwerverletzten mittels einer Temporeduktion vermieden werden könne. Dabei verweist sie auf eine Studie der BFU, die zu diesem Resultat kam. Die Zürcherin ist überzeugt, dass die Infrastruktur vielerorts ungenügend sei, insbesondere für Verkehrsteilnehmer, die keine Autos sind.
«Wo sichere Velowege, Fusswege und Strassenübergänge fehlen, passieren mehr Unfälle», erklärt die Grüne. Grundsätzlich müsse Verkehrsinfrastruktur so gebaut werden, dass sie auch Fehler zulasse. Besonders Kinder seien nicht in der Lage, Gefahren richtig einzuschätzen.
Schweres Auto, schwerer Unfall?
Ferner sei auch das zunehmende Gewicht von Personenwagen ein wachsendes Problem: «Die Schweiz hat die grössten und schwersten Autos in ganz Europa!» Gemäss Schlatter verschärfe dies das Platzproblem auf den Strassen und mache auch Verkehrsunfälle gefährlicher.
Gleichzeitig seien Selbstunfälle gerade bei E-Bikes sehr häufig. Lenkende dieser Fahrzeuge würden Beschleunigung und Geschwindigkeit oft unterschätzen. Hier wäre allenfalls eine Sensibilisierungskampagne angezeigt, erklärt Schlatter.