Quadratisch, praktisch, Weiss auf Rot
Sie flattert in Schrebergärten, am Bundeshaus und jetzt, während der Fussball-WM, an vielen Autos. Doch kaum jemand weiss, wie die Schweizer Fahne geboren wurde: im Krieg.
Das Wichtigste in Kürze
- Geboren ist die Schweizerfahne vor rund 700 Jahren, in der Schlacht von Laupen 1339.
- Um im Gefecht Freund von Feind zu unterscheiden, nähten sich die Berner ein weisses Kreuz auf die Kleider.
- Die quadratische Form der Flagge ist indessen erst seit dem letzten Jahr gesetzlich festgeschrieben.
Das Jahr 1339, Schlacht bei Laupen. Auf dem Schlachtfeld treffen Freiburger und Berner aufeinander. Freiburg ist unter anderem mit Greyerz, Basel und Lausanne verbündet, an der Seite der Berner ziehen die Eidgenossen ins Feld: Urner, Schwyzer, Solothurner, Unterwaldner. Es ist ein ziemliches Durcheinander. Jeder kämpft unter seinem Banner, aber wer zu welcher Seite gehört, ist in der Hitze des Gefechts nur schwer erkennbar. Darum haben die Berner mit ihren Verbündeten ein Zeichen abgemacht: Aus zwei Stoffstreifen hat sich jeder ein weisses Kreuz auf die Kleider genäht. Auf Fahnen prangt zusätzlich ein weisses Kreuz auf rotem Grund.
Erfunden haben die Berner das Symbol indessen nicht. Ein weisses Kreuz auf rotem Grund, das war bereits das Zeichen der Stadt Wien, des Herzogtums Savoyen, des Ritterordens der Malteser, des Königreichs Dänemark und es war eines der Zeichen des Heiligen Römischen Reichs. Doch das Schweizerkreuz brachte den Bernern Glück: Sie gewannen die Schlacht und traten 14 Jahre später der Eidgenossenschaft bei.
Im Lauf der Zeit wurde die Schweiz immer grösser – und sie war berühmt für ihre Söldner. Die kämpften für Geld in fremden Kriegen und taten dies meist unter der Flagge ihres Kantons. Wenn aber beispielsweise Urner gemeinsam mit Luzernern in die Schlacht zogen, führten sie zusätzlich ein Schweizerkreuz mit sich. Allerdings, abseits der Schlachtfelder wurde das Symbol damals noch kaum verwendet.
Die erste Schweizer Fahne
Dafür zeitweise ein anderes: Als 1798 die Truppen Napoleons in der Schweiz einmarschierten, installierten die Franzosen die erste zentrale Regierung, erfanden den Schweizer Franken und gaben dem Land ausserdem die erste offizielle Fahne: eine grün-rot-gelbe Trikolore. Diese verschwand jedoch, als die Franzosen fünf Jahre später wieder abzogen.
1848 wurde dann der moderne Bundesstaat gegründet und der brauchte starke Symbole: Wilhelm Tell, die Rütli-Sage – und eben die Fahne. Jetzt erst begannen die Leute sich mit dem Schweizerkreuz zu identifizieren. Es tauchte immer häufiger auf, vor allem beim Militär, aber auch bei Sänger-, Schützen-, Turn- und Trachtenvereinen. Noch unterschieden sich diese Kreuze aber stark voneinander. Erst 1889 hat man gesetzlich definiert, wie es auszusehen hatte – mit Armen, die um einen Sechstel länger sind, als breit. Nicht festgelegt wurde jedoch die Form der Fahne. 1941 bestimmte dann ein Gesetz für Schweizer Hochseeschiffe: Sie müssen eine rechteckige Flagge tragen.
Aber Hochseeschiffe verkehren nicht auf Schweizer Seen und die quadratische Form war weiterhin sehr populär. Deshalb wurde sie schliesslich im Gesetz festgeschrieben: Seit 2017 ist die Schweizer Flagge offiziell ein Quadrat. Das bringt auch den Fussball auf eine einfache Formel: Geht das Runde ins Eckige, schwenkt man das Quadratische und ruft «Olé, olé-olé-oléééé!!!» Und vielleicht formt der eine oder andere Spieler oder Fan ja beim nächsten Goal mit seinen Unterarmen ein Kreuz.
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