Über 40 Zivilisten bei Luftangriffen im Nordwesten Syriens getötet
Bei Luftangriffen im Nordwesten Syriens sind nach Angaben von Aktivisten mehr als 40 Zivilisten getötet worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Mindestens 41 Zivilisten sollen bei einem Luftschlag in Syrien getötet worden sein.
- Die Syrische Beobachtungsstelle macht Russland dafür verantwortlich.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach am Montag von mindestens 41 toten Zivilisten, darunter allein 35 auf einem Markt in der Stadt Maaret al-Numan in der Provinz Idlib. Die Beobachtungsstelle machte am Montag Moskau für den Luftangriff verantwortlich.
Allein 37 Menschen seien auf einem belebten Markt in der Stadt Maaret al-Numan in der Provinz Idlib getötet worden, teilte die Beobachtungsstelle mit. Bei 35 der auf dem Markt Getöteten handelte es sich der Beobachtungsstelle zufolge um Zivilisten, bei zwei weiteren Todesopfern war die Identität noch ungeklärt. Ein AFP-Fotograf beobachtete, wie Rettungskräfte der Hilfsorganisation Weisshelme blutüberströmte Menschen auf Matratzen aus den Ruinen bargen.
Moskau weist Vorwürfe zurück
Moskau wies den Vorwurf der Beobachtungsstelle zurück. «Die russische Luftwaffe hat keine Einsätze in diesem Teil Syriens durchgeführt», teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Russland unterstützt im Syrien-Krieg den syrischen Machthaber Baschar al-Assad.
Die Beobachtungsstelle teilte mit, bei einem weiteren Luftangriff syrischer Regierungstruppen auf die nahe gelegene Stadt Sarkib seien sechs weitere Zivilisten getötet worden. Insgesamt wurden demnach mehr als hundert Menschen bei den Angriffen verletzt, einige davon lebensgefährlich.
Die Provinz Idlib habe sich «für Zivilisten und Helfer zu einer der gefährlichsten Regionen der Welt entwickelt - es ist eine Krise in der Krise», erklärte der Sprecher des UN-Büros für humanitäre Hilfe (Ocha), David Swanson angesichts der Luftangriffe. Er forderte einen Waffenstillstand, um die Gewalt zu beenden.
Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana teilte mit, dass bei Vergeltungsmassnahmen von Dschihadisten im Norden der Provinz Hama sieben Zivilisten getötet worden seien. Zudem wurde laut Sana ein Zivilist bei einem Anschlag mit einer Autobombe in Damaskus getötet. Die Beobachtungsstelle bestätigte den Anschlag, der sich gegen einen hochrangigen Vertreter einer Assad-loyalen Miliz gerichtet habe, und erklärte, dass dessen Fahrer getötet worden sei.
Angriffe trotz Waffenruhe
Die Luftangriffe erfolgten nur einen Tag nach einem russischen Luftangriff auf die Stadt Chan Scheichun mit 18 Toten. Unter den Opfern waren laut der Hilfsorganisation Weisshelme neben sieben Kindern auch der 22-jährige Bürgerjournalist Anas al-Djab, der als Video- und Fotojournalist auch für die AFP tätig war.
In Idlib und angrenzenden Regionen gilt seit vergangenem September eigentlich eine Waffenruhe. Assads Truppen und ihre russischen Verbündeten gehen seit Ende April aber wieder verstärkt gegen die Rebellen vor. Bei Luftangriffen und Gefechten wurden laut der Beobachtungsstelle seitdem mehr als 650 Zivilisten sowie hunderte Kämpfer beider Seiten getötet.
Zudem wurden zehntausende Menschen in die Flucht getrieben und zwei Dutzend Kliniken zerstört. Idlib ist die letzte Provinz in Syrien unter Kontrolle der Rebellen. Drei Millionen Menschen leben in der ländlichen Region an der Grenze zur Türkei, darunter hunderttausende Flüchtlinge.
Zwei Kardinäle des Vatikans trafen am Montag Präsident Assad in Damaskus. Sie überbrachten ihm einen Brief von Papst Franziskus, in dem dieser «seine tiefe Besorgnis über die humanitäre Situation in Syrien» ausdrückt, «insbesondere über die dramatischen Bedingungen der Zivilbevölkerung von Idlib».