Alternativer Nobelpreis geht an Greta Thunberg und drei weitere Aktivisten
Greta Thunberg und drei weitere Aktivisten sind mit dem Alternativen Nobelpreis 2019 geehrt worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Weitere Preisträger kommen aus Brasilien, China und der Westsahara.
Die 16-jährige Schwedin habe «der politischen Forderung nach dringenden Klimaschutzmassnahmen weltweit Gehör verschafft», teilte die in Stockholm ansässige Right-Livelihood-Stiftung am Mittwoch mit. Neben Thunberg wurden Vertreter der indigenen Völker in Brasilien, eine Frauenrechtsanwältin aus China sowie eine Menschenrechtsaktivistin aus der Westsahara ausgezeichnet.
Der Right Livelihood Award würdigt den Einsatz für Menschenrechte, Pressefreiheit, bürgerliche Freiheiten und Umweltschutz. Er wurde 1980 vom schwedisch-deutschen Philanthropen Jakob von Uexküll ins Leben gerufen und gilt als Alternativer Nobelpreis.
Thunberg hat die weltweite Klima-Bewegung Fridays for Future ausgelöst, an deren Protesten sich erst am vergangenen Freitag rund um den Globus Millionen von Menschen beteiligten. Die 16-Jährige erklärte zu der Auszeichnung, diese gelte nicht ihr allein. Sie sei vielmehr «Teil einer weltweiten Bewegung von Schulkindern, Jugendlichen und Erwachsenen jeden Alters», mit denen sie den Preis teile.
Ebenso wie Thunberg im Umweltschutz engagiert sind Davi Kopenawa und die von ihm in Brasilien gegründete Hutukara Associação Yanomami. Sie erhielten den Preis für «ihre mutige Entschlossenheit, die Wälder und die Artenvielfalt des Amazonas sowie das Land und die Kultur seiner Ureinwohner zu schützen».
Das Volk der Yanomami ist mit seinen 35.000 Angehörigen einer der bevölkerungsreichsten indigenen Stämme Brasiliens. Gemeinsam mit dem venezolanischen Yanomami-Gebiet bildet es das grösste von einem Stamm bewohnte Regenwald-Territorium der Welt.
In den 1980er und 1990er Jahren starben innerhalb von sieben Jahren 20 Prozent der Yanomami-Bevölkerung. Goldminenarbeiter zerstörten Dörfer, erschossen Menschen und übertrugen Krankheiten, gegen welche die Yanomami keine Abwehrkräfte haben.
Preisträger Kopenawa organisierte den Widerstand dagegen und war massgeblich daran beteiligt, dass 1992 ein mehr als 96.000 Quadratkilometer grosses Areal in Brasilien zum Yanomami-Schutzgebiet erklärt wurde.
Angesichts der fortschreitenden Zerstörung der Amazonas-Wälder unter Präsident Jair Bolsonaro sagte Kopenawa, die Auszeichnung komme «genau zur richtigen Zeit». Sie gebe ihm und seiner Organisation die Kraft, weiter für die «Seele des Amazonaswaldes» zu kämpfen.
Die Aktivistin Aminatou Haidar erhielt den Alternativen Nobelpreis «für ihren unerschütterlichen gewaltlosen Widerstand, trotz Gefangenschaft und Folter, im Streben nach Gerechtigkeit und Selbstbestimmung für das Volk der Westsahara». Die ehemalige Kolonialmacht Spanien hatte das umstrittene Gebiet 1975 verlassen, unmittelbar danach wurde es von Marokko annektiert. Haidar setzt in ihrem Unabhängigkeitskampf allein auf friedliche Mittel, was ihr den Beinamen «Gandhi der Westsahara» einbrachte.
Guo Jianmei aus China wurde «für ihre bahnbrechende und beharrliche Arbeit zur Sicherung der Frauenrechte in China» ausgezeichnet. Sie hat in der Volksrepublik mehrere Organisationen zum Schutz von Frauenrechten gegründet und geleitet. Und sie war nach Angaben der Stiftung die erste Anwältin des Landes, die hauptberuflich in der gemeinnützigen Rechtshilfe tätig ist.
Zudem hat sie das Konzept der Pro-bono-Rechtsberatung für bedürftige Menschen in China eingeführt. Seit 1995 haben mehr als 120.000 Frauen in ganz China kostenlose Rechtsberatung von Guo und ihren Teams erhalten.
«Mit den 40. Right Livelihood Awards ehren wir vier praktische Visionäre, deren Einsatz es Millionen von Menschen ermöglicht, ihre grundlegenden Rechte zu verteidigen und für eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten zu kämpfen», sagte Stiftungsdirektor Ole von Uexküll. Die vier Preisträger erhalten jeder eine Million schwedische Kronen (94.000 Euro) für ihr Engagement - das Geld ist aber nicht zur persönlichen Verwendung. Darüberhinaus erhalten sie konkrete Hilfe «bei Gefahr für Leib und Leben».
Thunberg ist auch für den diesjährigen Friedensnobelpreis nominiert. Sollte er ihr zuerkannt werden, wäre sie nach der kenianischen Umweltschützerin Wangari Maathai und dem kongolesischen Gynäkologen Denis Mukwege die dritte Persönlichkeit, die sowohl mit dem Friedensnobelpreis als auch mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wird.