Aufruf zum Kampf gegen Antisemitismus bei internationaler Konferenz in Malmö
Bei einer Konferenz in Schweden haben mehr als 400 Vertreter aus Politik, Religion und Wirtschaft über den Kampf gegen Antisemitismus beraten.
Das Wichtigste in Kürze
- EU-Ratspräsident Michel: «Wir müssen jetzt reagieren».
«Erinnern ist nicht genug. Während die letzten Überlebenden der Shoah von uns gehen, lebt der Antisemitismus weiter», sagte EU-Ratspräsident Charles Michel am Mittwoch in Malmö bei dem Internationalen Forum zum Gedenken an den Holocaust und zur Bekämpfung des Antisemitismus. «Deshalb müssen wir mehr tun, als uns nur zu erinnern. Wir müssen handeln. Wir müssen jetzt reagieren.»
An dem Treffen in Malmö nahmen Delegierte aus rund 40 Ländern, Vertreter der UNO, jüdische Organisationen sowie die Internetkonzerne Tiktok, Google und Facebook teil. Die Konferenz fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt.
In Schweden wurde in den vergangenen Jahren eine deutliche Zunahme antisemitischer Taten verzeichnet. Von 2016 bis 2018 stieg die Zahl der Delikte laut offizieller Statistik von 182 auf 278. Dies entspricht einem Anteil von sechs Prozent an den in Schweden registrierten Hassverbrechen.
Anfang der 2000er Jahre hatten mehrere antisemitische Vorfälle in Malmö für Empörung gesorgt. Juden wurden beschimpft und angegriffen. Die Synagoge in der Stadt wurde mit Brandsätzen attackiert. Malmö habe inzwischen einen besseren Ruf, weil der Kampf gegen Antisemitismus verstärkt worden sei, sagte die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in der Stadt, Ann Katina. «Aber der Kampf ist noch nicht vorbei.»
Die EU-Kommission hatte in der vergangenen Woche ihre Strategie gegen Antisemitismus vorgestellt. Vize-Kommissionspräsident Margaritis Schinas beklagte dabei «eine wachsende und besorgniserregende Tendenz von antisemitischen Angriffen und Ansichten in der ganzen Europäischen Union». Ein Schwerpunkt der neuen EU-Strategie ist der verstärkte Einsatz gegen judenfeindliche Hassrede im Internet.