Berater hofft: Retten «normale» Leute die US-Demokraten?

Nicola Aerschmann
Nicola Aerschmann

USA,

Der Berater von Bernie Sanders hofft, dass die aktuelle Lage einfache Leute zu einer Kandidatur für die Demokraten bewegt. Ein US-Experte ordnet ein.

Donald Trump Demokraten
Proteste gegen Donald Trump in den USA: Die Demokraten erhoffen sich von der aktuellen Lage mehr Mobilisierung. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die aktuelle Politik von Donald Trump polarisiert.
  • Das soll den Demokraten helfen, einfachere Leute in Ämter zu bringen, sagt ein Berater.
  • US-Experte Thomas Greven spricht allerdings von «Wunschdenken».

Es war eine herbe Niederlage für die Demokraten bei der Präsidentschaftswahl im November: Donald Trump setzte sich klar gegen Kamala Harris durch. Ein Schlüssel zum Erfolg war die Beliebtheit des Republikaners bei den einfacheren Leuten.

Auf den Paukenschlag an der Urne folgten seit dem Amtsantritt Trumps mehrere politische Paukenschläge. Zuletzt löste der sogenannte Zollhammer des Präsidenten grosse Diskussionen aus.

Sanders-Berater: Einfachere Leute sollen für Ämter kandidieren

Unter anderem gibt es die Befürchtung, dass die Zölle negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben würden. Vor allem die angesprochenen Leute aus bescheideneren Verhältnissen würden wohl darunter leiden.

Nun hoffen die Demokraten, dass sich die einfacheren Leute wieder vermehrt von Trump abwenden könnten. Faiz Shakir, Berater von Bernie Sanders, äusserte dazu im «NZZ»-Interview eine interessante These.

Faiz Shakir
Faiz Shakir, Berater von Bernie Sanders, kritisiert die Elite der Demokraten. - X

Zur Einordnung: Bernie Sanders kandidierte im innerdemokratischen Vorwahlkampf auch schon für das Präsidentenamt. Er gilt als deutlich linker als der demokratische Durchschnitt. Sanders vertritt im Senat den Staat Vermont – als Partei-Unabhängiger, aber in der demokratischen Fraktion.

Shakir selbst wollte Anfang dieses Jahres Vorsitzender der Demokraten werden, unterlag aber Ken Martin.

Welche Partei würdest du eher wählen?

Aber zurück zur These: Laut Shakir könnte die derzeitige Situation rund um Donald Trump die Menschen aus bescheideneren Verhältnissen mobilisieren. Er sei optimistisch, dass diese Personen künftig vermehrt für Ämter kandidieren.

Wie realistisch ist diese Hoffnung?

Geld spielt eine Rolle – aber es gibt noch mehr Hürden

US-Experte Thomas Greven von der Freien Universität Berlin bestätigt gegenüber Nau.ch zwar, dass die Mobilisierung gegen Trump bereits laufe. «Aber es ist Wunschdenken, dass sie dazu führen wird, dass signifikant mehr Menschen aus einfachen Verhältnissen um Ämter kandidieren.»

Für solche Kandidaturen gäbe es mehrere Hindernisse. Beispielsweise kostet ein Wahlkampf in den USA viel Geld.

Da müsste die Partei die potenziellen Kandidaten unterstützen. «Finanziell liessen sich Lösungen finden», sagt Greven. «Allerdings nur, wenn diese Kandidaten nicht als ‹zu links› wahrgenommen werden.»

Thomas Greven
US-Experte Thomas Greven von der Freien Universität Berlin. - Freie Universität Berlin

Das Geld ist laut dem Experten nicht der einzige Stolperstein. Greven nennt die Zeit, die notwendigen Kontakte oder die Medienkompetenz als weitere wichtige Faktoren.

Ob es nun Kandidierende aus dieser Schicht gibt oder nicht: Klar ist, dass ihre Stimmen bei kommenden Wahlen entscheidend sein werden. «Es gibt keinen Weg zu einer nachhaltigen Mehrheitsposition der Demokraten ohne die ‹Arbeiterklasse›», erklärt Greven.

Damit meint Greven die Menschen ohne College-Abschluss, wie er ausführt. Denn diese machen einen hohen Anteil an der Bevölkerung aus.

Joe Biden trotz besserer Wirtschaftspolitik unbeliebter

Hier stellt sich die Million-Euro-Frage: Wie gelingt es, die Arbeiterklasse wieder etwas mehr anzusprechen?

Es ist kompliziert. Greven hält nämlich zunächst fest: «Wirtschafts- und sozialpolitisch hat Biden mehr geliefert als Obama oder Clinton. Er hat trotzdem weitere Teile der Arbeiterklasse an die Republikaner verloren.»

Es gehe um etwas anderes, um etwas «schwerer Greifbares». Laut Greven könnten dies «kulturelle Fragen» sein. Diese hätten «mit Angst vor Statusverlust» zu tun, die wegen Migration, säkularen Wandels oder Diversität entstehe.

Allerdings ist der Kampf um die Stimmen der Arbeiterklasse ein schmaler Grat für die Demokraten. Die Partei könne vom Linken Sanders, der einst ebenfalls Präsident werden wollte, sicherlich «den kämpferischen Gestus» abschauen. «Doch sie müssen aufpassen, ihre Spender nicht zu verprellen», sagt Greven.

Die meisten Establishment-Demokraten würden die ökonomische Haltung von Sanders nicht teilen, sagt Greven.

Bernie Sanders auf «Fight Oligarchy»-Tour

Zuletzt machte Sanders mit seiner «Fight Oligarchy»-Tour von sich reden. Man werde nicht zulassen, dass die USA eine Oligarchie werden, sagte er unter anderem an Donald Trump gerichtet.

Bernie Sanders Alexandria Ocasio-Cortez
Bernie Sanders und Alexandria Ocasio-Cortez. - keystone

Die ebenfalls als links einzustufende Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez, die an der Seite Sanders' auftrat, betonte dabei: «Es geht auch nicht nur um die Republikaner. Wir brauchen auch eine demokratische Partei, die härter für uns kämpft.»

In welche Richtung die Demokraten mit Blick auf kommende Urnengänge gehen, bleibt also abzuwarten. Eine erste Chance, die Macht der Republikaner einzuschränken, bietet sich bei den Midterms im November 2026. Dort stehen die roten Mehrheiten in Senat und Repräsentantenhaus auf dem Spiel.

Kommentare

User #6121 (nicht angemeldet)

Wie schön, die üblichen Webstübler am Kommentieren.

User #1622 (nicht angemeldet)

„Normale Leute in USA“?? Unmöglich!!

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