Von den 39 Vietnamesen, deren Leichen im Oktober in einem in LKW gefunden wurden, haben sich Berichten zufolge kurz davor in Berlin aufgehalten.
Laster kam per Fähre nach Grossbritannien
Laster kam per Fähre nach Grossbritannien - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Oktober wurden in einem Lkw in England 39 Leichen gefunden.
  • Bei den Opfern handelte es sich um vietnamesische Flüchtlinge.
  • Neue Erkenntnisse zeigen: Sie waren kurz davor in Berlin.
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Der Schock war gross: Letzten Monat wurden 39 Leichen in einem Lkw bei London entdeckt. Bei allen Opfern handelte es sich um vietnamesische Flüchtlinge.

Nun sind neue Details ans Licht gekommen. So sollen die Vietnamesen nur wenige Tage davor in Berlin einen Zwischenhalt eingelegt haben.

Flüchtlinge waren mehrere Monate unterwegs

So sei beispielsweise die 19-jährige Thi N. knapp vier Wochen vor ihrem Tod in der deutschen Hauptstadt gewesen, berichtete der Sender «rbb» am Freitagabend unter Berufung auf gemeinsame Recherchen mit der niederländischen Investigativ-Redaktion Argos.

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Ein Bild des mutmasslichen Todesopfers Thi N. - AFP/Archiv

Die Auswertung des Facebook-Profils von Thi N. habe ergeben, dass die junge Frau bereits im August ihr Heimatdorf 170 Meilen südlich von Hanoi verlassen habe, hiess es in dem Bericht. Die Route der Schlepper habe sie über China und dann einen bislang unbekannten Weg nach Berlin geführt.

Von dort sei sie in den belgischen Hafen von Zeebrugge gebracht worden, wo sie schliesslich in dem Container nach Essex in Grossbritannien verschifft wurde.

Drei Minderjährige unter den Opfern

Unter den in dem Kühlcontainer erstickten Vietnamesen waren den Recherchen zufolge mindestens drei Minderjährige: zwei 15-Jährige und ein 17-Jähriger. Wie die niederländische Zeitung «Algemeen Dagblad» am Samstag berichtete, war unter den Toten auch ein Minderjähriger, der zuvor aus einem Asylbewerberheim in den Niederlanden verschwunden war.

Der Junge, dessen Alter nicht genannt wurde, sei aus einer «besonders sicheren Einrichtung für schutzbedürftige Asylbewerber» entkommen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf die niederländische Asylbehörde COA.

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Spurensicherung in der Nähe von London an dem Lkw, in dem 39 Leichen entdeckt worden waren. - dpa

Aus dem Heim in der südniederländischen Provinz Limburg waren dem Bericht zufolge im August sechs vietnamesische Jugendliche verschwunden, nach denen die Polizei sogar mit Hubschraubern gesucht hatte. Die Asylbehörde wollte das Verschwinden der Jugendlichen demnach aber nicht mit dem Leichenfund in Grossbritannien in Verbindung bringen.

Lkw-Fahrer und weitere Verdächtige in U-Haft

Die Leichen von 31 Männern und acht Frauen aus Vietnam waren in der Nacht zum 23. Oktober in einem Industriegebiet östlich von London in einem Lkw-Kühlcontainer entdeckt worden. Dieser war kurz zuvor per Fähre über den Ärmelkanal nach Grossbritannien gekommen.

Der aus Nordirland stammende Lkw-Fahrer wurde in Untersuchungshaft genommen. Dem 25-Jährigen werden Totschlag, Verschwörung zum Menschenhandel und Geldwäsche zur Last gelegt.

Die britische Polizei nahm zudem mehrere weitere Verdächtige fest. Erst am Freitag hatte die Polizei der ostenglischen Grafschaft Essex die Festnahme eines 23-Jährigen aus Nordirland bekanntgegeben, gegen den wegen Verschwörung zum Menschenhandel und Beihilfe zu illegaler Einwanderung ermittelt wird.

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Ermittler am Leichenfundort in Essex GB. - AFP

In den vergangenen Jahren habe das Schleusen von jungen Vietnamesen nach Westeuropa stark zugenommen, berichtete «rbb24 Recherche». Die Route führe dabei häufig über Russland, die baltischen Staaten und Polen nach Berlin.

Viele der aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Vietnamesen würden nach einem Aufenthalt in Berlin von international operierenden Schleuserbanden weiter nach Grossbritannien gebracht, heisst es in dem Bericht. Dort müssten sie häufig in Cannabis-Plantagen oder Nagelstudios ihre Schulden bei den Schleusern abarbeiten.

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