Nach Protesten am Hongkonger Flughafen kehrt vorerst Ruhe ein
Das Wichtigste in Kürze
- China verurteilt «terrorartige» Aktivitäten - Merkel mahnt gewaltfreie Lösung an.
Am Mittwochmorgen hatten sich die meisten regierungskritischen Demonstranten zurückgezogen und viele Flüge konnten wie geplant starten. Die chinesische Regierung verurteilte die Ausschreitungen scharf und brachte die Proteste am Flughafen erneut mit «Terrorismus» in Verbindung. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mahnte eine gewaltfreie Lösung des Konflikts an.
Am Mittwochmorgen harrten nur noch eine Handvoll Demonstranten auf dem Grossflughafen aus. In der Nacht konnten nach Angaben des Flughafens bereits dutzende Flugzeuge abheben, hunderte weitere Starts waren im Laufe des Mittwochs geplant. Viele von ihnen waren aber verspätet.
Am Montag und Dienstag hatten tausende Demonstranten den Hongkonger Flughafen besetzt. Die Check-ins an einem der wichtigsten Flug-Drehkreuze der Welt wurden wegen der Blockade ausgesetzt, hunderte Flüge fielen aus.
Die zunächst friedliche Protestaktion artete zunehmend in Gewalt aus. Demonstranten errichteten mit Gepäckwagen Barrikaden, um Passagiere aufzuhalten. Am Dienstagabend gab es Handgemenge zwischen Demonstranten und Passagieren, die in ihre Flieger steigen wollten.
Am späten Abend drängten Sicherheitskräfte Demonstranten mit Pfefferspray und Schlagstöcken zurück, als sie einen Verletzten aus dem Flughafen brachten. Der Mann war in dem Airport mehr als zwei Stunden von Aktivisten festgehalten worden, weil diese ihn für einen verdeckt ermittelnden Polizisten hielten.
Ein Polizist wurde von Demonstranten eingekreist und geschlagen. Sie liessen erst von dem Beamten ab, als dieser seine Waffe zog und auf die Demonstranten zielte. Er gab jedoch keinen Schuss ab. Einige Demonstranten verprügelten einen weiteren Mann, dem sie vorwarfen, ein «Spion» zu sein. Nach Angaben der chinesischen Zeitung «Global Times», welche die Proteste heftig kritisiert hatte, handelte es sich um einen ihrer Reporter.
Die chinesische Regierung reagierte empört auf die Attacken. «Wir verurteilen diese terrorartigen Aktivitäten auf das Schärfste», sagte eine Sprecherin des für die Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau zuständigen Büros des Staatsrats. Peking hatte die Gewalt bei den Protesten schon mehrfach als «Terrorismus» bezeichnet.
Auch eine Protestgruppe aus Hongkong äusserte sich kritisch zu der aus dem Ruder gelaufenen Protestaktion und entschuldigte sich für die Gewalt. Nach monatelangen Demonstrationen sei die Protestbewegung «verängstigt, verärgert und ausgelaugt», sagten maskierte Demonstranten bei einer Pressekonferenz. Einige Aktivisten hätten «überreagiert».
Die seit zehn Wochen anhaltenden Demonstrationen in Hongkong haben sich mittlerweile zu einer Bewegung gegen den wachsenden Einfluss Pekings in der Sonderverwaltungszone und für mehr Demokratie entwickelt.
Bundeskanzlerin Merkel sprach sich am Mittwoch dafür aus, den Konflikt in Hongkong «im Rahmen des Dialogs» zu lösen. Es müsse «alles daran gesetzt werden, Gewalt zu vermeiden», betonte die Kanzlerin in Berlin. Auch US-Präsident Donald Trump hatte zuvor angesichts der zunehmenden Spannungen eine gewaltfreie Lösung angemahnt.
Unter Verweis auf die US-Geheimdienste gab Trump an, Peking habe Truppen an die Grenze zu Hongkong geschickt. Zuvor hatten chinesische Medien berichtet, dass die Volksbefreiungsarmee zahlreiche Militärfahrzeuge zu «Übungszwecken» in die südchinesische Metropole Shenzhen entsandt habe. Dadurch wuchs die Furcht vor einer militärischen Eskalation in Hongkong.
Die chinesische Regierung macht zunehmend dem Westen Vorwürfe, dass er die Proteste in Hongkong fördere. Ein Sprecher der US-Pazifikflotte teilte in der Nacht zum Mittwoch mit, dass China zwei US-Marineschiffen die Einfahrt in den Hafen von Hongkong untersagt habe.
Auch die Hongkonger Fluggesellschaft Cathay Pacific steht wegen der Proteste unter massivem Druck Pekings. Zwei Piloten seien im Zusammenhang mit den Demonstrationen entlassen worden, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Cathay-Pacific-Chef Rupert Hogg hatte die Belegschaft am Montag davor gewarnt, die Demonstrationen zu unterstützen oder sich daran zu beteiligen.