Deutschland will Flüchtlinge von Bord des Rettungsschiffs «Alan Kurdi» aufnehmen
Deutschland will einen Teil der Flüchtlinge auf dem Rettungsschiff «Alan Kurdi» aufnehmen.

Das Wichtigste in Kürze
- Mütter mit Kindern wollen ohne Väter nicht nach Italien.
Die Bundesregierung setze sich für eine «schnelle und humanitäre Lösung» für die aus Seenot geretteten Menschen im Mittelmeer ein, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Freitag in Berlin. Sie erwarte dabei auch von anderen EU-Mitgliedsstaaten, dass sie einen Beitrag bei der Aufnahme leisten. Zwei Frauen mit ihren Kindern weigerten sich derweil, ohne die Väter an Land zu gehen.
Das Schiff der in Regensburg ansässigen Organisation Sea-Eye hatte nach eigenen Angaben 64 Flüchtlinge vor der libyschen Küste aus einem Schlauchboot gerettet, darunter Kinder und Frauen. Die «Alan Kurdi» sucht derzeit einen Hafen in der EU, in den sie sicher einlaufen kann.
Italiens Innenminister Matteo Salvini hat eine Aufnahme der Menschen bereits abgelehnt und Deutschland aufgefordert, sich um das «Problem» zu kümmern. Er sieht die Zuständigkeit bei Deutschland, weil es sich um ein deutsches Schiff handelt. Nach Angaben von Sea-Eye hatte neben Italien auch Malta das Rettungsschiff abgewiesen.
Nach Angaben des Bundesinnenministeriums bat die Bundesregierung inzwischen die EU-Kommission, die Koordinierung zu übernehmen «und zu bewirken, dass das Rettungsschiff in einen sicheren Hafen einlaufen kann».
Laut Sea-Eye erklärte sich Italien am Freitagnachmittag bereit, zwei Kinder und deren Mütter «aus humanitären Gründen» von Bord zu bringen. Die Hilfsorganisation legte dagegen Protest beim Auswärtigen Amt ein. Die Mütter und Kinder von ihren Vätern zu trennen sei «emotionale Folter». Die Organisation forderte von Italien, auch die Väter an Land zu lassen - vergeblich.
Die Mütter entschieden sich schliesslich dafür, an Bord zu bleiben. «Die Frauen und Kinder weigern sich, das Schiff zu verlassen», erklärte Salvini. «Wir können ihnen nur noch eine gute Reise nach Berlin wünschen.»
Die Europa-Spitzenkandidatin der Grünen, Ska Keller, kritisierte «das unwürdige Geschacher darum, welches EU-Land Geflüchtete aufnimmt». Sie forderte Deutschland auf, «seiner Verantwortung gerecht werden und die Flüchtlinge aufnehmen».
Auch die Flüchtlingshilfsorganisation «Pro Asyl» forderte eine schnelle Lösung. «Wer aus Libyen flieht, ist traumatisiert und nur knapp Folter und Tod entronnen», erklärte ihr Geschäftsführer Günter Burkhardt. «Die Menschen müssen sofort an Land.» Auch solle Deutschland in der EU die Initiative ergreifen für ein geordnetes Verfahren zur Aufnahme Geretteter.