Donald Trump will Auskunft über Jamal Khashoggi
Nach dem seltsamen Verschwinden des saudischen Journalisten Khashoggi wächst der Druck auf Riad: Auch US-Präsident Donald Trump verlangt Aufklärung.
Das Wichtigste in Kürze
- «Wir wollen alles wissen» meint Präsident Trump zum Fall des verschwundenen Journalisten.
- Diverse Hinweise deuten darauf hin, dass Saudi-Arabien hinter dem Verschwinden steckt.
US-Präsident Donald Trump hat von Saudi-Arabien Auskunft über das Schicksal des in der Türkei verschwundenen Journalisten Jamal Khashoggi verlangt. Er habe «auf höchster Ebene» mit Vertretern Saudi-Arabiens gesprochen, sagte Trump am Mittwoch. «Wir wollen alles wissen.» Einem Medienbericht zufolge sollen die USA im Vorfeld Hinweise auf eine anstehende Verschleppung Khashoggis gehabt haben. Ausserdem soll Kronprinz Mohammed bin Salman selbst eine Operation gegen den Journalisten angeordnet haben.
Die US-Regierung könne «nicht zulassen», dass so etwas «einem Reporter» oder «irgendjemandem» passiere, sagte Trump. Washington sei «sehr enttäuscht» und werde der Sache «auf den Grund gehen». Saudi-Arabien ist für die USA ein strategisch wichtiger Partner – und ein wichtiger Absatzmarkt für US-Rüstungsgüter.
«Transparente Untersuchung»
Trumps Sprecherin Sarah Sanders sagte, Trumps Sicherheitsberater John Bolton, Aussenminister Mike Pompeo und Trumps Schwiegersohn und Berater Jared Kushner hätten in den vergangenen zwei Tagen mit dem saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman über den Fall gesprochen. Sie hätten um «weitere Einzelheiten» zu dem Fall gebeten und eine «transparente» Untersuchung angemahnt.
Türkische Ermittler hegen den Verdacht, dass Khashoggi am Dienstag vergangener Woche beim Besuch des saudi-arabischen Konsulats in Istanbul ermordet wurde. Saudi-Arabien weist die Verdächtigungen zurück, ist aber bisher den Beweis schuldig geblieben, dass Khashoggi das Konsulat wieder lebend verliess. Am Dienstag stimmte Saudi-Arabien zu, dass die türkische Polizei das Konsulat durchsucht. Bisher fand die Durchsuchung aber nicht statt.
Der Fall sorgt seit Tagen international für Aufsehen. Khashoggi war im September 2017 aus Furcht vor einer Festnahme in die USA ins Exil gegangen, wo er unter anderem für die «Washington Post» schrieb. Drei Tage vor seinem Verschwinden äusserte er in einem Interview mit der «BBC» die Sorge, bei einer Rückkehr nach Saudi-Arabien festgenommen zu werden.
US-Geheimdienst wisse von saudischen Plänen
Die «Washington Post» berichtete am Mittwoch, saudi-arabische Offizielle seien von den US-Geheimdiensten dabei abgehört worden, wie sie Pläne besprochen hätten, Khashoggi aus dem US-Bundesstaat Virginia «wegzulocken» und festzusetzen. Die Zeitung beruft sich dabei auf US-Regierungsvertreter.
Die «Washington Post» schrieb zudem unter Berufung auf Freunde Khashoggis, ranghohe saudi-arabische Vertreter hätten dem Journalisten Schutz oder sogar einen wichtigen Regierungsposten angeboten, sollte er in seine Heimat zurückkehren. Khashoggi sei aber misstrauisch gewesen.
Ein Sprecher des US-Aussenministeriums bestritt, dass die Regierung Hinweise auf eine konkrete Bedrohung für Khashoggi gehabt habe. Er könne zwar keine Angaben über Geheimdienstinformationen machen, sagte Sprecher Robert Palladino. «Ich kann aber definitiv sagen, dass wir im Voraus kein Wissen über das Verschwinden von Herrn Khashoggi hatten.»