Erdogan attackiert westliche Medien wegen Berichten zu türkischer Wirtschaftslage
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die westlichen Medien wegen ihrer kritischen Berichterstattung zur Lage der türkischen Wirtschaft attackiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Türkischer Präsident will sich nach Wahlen auf Wirtschaft konzentrieren.
«Leider bemühen sich gewisse Gruppen im Westen mit all ihren Medienorganen, es so darzustellen, als wäre unsere Wirtschaft kollabiert und erledigt», sagte Erdogan am Donnerstag auf einem Wirtschaftsforum in Ankara. Doch was immer sie schrieben, «die Türkei bleibt aufrecht und schreitet voran».
Erdogan kritisierte insbesondere die Zeitung «Financial Times». Diese hatte berichtet, die türkische Zentralbank habe ihre Devisenreserven mit kurzfristigen Anleihen künstlich gestärkt. Analysten und Investoren werteten dies laut dem Bericht als Versuch, sich für eine neuerliche Krise der Lira zu wappnen. Im März war die türkische Währung angesichts von Sorgen um die Devisenreserven der Zentralbank an einem Tag um fast sechs Prozent gefallen.
Anschliessend hatte es Berichte gegeben, wonach die Regierung in den Markt eingreife, um vor der wichtigen Kommunalwahl vom 31. März eine neue Währungskrise zu vermeiden. Die Lira war vergangenen Sommer inmitten eines Streits mit den USA massiv eingebrochen. In der Folge stieg die Inflation, während die Wirtschaft erstmals seit zehn Jahren in die Rezession rutschte. Erdogan führte die Krise wiederholt auf Angriffe fremder Mächte zurück.
In der türkischen Bevölkerung ist der Unmut über die steigenden Lebenshaltungskosten hoch. Bei den Kommunalwahlen erlitt Erdogans AK-Partei einen herben Rückschlag, sie verlor die beiden Metropolen Ankara und Istanbul an die Opposition. In Istanbul focht die AKP das Ergebnis an, doch erklärte die Wahlkommission nach der teilweisen Neuauszählung der Stimmen am Mittwoch den Oppositionskandidaten Ekrem Imamoglu zum Sieger.
Mit Blick auf einen Antrag seiner Partei auf Wiederholung der Wahl in Istanbul sagte Erdogan, die AKP werde «bis zum Ende kämpfen». Zugleich betonte er, seine Regierung wolle sich in den kommenden viereinhalb Jahren ohne Wahlen «auf unsere wahre Agenda fokussieren, angefangen von Wirtschaft und Sicherheit, und den Streit um die Wahlen hinter uns lassen».