Bislang gibt es bei Zugverspätungen in Deutschland höchstens die Hälfte des Ticketpreises zurück. Das EU-Parlament will europaweit deutlich mehr.
Ein Regionalzug der Deutschen Bahn (l) und ein Intercityexpress stehen im Bahnhof.
Ein Regionalzug der Deutschen Bahn (l) und ein Intercityexpress stehen im Bahnhof. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Das EU-Parlament möchte Bahnfahrer bei Ausfällen besser entschädigen.
  • Verkehrsnetze wie die Deutsche Bahn soll damit ihre Effizienz steigern.
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Bahnreisende sollen nach dem Willen des EU-Parlaments künftig deutlich höhere Entschädigungen bei verspäteten oder ausgefallen Zügen bekommen. Die Europaabgeordneten stimmten heute Donnerstag in Strassburg für entsprechende Vorschläge. Demnach sollen Bahnunternehmen bei Verspätungen von mehr als einer Stunde die Hälfte des Ticketpreises zurückerstatten. Drei Viertel würden bei mehr als eineinhalb Stunden und der komplette Ticketpreis bei mehr als zwei Stunden fällig. Bislang haben Bahnreisende in Deutschland maximal Anspruch auf die Hälfte des Ticketpreises.

Der Europäische Verbraucherverband begrüsste die Position des Parlaments. «Es ist nur gerecht, dass Verbraucher angemessen entschädigt werden, wenn ihr Zug sich verspätet oder ausfällt, denn solche Verkehrsstörungen wirken sich auf die Pläne der Menschen aus», teilte die Generalsekretärin des Verbands, Monique Goyens, mit. Der CDU-Europaabgeordnete Dieter-Lebrecht Koch erklärte: «Mit diesen neuen Regeln bringen wir die europäischen Eisenbahnunternehmen dazu, pünktlicher und effizienter zu werden.»

Entschädigung über Staatsgrenzen hinaus

Das EU-Parlament will ausserdem erreichen, dass Bahnreisende bei Fahrten über Staatsgrenzen hinweg leichter Entschädigungen bekommen können – und das auch, wenn für die Reise Tickets bei verschiedenen Anbietern gekauft wurden. Wer also einen Thalys in Belgien wegen eines verspäteten ICE verpasst, müsste auch die Kosten für dieses Ticket teilweise oder ganz erstattet bekommen.

Eine umstrittene Klausel strichen die Parlamentarier aus dem ursprünglichen Vorschlag der EU-Kommission. Die Passage sah vor, dass Bahnunternehmen im Falle von gravierenden Unwettern oder Terroranschlägen von Entschädigungszahlungen verschont werden. «Diese Ausnahmen zu erlauben, hätte einen wirklichen Verlust für die Fahrgastrechte bedeutetet», teilte der Verbraucherverband mit. Klauseln zu höherer Gewalt sorgten bei verspäteten Fliegern schon jetzt regelmässig für Probleme bei Erstattungen.

Die Deutsche Bahn hat in diesem Jahr mit einer grösseren Zahl an Verspätungen zu kämpfen. Vor allem das Wetter machte dem Verkehrsunternehmen in diesem Jahr zu schaffen. So richtet der Orkan «Friederike» im Januar so grosse Schäden an, dass die Bahn den Fernverkehr in ganz Deutschland mehrere Stunden einstellte. Der lange, heisse Sommer führte zu zahlreichen Störungen an Fahrzeugen und im Schienennetz. Im August sank der Anteil pünktlicher Fernzüge sogar auf unter 70 Prozent.

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