Fox News hielt Wahlbetrugsvorwürfe für Unsinn
Nicht einmal Fox News glaubte intern den Behauptungen des damals scheidenden US-Präsidenten Donald Trump. Dies geht aus Gerichtsunterlagen hervor.
Das Wichtigste in Kürze
- Gerichtsdokumente zeigen, dass Fox News wenig von Donald Trumps Wahlbetrugsvorwürfen hielt
- Besitzer Murdoch und mehrere prominente Moderatoren bezeichneten sie als «verrückt».
- Fox News muss sich derzeit gegen eine Verleumdungsklage von Dominion verteidigen.
Der konservative US-Nachrichtensender Fox News hat nach der Präsidentschaftswahl 2020 Donald Trumps Wahlbetrugsvorwürfen eine Plattform geboten. Sein Besitzer Rupert Murdoch und bekannte Moderatoren hielten die Vorwürfe jedoch für unsinnig.
Gerichtsdokument zeigt interne Kommunikation nach Trumps Wahlniederlage. Murdoch etwa bezeichnete die Behauptungen intern als «verrückt» und «schädlich», wie aus einem am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichten Gerichtsdokument hervorgeht.
Kommunikation zwischen Carlson und Ingraham veröffentlicht
Der umstrittene rechte Starmoderator Tucker Carlson bezeichnete die für Trump arbeitende Anwältin Sidney Powell gegenüber Kollegin Laura Ingraham als Lügnerin. «Sidney Powell lügt übrigens», schrieb Carlson.
«Ich habe sie erwischt. Es ist wahnsinnig.» Ingraham antwortete: «Sidney ist eine totale Spinnerin, niemand wird mit ihr arbeiten. Das gleiche gilt für Rudy.»
Gemeint ist damit Trumps damaliger Privatanwalt Rudy Giuliani, der frühere Bürgermeister von New York. Der Trump nahestehende Fox-News-Moderator Sean Hannity schrieb laut dem Gerichtsdokument: «Rudy verhält sich wie ein Geistesgestörter.»
Verleumdungsprozess gegen Fox News
Die Zitate stammen aus einem 192-seitigen Dokument. Das Wahlmaschinen-Unternehmen Dominion reichte es im Zuge einer Verleumdungsklage vor Gericht im Bundesstaat Delaware ein. Dominion hat Fox News auf 1,6 Milliarden Dollar (rund 1,5 Milliarden Franken) Schadenersatz verklagt. Dominion wirft Fox News vor, Falschbehauptungen verbreitet zu haben, obwohl der Sender genau gewusst habe, dass die Vorwürfe haltlos seien.
Trump hatte sich nach der Präsidentschaftswahl vom November 2020 geweigert, seine Niederlage gegen den Demokraten Joe Biden anzuerkennen. Ausserdem erhob er vielfach widerlegte Wahlbetrugsvorwürfe. Die Anwälte Powell und Giuliani verbreiteten dabei Verschwörungstheorien, die sich unter anderem gegen Dominion und ein weitere ähnliche Unternehmen richteten. Ihre Vorwürfe erhoben sie unter anderem in einer bizarren Pressekonferenz rund zwei Wochen nach der Wahl.
«Wirklich verrücktes Zeug», schrieb Murdoch daraufhin an die Chefin von Fox News Media, Suzanne Scott, laut dem Gerichtsdokument. «Und schädlich.» Schon zuvor hatte der rechte Medienmogul an Scott geschrieben. Sollte Trump sich als «schlechter Verlierer» erweisen, müsse aufgepasst werden, dass Moderator Hannity und andere «nicht genauso klingen».
Fox News erklärte am Freitag, Dominion habe «Zitate aus dem Kontext gerissen» und die Äusserungen falsch dargestellt. Dominion wolle für viel «Lärm und Verwirrung» sorgen. «Aber der Kern dieses Falls ist die Pressefreiheit und die Redefreiheit, von der Verfassung garantierte Grundrechte.»
Verleumdungsklagen gegen Medien sind in den USA nur schwer zu gewinnen. Kläger müssen beweisen, dass ein Medium in seiner Berichterstattung in böser Absicht handelte.
Weiterhin keine Hinweise auf Wahlbetrug
Bis heute gibt es keinerlei glaubwürdige Hinweise auf Betrug bei der Präsidentschaftswahl 2020. Trump erklärt trotzdem weiterhin regelmässig, in Wirklichkeit habe er die Wahl gewonnen. Viele seiner Anhänger glauben, dass die Wahl «gestohlen» worden sei. Der Rechtspopulist verkündete im vergangenen November eine erneute Präsidentschaftsbewerbung, um 2024 das Weisse Haus zurückzuerobern.