Intensivmediziner befürworten Impfpflicht für alle Erwachsenen
Deutsche Mediziner wollen die Durchimpfung aller Erwachsenen: Damit soll das Gesundheitssystem entlastet werden. Die vierte Welle kommt wohl trotzdem.
Das Wichtigste in Kürze
- Deutsche Intensiv- und Notfallmediziner plädieren für eine Erwachsenen-Durchimpfung.
- Dies auch, um das überlastete Pflegesystem zu schützen.
- Trotzdem sei eine vierte Welle nicht mehr zu verhindern.
«Es gilt unsere Patienten zu schützen, Menschenleben zu retten und auch unser Gesundheitssystem vor dem Kollaps zu bewahren»; so erklärte es Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi). Das am Donnerstag nach einem einstimmigen Beschluss des Präsidiums. Die Intensivmediziner haben sich für eine Impfpflicht für Erwachsene ausgesprochen. Divi: Können nicht in jeder Wintersaison neue Welle riskieren.
Impfung entlastet Spitalpersonal
Eine Impfpflicht für alle Erwachsenen sei alternativlos, um die Pandemie auch langfristig hinter sich zu lassen. Die Hoffnung auf eine höhere Impfbereitschaft in der Bevölkerung habe sich nicht erfüllt. Die Mitarbeiter in den Kliniken und besonders auf den Intensivstationen und in der Notfallmedizin bräuchten aber eine Perspektive. «Wir können nicht in jeder Wintersaison wieder eine neue Welle zahlreicher schwerer Covid-19-Verläufe riskieren», warnte Marx.
Eine Impfpflicht nur für bestimmte Berufsgruppen, etwa für das Pflegepersonal, lehnt die Divi ab. Dies sei weder ausreichend noch moralisch zu rechtfertigen. Nötig sei «eine Solidarität der gesamten Gesellschaft, um das Gesundheitssystem aufrecht erhalten zu können». Es gehe nicht nur um die Versorgung von Patienten mit einer Corona-Infektion: Sondern auch um eine Vielzahl von Patienten mit anderen schweren Erkrankungen und Verletzungen, die auch einer intensivmedizinischen Behandlung bedürfen.
Vierte Welle ist nicht mehr zu verhindern
Die Intensivmediziner gehen davon aus, dass eine Impfpflicht die vierte Welle nicht mehr entscheidend beeinflussen wird. Effekte selbst einer sofortigen Impfpflicht seien frühestens im Januar oder Februar zu erwarten. Nötig seien vielmehr «jetzt und sofort bundeseinheitliche Kontaktbeschränkungen und Hygienekonzepte; um spürbare Effekte in den nächsten drei bis vier Wochen zu sehen».
Die Diskussion über eine allgemeine Impfpflicht hatte in den vergangenen Tagen angesichts der steil ansteigenden Corona-Infektionszahlen deutlich an Fahrt aufgenommen. Die Ampel-Parteien im Bund planen eine Impflicht in Alten- und Pflegeheimen. Und eine Ausweitung der Impfpflicht darüber hinaus will die geplante Koalition prüfen.