Bürgenstock

Internationale Medien: Bürgenstock-Gipfel kann nur ein Anfang sein

Dass Russland nicht am Ukraine-Friedensgipfel teilgenommen hat, ruft viel Kritik in den Medien hervor. Der Erfolg wird als zwiespältig bewertet.

Schweizer Friedenskonferenz
In den internationalen Medien gibt es sowohl Lob als auch Kritik am Bürgenstock-Gipfel. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • In den internationalen Medien wird der Bürgenstock-Gipfel als Erfolg gewertet.
  • Kritisiert wird jedoch von vielen Zeitungen, dass Russland nicht teilgenommen hat.
  • Wirklich ernsthafte Friedensverhandlungen seien ohne Moskau nicht möglich.

Der Ukraine-Gipfel auf dem Bürgenstock ist Geschichte. Viele politische Beobachter ziehen eine überwiegend positive Bilanz. In den Medien fällt das Echo gemischter aus.

Die spanische Zeitung «El País» sieht den Gipfel als ersten Schritt für zukünftige Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine. Die französische Zeitung «Le Monde» hingegen sah kaum Fortschritte und bezeichnete die Abschlusserklärung als zaghaft.

Ähnlich äusserte sich die «Frankfurter Allgemeine Zeitung», die von einem mässigen Erfolg sprach. «Putin weiss, dass längst die zweite Front jenseits der Ukraine die bedeutendere ist (...). Und an dieser Front war die Konferenz vom Bürgenstock ein zwiespältiger Erfolg.»

«De Standaard» sieht in Gipfel symbolischen Wendepunkt

Die belgische Zeitung «De Standaard» schreibt: «Die Schweizer Konferenz war zwar nicht in allen Punkten erfolgreich, doch sie könnte sich als wichtiger symbolischer Wendepunkt erweisen. Bis zum vergangenen Wochenende schien der Westen nur eine Strategie zu verfolgen: Die Ukraine mit genügend Waffen zu versorgen, um die Russen zurückzudrängen. Dass nun auf hoher Ebene über einen alternativen Ausweg aus dem Krieg nachgedacht und gesprochen wurde, ist an sich schon ein wichtiger Schritt.»

Kamala Harris Friedensgipfel
US-Vizepräsidentin Kamala Harris vertrat US-Präsident Joe Biden beim Ukraine-Friedensgipfel. - keystone

Obwohl ein Dutzend Länder die Abschlusserklärung nicht unterzeichnet haben, wertet die spanische Zeitung «El Mundo» die Konferenz als Erfolg. «Dass es Selenskyj gelungen ist, so viele Delegationen, Regierungschefs und Staatsoberhäupter zur Teilnahme zu bewegen, ist Beweis einer klaren diplomatischen Rückendeckung.»

Getrübt werde der Erfolg jedoch durch das Fernbleiben von US-Präsident Joe Biden, der seine Vize Kamala Harris schickte, und von China. «Peking ist ein Schlüsselakteur auf diesem Schachbrett, bleibt aber weiterhin an der Seite von Putin.»

«Telegraph»: Für Frieden braucht es Russland

Der britische «Telegraph» kritisiert, dass Russland nicht zu dem Gipfel eingeladen wurde. «Die Bereitschaft Russlands, wie auch immer geartete Friedensbedingungen zu akzeptieren, wird eines Tages entscheidend sein.»

Ähnlich bewertet auch «De Tijd» aus Belgien den Gipfel: «Russland war nicht eingeladen, die Supermacht China nahm nicht teil und andere wichtige Länder wie Indien, Brasilien und Südafrika schickten weniger hochrangige Vertreter. Zudem wurde die Abschlusserklärung nicht von allen Teilnehmern unterzeichnet, obwohl sie gar nicht besonders scharf formuliert war.»

Wolodymyr Selenskyj
Präsident Wolodymyr Selenskyj beim ersten Friedensgipfel. Russland hat erklärt, dass es nicht an einem möglichen zweiten Friedensgipfel zur Ukraine teilnehmen wird. (Archivbild) - dpa

Zwar gebe es eine breite Unterstützung der Ukraine. Doch zeige sich auch, dass Russland nicht isoliert ist. «Wirkliche ernsthafte Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau zur Beendigung des Krieges sind (durch den Gipfel) kaum näher gerückt.»

Russische Regierungszeitung kritisiert Gipfel-Ausrichter Schweiz

In den USA betonte CNN, dass wichtige Mächte die Abschlusserklärung nicht unterschrieben hätten. In China liess die «Global Times» einen Experten sagen, dass das Treffen kaum förderlich für Friedensgespräche sei.

Die russische Regierungszeitung «Rossijskaja Gaseta» kritisierte wenig überraschend die Schweiz als Gastgeberin des Ukraine-Gipfels: «Es ist schwer zu verstehen, womit die Schweiz gerechnet hat, indem sie als vorgeblich neutraler Staat eine Konferenz zur Ukraine veranstaltete.»

Und weiter: «Es verwundert nicht, dass die Schweizer Präsidentin Viola Amherd in ihrer Eröffnungsrede sagte: Ein Friedensprozess ohne Russland ist undenkbar. Doch warum das teure Spektakel, wenn die Schweizer von vornherein verstanden haben, dass diese Aktion null praktische Wirkung hat?»

Kommentare

User #5430 (nicht angemeldet)

Wie "scharf" sind die Sanktionen und sonstigen Unternehmungen gegen Russland ,wenn Russland im aktuellen Jahr 2024 zum grössten Gaslieferanten der EU und der Schweiz ( 15 %) aufgestiegen ist und die USA an der Spitze abgelöst hat ?

User #2499 (nicht angemeldet)

Weltweit fallen 80% der Berichterstattungen, negativ aus! Also liebe Bundesräte, wann zieht ihr aus diesem Desaster, eure persönlichen Konsequenzen, wann?

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