Libysche Konfliktparteien beraten in Moskau über Waffenruhe
Der Konflikt zwischen den Regierungseinheiten Libyens und dem abtrünnigen General Chalifa Haftar soll an den Verhandlungen beigelegt werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Anführer des Konflikts in Libyen treffen sich zu Verhandlungen in Moskau.
- Ziel ist es eine Waffenruhe zwischen den Regierungstruppen und General Chalifa Haftar.
Die Anführer der libyschen Konfliktparteien sind am Montag in Moskau zu Verhandlungen über die Modalitäten der seit dem Wochenende geltenden Waffenruhe eingetroffen.
Mit der Unterzeichnung eines Abkommens sollen die seit neun Monaten andauernden Kämpfe zwischen den Truppen der international anerkannten Einheitsregierung und des abtrünnigen Generals Chalifa Haftar vor den Toren Tripolis' eingestellt werden.
An dem Treffen nahmen sowohl der Chef der Einheitsregierung, Fajes al-Sarradsch, als auch General Haftar teil. Darüber hinaus waren nach Angaben des russischen Aussenministeriums auch andere libysche Gruppierungen vertreten. Nach Angaben des Chefs der russischen Kontaktgruppe für Syrien, Lew Dengow, war aber noch unklar, ob die beiden Rivalen in Moskau direkt aufeinander treffen würden.
Treffen verdeutlicht Russlands Einfluss
Das Treffen, das unter der Leitung russischer und türkischer Regierungsvertreter stattfand, verdeutlicht den wachsenden Einfluss Moskaus und Ankaras in dem Konflikt. Unter deren Vermittlung war in dem nordafrikanischen Land in der Nacht zum Sonntag eine Waffenruhe in Kraft getreten. Die Türkei unterstützt die Einheitsregierung und hat eigene Truppen in das Bürgerkriegsland entsandt. Russland steht hingegen offenbar auf Seiten Haftars – auch wenn es eine Unterstützung des abtrünnigen Generals bestreitet.
Russland und die Türkei nutzen in dem Konflikt die Schwäche der westlichen Staaten, denen es in den vergangenen neun Jahren nicht gelungen ist, Libyen zu befrieden. Moskau will insbesondere seinen Einfluss im Nahen Osten ausbauen.
Haftar möchte Hauptstadt erobern
Beobachter bezweifeln jedoch, dass der Waffenstillstand von Dauer sein wird. «Haftar hat ein Ziel: die militärische Eroberung der Hauptstadt. Dies würde es ihm ermöglichen, am Verhandlungstisch seine Vorstellungen durchzusetzen», sagte Federica Saini Fasanotti vom Brookings Institute.
Moskau macht den Westen massgeblich für den Konflikt in Libyen verantwortlich, da die Nato die Aufständischen beim Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 militärisch unterstützte. Russland und die Türkei erhoffen sich neben grösserem geopolitischem Einfluss auch einen privilegierten Zugang zu den reichen Ölvorkommen des Landes.
Die internationale Gemeinschaft fürchtet hingegen, dass der nordafrikanische Staat sich zu einem «zweiten Syrien» entwickeln und eine neue grosse Flüchtlingsbewegung beginnen könnte. Die deutsche Regierung plant deshalb in Berlin eine internationale Konferenz zu Libyen, bei der insbesondere die ausländische Unterstützung für die Kampfhandlungen eingedämmt werden soll.