Migrantenausbeutung: Italien gegen sklavenähnliche Zustände

Keystone-SDA
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Italien,

Italien will nach dem Tod von 16 afrikanischen Hilfsarbeitern in Apulien gegen die Ausbeutung von Migranten in der Landwirtschaft vorgehen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Italien sagt der Migrantenausbeutung in der Landwirtschaft den Kampf an.
  • Hinter der Ausbeutung stecke meist die Mafia.

Die Ausbeutung von Migranten in der Landwirtschaft sorgt in Italien nach dem Tod von 16 afrikanischen Saisonarbeitern im süditalienischen Apulien für heftige Diskussionen. Innenminister Matteo Salvini versprach einen verschärften Kampf der Regierung gegen sklavenähnliche Arbeitsbedingungen auf den Feldern.

Salvini Innenminister
Matteo Salvini bei einer Pressekonferenz. - dpa

Der Handel mit illegalen Immigranten, die auf den Feldern Süditaliens ausgebeutet werden, beschäftigt die italienischen Behörden schon seit Jahren. 40 Prozent der Ausländer, die in der süditalienischen Landwirtschaft arbeiten, wohnen in Hütten ohne Strom und Wasser. 30 Prozent von ihnen werden misshandelt. In kaum einem Landwirtschaftsunternehmen werden Saisonarbeiter legal angestellt, berichteten italienische Medien. Hinter der Ausnutzung der Tagelöhner stecke meistens die Mafia, die sich mit dem Menschenhandel bereichere.

Italien habe zwar ein fortgeschrittenes Gesetz im Kampf gegen den sogenannten "Caporalato", wie die Ausbeutung von Schwarzarbeitern auf den Feldern in Italien genannt wird, das Strafen von bis zu sechs Jahren Haft vorsieht, die Kontrollen seien jedoch unzulänglich, bemängelte der italienische Premier Giuseppe Conte.

Die Mafia steckt dahinter

Kritik an der Politik

«Wir werden Schwarzarbeit und Schattenwirtschaft bekämpfen. Der Einsatz gegen die Mafia, gegen die Ausnutzung der Schwarzarbeit und gegen die illegale Migration sind Prioritäten dieses Kabinetts», erklärte Salvini. Gewerkschaften und Saisonarbeiter beteiligten sich am Mittwoch im apulischen Foggia an einer Demonstration für bessere Arbeitsbedingungen auf den Feldern.

Tausende afrikanische Saisonarbeiter werden schwarz auf den Gemüsefeldern in Süditalien eingesetzt. Sie arbeiten für einen Hungerlohn von 30 Euro pro Tag, berichteten italienische Medien. Sie müssen auch für die Transportkosten von den Barackensiedlungen, in denen sie leben, bis zu den Feldern aufkommen.

In einem Kleinbus eingepfercht waren am Montag zwölf afrikanische Migranten nahe Foggia verunglückt. Das Fahrzeug war gegen einen Bus geprallt. Zu einem ähnlichen Unfall war es am Samstag unweit von Foggia gekommen. Dabei waren vier Saisonarbeiter ums Leben gekommen. Gewerkschaften und Vereinigungen zur Unterstützung der Arbeiter verlangen seit Jahren ein System öffentlicher Verkehrsmittel in der Haupterntesaison.

Zugleich müsse eine Qualitätslandwirtschaft gefördert werden. "Würdevolle Arbeitsbedingungen sind ein Hauptanliegen dieser Regierung", erklärte der Premier. Inzwischen wurden sieben Landwirtschaftsbetriebe lokalisiert, die die verunglückten Migranten beschäftigten.

In der Gegend um den Ort Rosarno in Kalabrien leben circa 3500 afrikanische Saisonarbeiter, die in den Feldern der Gegend bei der Ernte von Zitrusfrüchten eingesetzt werden, in Slums, unter Plastikplanen ohne Strom und fliessendes Wasser. Die hygienische Lage sei katastrophal, die Lebensbedingungen unmenschlich, kritisierte kürzlich der Verband Ärzte für Menschenrechte.

Lediglich 30 Prozent aller Saisonarbeiter haben einen Arbeitsvertrag, alle anderen seien Tagelöhner und das ganze Jahr, rund um die Uhr, einsatzbereit. Viele Erntehelfer werden zudem von der 'Ndrangheta, der kalabresischen Mafia, ausgebeutet, die die Arbeit auf den Feldern kontrolliert.

Katholische Organisationen warnten vor den dramatischen Zuständen auf den süditalienischen Feldern. Die Politik müsse sich stärker um diejenigen kümmern, die weithin unter ausbeuterischen Bedingungen in der Landwirtschaft arbeiten, erklärte die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio in Rom. Die Caritas Apulien mahnte in einer Erklärung, genauer auf die Arbeitsbedingungen von Migranten und italienischen Bürgern zu schauen. Man müsse fragen, was das Leben eines Menschen, Arbeiters oder Migranten wert sei.

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