Nach EU-Austritt des Vereinigten Königreichs ist Zukunft ungewiss
Jubel, Tränen und Ernüchterung: Nach dem EU-Austritt des Vereinigten Königreichs ist dessen Zukunft nun ungewiss.

Das Wichtigste in Kürze
- Nach 50 Jahren ist Grossbritannien aus der EU ausgetreten.
- Tausende Briten feierten, andere betrauerten den Ausstieg mit einer Mahnwache.
- Die Zukunft des Landes ist bisher noch ungewiss.
Während in der Nacht zu Samstag tausende Briten den Brexit feierten, betrauerten andere den Einschnitt mit einer Mahnwache. Der britische Premierminister Boris Johnson kündigte eine «neue Ära» der Zusammenarbeit mit der EU an. Entscheidende Fragen sind nach dem EU-Austritt des Vereinigten Königreichs aber noch ungeklärt.
Um 23.00 Uhr Londoner Zeit - Mitternacht auf dem Kontinent - war es so weit: Vor dem Parlament von Westminster schwenkten tausende «Brexiteers» den Union Jack. Zudem sangen sie die Nationalhymne, liessen Luftballons steigen und fielen sich in die Arme.
Verschiedene Stimmungen nach dem EU-Austritt des Vereinigten Königreichs
«Es ist absolut fantastisch», freute sich die 65-jährige Karen Ollerton. «Wir sind eine freie Nation», jubelte der 44-jährige John Moss. Die Kundgebung hatte der Gründer der Brexit-Partei, Nigel Farage, organisiert. Er nannte den Austritt aus der europäischen Staatengemeinschaft nach 47 Jahren den «wichtigsten Moment der modernen Geschichte» Grossbritanniens.

Doch nicht überall im Land herrschte Jubelstimmung. Viele Brexit-Gegner, darunter zahlreiche der 3,6 Millionen in Grossbritannien lebenden EU-Bürger, hielten Mahnwachen ab und zündeten Kerzen an. Vor dem Brandenburger Tor in Berlin sangen Pro-Europäer um Mitternacht gemeinsam die EU-Hymne «Ode an die Freude».
Brexit-Votum 2016 offenbarte die Spaltung
Schon das Brexit-Votum vom Juni 2016 hatte die tiefe Spaltung der Briten offenbart: 52 Prozent stimmten für einen Austritt, 48 Prozent für einen Verbleib in der EU. Es folgten mehr als drei dramatische Jahre, die durch die Rücktritte der Premierminister David Cameron und Theresa May geprägt waren. Es gab ebenfalls zahlreiche turbulente Szenen im britischen Parlament - bis Mays Nachfolger Johnson den Brexit schliesslich durchboxte.

Um die Brexit-Gegner im Land nicht vor den Kopf zu stossen, beging die britische Regierung den Austritt im Kleinen. In der Downing Street gab es einen Empfang mit anschliessender Lichtershow. In einer Ansprache betonte Johnson, der britische EU-Austritt sei «kein Ende, sondern ein Anfang». Er biete die Chance auf «erstaunliche Erfolge».
Keine Veränderung in der Übergangsphase
In der Übergangsphase bis Ende des Jahres ändert sich für die Bürger trotz des Brexit zunächst nichts. London und Brüssel wollen bis zum 31. Dezember ihre künftigen Beziehungen und insbesondere ein Freihandelsabkommen aushandeln. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist zuversichtlich, dass bis Jahresende nach dem EU-Austritt des Vereinigten Königreichs ein «ausbalanciertes Paket» vorliege.