Proteste in Kolumbien trotz Gesprächsangebot der Regierung fortgesetzt
In Kolumbien gehen die Proteste gegen Staatschef Iván Duque trotz des von der Regierung angekündigten «nationalen Dialogs» weiter.

Das Wichtigste in Kürze
- Drei Tote bei Anschlag auf Polizeistation im Südwesten.
Demonstranten gingen in Bogotá auf die Strasse und belagerten Duques Wohnsitz in der Hauptstadt. Dort galt nach den massiven Ausschreitungen vom Donnerstag eine nächtliche Ausgangssperre. Bislang wurden bei den Protesten landesweit drei Menschen getötet. Derweil starben bei einem Anschlag auf eine Polizeiwache im Südwesten des Landes drei Polizisten.
Hunderte Demonstranten versammelten sich in Bogotá, um mit dem Schlagen auf Töpfe und Pfannen ihrer Unzufriedenheit mit der Regierung des rechtskonservativen Staatschefs Duque Ausdruck zu verleihen. Später ging die Polizei mit Blendgranaten und Tränengas gegen Protestkundgebungen vor, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten.
Rund 50 Demonstranten zogen mit Töpfen und Pfannen vor das Haus Duques, wo sie die Nationalhymne sangen. Später löste sich die Kundgebung ohne Zwischenfälle auf.
Angesichts der gewaltsamen Zusammenstösse hatte der Bürgermeister Bogotás zuvor für die ganze Stadt eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Für die Viertel Bosa, Ciudad Bolívar und Kennedy, in denen es auch am Freitag Krawalle gegeben hatte, galt die Anordnung ab 20.00 Uhr (Ortszeit, Samstag 02.00 Uhr MEZ), im Rest der Stadt ab 21.00 Uhr, erklärte Bürgermeister Enrique Peñalosa.
Die Ausgangssperre galt demnach bis 06.00 Uhr. Peñalosa hatte sie zunächst nur für die drei genannten Viertel im Süden von Bogotá verhängt, kurze Zeit später dehnte er sie aber auf das gesamte Stadtgebiet aus. Bewohner Bogotás reagierten auf die Anordnung, indem sie von ihren Wohnungen aus auf Töpfe und Pfannen schlugen.
Am Samstagmorgen hatte sich die Lage in der Stadt wieder beruhigt. Der Verkehr floss wie gewöhnlich.
Laut Peñalosa waren wegen der Proteste knapp 20.000 Polizisten und Soldaten in Bogotá im Einsatz. «Wir werden keinesfalls zulassen, dass eine winzige Minderheit aus Straftätern unsere Stadt zerstört.»
Der seit August 2018 amtierende Staatschef Duque kündigte derweil wegen der Massenproteste einen nationalen Dialog an. «Ab kommender Woche werde ich ein nationales Gespräch einleiten, das die bestehende Agenda der Sozialpolitik stärkt», sagte der Präsident in einer Fernsehansprache. So solle «auf geeinte Weise» eine «Vision» ausgearbeitet werden, die es ermögliche, «die soziale Kluft zu schliessen».
Am Donnerstag waren nach Regierungsangaben bei Ausschreitungen am Rande von Demonstrationen drei Menschen getötet worden. Zudem seien 122 Zivilisten und 151 Sicherheitskräfte verletzt worden. Die heftigsten Ausschreitungen ereigneten sich in Cali, der drittgrössten Stadt Kolumbiens. In der Folge verhängte die Stadtverwaltung eine Ausgangssperre bis Freitagmorgen.
Unterdessen wurden bei einem Anschlag auf eine Polizeiwache in Santander de Quilichao in einer Konfliktregion im Südwesten Kolumbiens drei Polizisten getötet und zehn weitere Menschen verletzt. Die Polizeiwache sei mit Gasflaschen angegriffen worden, teilte Jaime Asprilla von der Stadtverwaltung am Freitag der Nachrichtenagentur AFP mit.
Der Behördenvertreter schloss aus, dass der Anschlag mit den Protesten gegen Duque zusammenhängt. Vielmehr sei die Tat im Zusammenhang mit den Aktivitäten bewaffneter Gruppen im Bezirk Cauca zu sehen. Die Polizei schrieb die Tat einer Splittergruppe der aufgelösten Farc-Guerilla zu.