Prozess gegen Demokratieaktivisten aus Hongkong in China eröffnet
Das Wichtigste in Kürze
- In China begann am Montag der Prozess gegen zwölf Demokratieaktivisten aus Hongkong.
- Diese müssen sich wegen eines Fluchtversuches nach Taiwan verantworten.
- Der Prozess wird dabei unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgehalten.
Im südchinesischen Shenzhen ist am Montag der Prozess gegen eine Gruppe von zwölf Demokratieaktivisten aus Hongkong angelaufen. Diese sollen sich wegen eines im August unternommenen Fluchtversuchs nach Taiwan verantworten.
Die Angehörigen der Angeklagten kritisierten, dass das Volksgericht im Bezirk Yantian den Prozess faktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit abhalten wolle. Die US-Botschaft erklärte, den Angeklagten werde ein sogenanntes Verbrechen zur Last gelegt, das darin bestanden habe, der «Tyrannei zu entkommen».
Mindestens zwei der Angeklagten drohen sieben Jahre Haft
Zehn der sogenannten «Zwölf aus Hongkong» nahmen an dem Prozess in der Stadt Shenzhen teil. Sie waren am 23. August festgenommen worden, als ihr Schnellboot auf dem Weg nach Taiwan von der chinesischen Küstenwache abgefangen wurde.
Mindestens zwei der Angeklagten müssen mit Haftstrafen von rund sieben Jahren rechnen, weil sie den Fluchtversuch organisiert haben sollen. Einige Mitglieder der Gruppe sehen sich zudem mit juristischer Verfolgung durch die Behörden in Hongkong konfrontiert. Die Urteilsverkündung soll zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
China schrecke vor nichts zurück, wenn es darum gehe, seine Bürger davon abzuhalten, «woanders Freiheit zu finden», kritisierte die US-Botschaft. Der chinesische Aussenamtssprecher Zhao Lijian erwiderte, die USA müssten «sofort damit aufhören, sich in innere Angelegenheiten Chinas einzumischen».
Journalisten erhielten keinen Zugang zu Prozess
Zur Prozesseröffnung gab es so gut wie keine offiziellen Mitteilungen. Vier Stunden nach dem Beginn der Verhandlungen war aber ein Fahrzeug-Konvoi zu sehen, der sich vom Volksgericht in Yantian entfernte. Ausländische Journalisten erhielten keinen Zugang zum Gericht, wie ein Team der Nachrichtenagentur AFP feststellte. Auch Diplomaten aus mehreren Ländern wurden nicht als Zeugen der Prozesseröffnung zugelassen.
Die Angehörigen der Angeklagten, von denen der jüngste erst 16 Jahre alt ist, hatten gefordert: Der Prozess solle live übertragen werden. Der Prozessbeginn wurde erst am Freitag angekündigt, eine Teilnahme der Angehörigen unter anderem unter Hinweis auf die Covid-19-Pandemie ausgeschlossen. Treffen zwischen den Angeklagten und ihren Anwälten wurden nicht zugelassen.
Taiwan als Zufluchtsort für Aktivisten
Seit dem Inkrafttreten des chinesischen Sicherheitsgesetzes im Juni ist Taiwan für Menschenrechtsaktivisten aus Hongkong zur Zufluchtsstätte geworden. Die Behörden in Taiwan eröffneten im Juli eine neue Anlaufstelle für Einwanderer aus Hongkong. Auch für solche, die sich aus politischen Gründen um Asyl bewerben.
Taiwan bietet häufig chinesischen Exilanten Zuflucht. Peking betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz, die wieder mit der Volksrepublik vereinigt werden soll. Notfalls auch mit militärischer Gewalt.