Verfahren in Pariser Sexvideo-Affäre gegen russischen Aktivisten Pawlenski
In der Pariser Sexvideo-Affäre hat die französische Justiz ein Ermittlungsverfahren gegen den russischen Aktivisten Pjotr Pawlenski eröffnet.
Das Wichtigste in Kürze
- Macrons Bürgermeisterkandidat Griveaux trat nach Video-Veröffentlichung zurück.
Der 35-Jährige wurde unter richterliche Aufsicht gestellt, aber vorerst freigelassen, wie sein Anwalt am Dienstagabend mitteilte. Pawlenski äusserte sich beim Verlassen des Gerichts «zufrieden», dass er im Internet intime Aufnahmen des Pariser Bürgermeisterkandidaten Benjamin Griveaux veröffentlicht hatte, der sich daraufhin zum Rückzug gezwungen sah.
Pawlenski, der sich als «politischer» Künstler bezeichnet, wollte Griveaux nach eigenen Angaben «Scheinheiligkeit» nachweisen. In dem von ihm im Internet veröffentlichten Video ist ein masturbierender Mann zu sehen. Der Film sowie anzügliche Textbotschaften waren offenbar an Pawlenskis Freundin Alexandra de Taddeo gerichtet. Auch gegen die 29-Jährige wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Griveaux war der Wunschkandidat von Präsident Emmanuel Macron für das prestigeträchtige Amt des Pariser Bürgermeisters und hatte am Freitag seinen Rückzug erklärt. Die Ermittlungen der Justiz beziehen sich auf Griveaux' Vorwurf der Verletzung der Intimsphäre und Verbreitung von Sex-Bildern ohne sein Einverständnis.
Gegen Pawlenski wird auch wegen eines Messerangriffs ermittelt, bei dem er bei einer privaten Silvesterparty zwei Männer verletzt haben soll. In dieser Sache hatte die Staatsanwaltschaft Untersuchungshaft gegen den Russen beantragt. Dazu soll er nach Angaben aus Ermittlerkreisen in einigen Tagen erneut einem Untersuchungsrichter vorgeführt werden.
Eine französische Regierungssprecherin hatte zuletzt spekuliert, Pawlenski habe «zweifellos Hilfe» bei der Veröffentlichung des Sex-Videos gehabt. Der bisherige Anwalt des Russen, Juan Branco, ist ein ausgewiesener Macron-Kritiker. Branco hatte sich als einer der Anwälte von Wikileaks-Gründer Julian Assange und in der Protestbewegung der «Gelbwesten» einen Namen gemacht. Wegen Befangenheit musste er sein Mandat aber nun abgeben. Branco unterhält private Beziehungen zu Pawlenski und seiner Freundin.
Spekuliert wird in Frankreich auch über ein russisches Komplott, für das es allerdings keinerlei Beweise gibt. Pawlenski hatte im Frühjahr 2017 Asyl in Frankreich erhalten. Zuvor war er in Russland zu einer verhältnismässig milden Geldstrafe verurteilt worden, nachdem er Feuer an der Moskauer Zentrale des Geheimdienstes FSB gelegt hatte. Im Pariser Exil legte er dann im Oktober 2017 Feuer an einer Filiale der Banque de France, um gegen deren Geschäftspraktiken zu protestieren. Dafür sass er ein Jahr im Gefängnis.
Die Aberkennung seines Flüchtlingsstatus droht dem Russen dennoch nicht: Nach Angaben aus dem französischen Innenministerium müsste er mindestens zu zehn Jahren Haft verurteilt werden oder aber «eine schwere Bedrohung für die Sicherheit des Staats» darstellen. Beides ist demnach nicht der Fall.